Er bezeichnet sich scherzhaft als den letzten Mohikaner.
Matthias Trattnig, der neue Kapitän von RB Salzburg, ist nach dem Abgang der Führungsspieler Thomas Koch, Marco Pewal, Reinhard Divis und Andre Lakos, noch mehr ins Rampenlicht gerückt, als dies ohnehin schon in den letzten Jahren der Fall war.
Der 32-jährige Verteidiger ist nun nicht nur aufgrund des großen „C“ auf der Brust absoluter Wortführer in der Mannschaft. Er soll die junge Garde des amtierenden Champions führen und die Mannschaft als Kapitän zum dritten Titel in Folge leiten.
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LAOLA1 hat sich mit dem gelernten Stürmer getroffen und mit ihm über seine neue Aufgabe als Kapitän, seine künftige Position sowie die Neuzugänge und die Probleme in der Liga gesprochen.
LAOLA1: Matthias, euer Team ist auf vielen Positionen verändert worden. Wie bist du mit der veränderten Mannschaft zufrieden?
Matthias Trattnig: Wir sind nun schon sehr lange zusammen, da wir ja schon in der Europen Trophy gespielt haben. Meiner Meinung nach haben wir uns gegen die großen Gegner gut verkauft, doch leider gegen Tampere drei Punkte liegen lassen. Wir hätten in dem einen oder anderen Spiel noch punkten können, haben aber zum Beispiel in Berlin und Färjestad gewonnen, die beide sehr stark sind. Wir sind also auf dem richtigen Weg.
LAOLA1: Du bist zum Kapitän gewählt worden. Hast du da spezielle Aufgaben?
Trattnig: Es ist kein großer Unterschied zur Vorsaison. Die Mannschaft besteht aus 22 Spielern und die ganze Mannschaft muss gewinnen. Da ändert sich für mich nichts.
LAOLA1: Einige neue Ausländer sind zu euch gestoßen. Konnten diese schon integriert werden?
Trattnig: Wir haben eine sehr gute Chemie im Team und viel Spaß zusammen. Ein paar sind erst seit kurzem dabei, was aber dennoch keine Probleme macht.
LAOLA1: Wurden die abgewanderten Leistungsträger gleichwertig ersetzt?
Trattnig: Wenn man unsere Leistung in der European Trophy sieht, denke ich schon, dass wir die Abgänge kompensieren konnten. Wir haben einen sehr guten Tormann (Josh Tordjman, Anm.) dazubekommen, Robbie Earl und Jeremy Williams sind zwei sehr starke Stürmer und die Jungen haben einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Andreas Kristler und Johannes Bischofsberger sind eisläuferisch sehr gut, da haben wir überhaupt mehr Qualität als im Vorjahr. Es geht alles in Richtung europäisches Eishockey, schnelles Eislaufen und körperlich gut in Form sein. Wir haben uns sicher nicht verschlechtert.
LAOLA1: Wie ist das Klima in einer Mannschaft mit so vielen Legionären?
Trattnig: Es ist immer so, dass die Legionäre eher zusammenpicken, aber es kommt dabei auf die Charaktere an. Das ist in diesem Jahr alles relaxed und locker.
LAOLA1: Wie beurteilst du die Abgänge aus deinem persönlichen Blickwinkel?
Trattnig: Alle waren Siegertypen, die in Salzburg sehr viel gewonnen haben. Von der Siegermentalität und wenn es Richtung Playoffs geht, fehlt uns sicher einiges. Ob uns genau das dann abgehen wird, werden wir am Ende sehen. So etwas bemerkt man erst gegen Saison-Ende.
LAOLA1: Welche Position wirst du im System von Pierre Page einnehmen? Eher Stürmer oder Verteidiger?
Trattnig: Ich bin Nummer vier oder fünf, also irgendwas zwischen Verteidiger und Stürmer. Das kennt ihr noch nicht (schmunzelt).
LAOLA1: Heißt das, man hat für dich noch keine Position gefunden?
Trattnig: Nominell bin ich als Verteidiger aufgestellt. Ob ich diese Rolle dann ausfülle, kommt mit Sicherheit auf den Gegner an. Gegen offensiv gute Mannschaften werden für mich vermehrt defensive Aufgaben anfallen und gegen defensivere Mannschaften bin ich mit Sicherheit auch vermehrt vorne zu finden. Aber eigentlich gehe ich als Verteidiger in die Saison.
LAOLA1: Was ist dir persönlich lieber?
Trattnig: Ich gewinne gerne, das ist mir das Liebste (lacht)!
LAOLA1: Wird die Titelverteidigung gelingen?
Trattnig: Die Capitals und der KAC haben sich gut verstärkt. Auch im letzten Jahr war das 7. Spiel entscheidend. Alle Mannschaften pendeln sich während der Saison auf einem Niveau ein und am Ende muss man das kleine Bisschen mehr rausholen und besser sein. Aber das wird auch heuer wieder sehr schwer werden.
LAOLA1: Wie siehst du die Aufnahme von Znaim?
Trattnig: Ich finde es gut wenn die Liga expandiert, denn zehn Teams sind ein bisschen wenig. Noch besser wären natürlich zwölf Mannschaften. Über die Stärke des Teams kann ich nicht viel sagen, aber ich denke, sie werden im unteren Mittelfeld landen.
LAOLA1: Warum hat sich kein österreichischer Verein als zwölftes Mitglied der Liga gefunden?
Trattnig: Die heimischen Vereine wollen die Punkteregel aufgrund der Kosten abschaffen. Wie sollen dann Feldkirch oder Innsbruck in die Liga kommen, wenn schon die Teams, die jetzt oben sind, nur am Jammern sind? Linz und Villach sind die Ausländer zu teuer. Es kommt wieder ein Scheidepunkt, wo etwas passieren muss. Zehn Ausländer sind nicht billig. Somit wird es wieder in die andere Richtung gehen. Vielleicht kommt eine Regel für EU-Ausländer. Ich weiß es nicht, aber irgendetwas wird sicher wieder kommen.
LAOLA1: Wieso findet man in Österreich kein Liga-Konzept, mit dem alle zufrieden sind?
Trattnig: Das ist im österreichischen Eishockey so. Es ändert sich, wenn man die letzten 20 bis 30 Jahre ansieht, eigentlich nichts. Es gab die Alpenliga, die dann zusammengebrochen ist, dann eine Viererliga. Später hat man auf eine 12er-Liga aufgestockt, da waren die Budgets nieder. Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, an welchem wir mit 11 Mannschaften und Ausländern spielen, doch die Budgets sind zu hoch. Es geht nicht wirklich bergauf.
LAOLA1: Es wird in letzter Zeit viel kritisiert, dass zu viele Ausländer bei den Vereinen unter Vertrag stehen und die Österreicher nicht zum Zug kommen. Darunter leidet auch das Nationalteam. Kannst du einen Lösungsansatz bieten?
Trattnig: Kritisieren ist leicht, aber Lösungen zu finden ist schon schwerer. Ich denke, man muss bei den ganz Kleinen, also den Sechs- bis Acht-Jährigen beginnen, in Infrastruktur, Trainer und Ausbildung zu investieren. Das dauert dann halt 15 Jahre, aber dann hat Österreich wieder eine Chance, sich unter den besten Nationalmannschaften zu etablieren.
LAOLA1: Ist die EBEL schuld am Nationalteam-Dilemma?
Trattnig: Die Vereine in der EBEL müssen schauen, dass sie überleben und ein gutes Produkt bieten. Der ÖEHV sagt immer, die EBEL macht nichts für den Nachwuchs, aber es ist eine Profiliga, die nicht anders überleben kann. Ich bin da zweigeteilter Meinung. Die EBEL ist die höchste Spielklasse in Österreich, die versuchen muss, sich zu verkaufen und gesund zu sein. In anderen Ländern wie der Schweiz oder Schweden machen auch nicht die großen Mannschaften die Nachwuchsarbeit. Hinter einer Mannschaft wie Zürich sind 30 Nachwuchsmannschaften, in denen die jungen Spieler ausgebildet werden. Es liegt nicht an den EBEL-Mannschaften, dass die Jugendlichen sich nicht entwickeln. Es muss mehr Breite her. Genau dafür ist der ÖEHV zuständig.
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Sebastian Rauch, Christoph Köckeis, Christian Eberle,