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"Mein Job ist es, auf dem Eis der Chef zu sein"

Gefeierter Held oder frustrierter Buhmann – das Schicksal eines Torhüters ist kein leichtes.

Rene Swette befindet sich derzeit auf der Sonnenseite des Eishockey-Lebens. Erst durch die Knie-Verletzung Andy Chiodos, eigentliche Nummer eins des KAC, bot sich dem 23-Jährigen diese Möglichkeit.

Nach drei Spielen, 13 Toren und lediglich drei Gegentreffern hält der Rekordmeister beim Punkte-Maximum. Mit ein Verdienst des gebürtigen Vorarlbergers zwischen den Pfosten.

„Rene ist ein guter Mann. Es ist nicht notwendig, einen zusätzlichen Goalie zu holen. Wir sind mit der Rehabilitation von Chiodo zufrieden“, so Neo-Teamchef Manny Viveiros, welcher mit einer Rückkehr Mitte Oktober rechnet.

Bis dorthin möchte Swette, dessen Idol Henrik Lundqvist von den New York Rangers ist, den Chef-Betreuer in seinem Vertrauen bestärken.

LAOLA1 sprach mit dem „Stammspieler auf Zeit“ über den undankbaren Job, Erwartungen für seine Karriere, die Entwicklung in Klagenfurt und spezielle Goalie-Vorbereitung.

LAOLA1: Rene, wie zufrieden seid ihr mit dem Saison-Auftakt?

Rene Swette: Wir zogen das Konzept, welches wir im Sommer erarbeitet haben, durch. Wir spielen in der Defensive sehr stark, deshalb konnten wir die Partien für uns entscheiden.

LAOLA1: Der Meister wurde in Spiel eins nach der bitteren Final-Pleite deklassiert. Ist der KAC so viel besser als noch vor fünf Monaten?

Swette: Dass wir die Salzburger derart abschießen, damit hatte keiner gerechnet. Wir haben einfach stark agiert und ein paar Kleinigkeiten verbessert. Eisläuferisch sind wir im Vergleich zum Vorjahr besser geworden. Rückkehrer Thomas Koch hat einen großen Anteil. Jeder weiß, was er kann. Unser Spiel ist schneller geworden. Dafür fehlen uns die Routiniers wie Jeff Shantz oder Sean Brown.

LAOLA1: Du weißt von dem Ausfall deines Konkurrenten zu profitieren. Wie schwer war es für dich, in seine Rolle zu wachsen?

Swette: Wie ich Andy kenne, wird er sich bald zurückkämpfen. Er ist ein harter Arbeiter. Natürlich freue ich mich, die Chance zu haben. Vor zwei Saisonen stand ich bereits einmal zu Beginn im Tor, da lief es auch nicht so schlecht. Ich kann nur mein Bestes geben und helfen, dass wir gewinnen. Bislang war es ganz gut. Wenn die Verteidigung nicht mitspielt, wäre es aber nicht so.

LAOLA1: Nun darfst du dich über einen längeren Zeitraum als Nummer eins zeigen. Für deine weitere Zukunft nicht unbedeutend, oder?

Swette: Durch die Spiele bekommt man die meiste Erfahrung. Nur so entwickelt man sich weiter. Ich möchte gute Leistungen erbringen. Wenn wir als Team weiter so spielen, sind wir sehr schwer zu schlagen.

LAOLA1: Wie sieht die Kommunikation mit den Mitspielern während der Partie aus?

Swette: Man gibt etliche Kommandos, das hilft allen weiter. Ich sage meinen Vorderleuten, was sie zu tun haben, und umgekehrt auch. Mein Job ist es, auf dem Eis der Chef zu sein. In diese Rolle muss ich noch reinwachsen. Durch Einsätze wird das immer besser.

Swette (r.) traf beim KAC auf "große Namen" wie Shantz (l.) und Brandner (m.)

LAOLA1: Im Sommer 2008 bist du von deinem Jugendverein Lustenau nach Klagenfurt gewechselt. In Kärntens Landeshauptstadt steht man besonders im Fokus. Wie schwer fiel die Umstellung?

Swette: In Lustenau war ich drei Jahre zuvor Einser-Tormann. Nach meinem Wechsel zum KAC hatte ich Nationalteam-Goalie Hannes Enzenhofer zum Konkurrenten. Zudem kehrte Christoph Brandner zurück nach Klagenfurt. Und auch Shantz und Brown kamen. Mit solch großen Namen zu spielen, war schon cool. Gleichzeitig wurden viele Talente, wie Raphael Herburger oder die Brüder Stefan sowie Manuel Geier, geholt. So sind wir als Team gewachsen.

LAOLA1: Wer hat dich in der Anfangszeit besonders unterstützt?

Swette: Ich wohne mit Herburger zusammen, wir haben uns durchgekämpft. Aber wir wurden auch vom ganzen Team sehr gut aufgenommen. Betreuer und Vorstand haben uns immer geholfen, wenn uns etwas am Herzen lag.

LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit deiner Entwicklung beim KAC?

Swette: Am Anfang ist es schnell gegangen. Gleich in der ersten Saison hatte ich 21 Partien, weil sich die Nummer eins, Enzenhofer, verletzte. Es ist ziemlich gut gelaufen, wir haben sehr viel gewonnen. Dennoch wurde Travis Scott als Backup für ihn verpflichtet, aber das war kein Problem. Ich habe mich bisher mit meinen Konkurrenten gut verstanden. Damals war ich 20 Jahre alt, da konnte ich nicht viel erwarten. In demselben Jahr haben wir den Meistertitel geholt, das war ein tolles Erlebnis.

LAOLA1: Die Position des Goalies ist eine undankbare. Man trägt immense Verantwortung und lässt sich freiwillig „abschießen“. Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Swette: Wenn man gewinnt, ist man der gefeierte Held. Verliert man, ist man meistens der Depp. Ich habe es mir ausgesucht. Die Frage nach dem Warum stelle ich mir aber selbst manchmal (lacht)! Ich war als Spieler ganz okay, doch zur Jugendzeit hat mir Lustenaus Tormann Christian Fend getaugt. Ich  musste dann für meinen heutigen Job kämpfen, denn mein Papa war damit gar nicht einverstanden. Aber jetzt habe ich seine volle Unterstützung (lacht).

LAOLA1: Torhüter absolvieren im Sommer häufig spezielle Camps. Wie sah deine Vorbereitung aus?

Swette: Heuer war ich auf keinem Camp. Wir haben uns intensiv mit Tormann-Coach Pierre Beaulieu vorbereitet. Die drei Jahre zuvor war ich bei solchen Trainingslagern. Zwei Mal beim GDI-Camp sowie im Vorjahr bei NHL-Guru Francois Allaire (Anm.: Goaltending-Coach der Toronto Maple Leafs). Rund 20 Goalies, sechs Tore und einige Schützen stehen auf dem Eis. Dann geht man von Station zu Station und macht die unterschiedlichsten Übungen durch. Davon kann man nur profitieren.

LAOLA1: Wie gestaltet sich das tägliche Training im Vergleich zu einem Feldspieler?

Swette: Die speziellen Tormann-Einheiten haben wir vor oder nach dem Mannschaftstraining. Sonst arbeiten wir mit den anderen Kollegen. Auch die Konditions-Übungen machen wir normal mit.

LAOLA1: Letzte Frage: Wie sieht die Erwartungshaltung für die kommenden Jahre aus?

Swette: Mein Ziel ist es, in Klagenfurt die Nummer eins zu werden. Das muss es auch sein, sonst wäre alles uninteressant. Ich möchte mich etablieren und vielleicht gelingt eines Tages sogar der Schritt ins Ausland.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis