news

"Eigentlich bin ich im besten Eishockey-Alter"

Für die meisten Profi-Sportler ist es der Albtraum schlechthin.

Mit 28 Jahren ist die Karriere von einem Tag auf den anderen beendet. Nur die wenigsten entscheiden sich dazu bewusst, meistens sieht man sich durch eine Verletzung zu diesem Schritt gezwungen.

Einer, der aus freien Stücken diesen Weg gewählt hat, ist Harald Ofner. Der Stürmer der Vienna Capitals hängt im besten Eishockey-Alter seine Schlittschuhe an den Nagel und beginnt am 1. Dezember in Kärnten eine Ausbildung zum Polizisten. 

Obwohl es für den Familienvater in dieser Saison gut läuft (13 Punkte), kehrt er dem Sport, der sein Leben bestimmt hat, den Rücken. Nach 501 Bundesliga-Spielen und 144 Punkten, davon 60 Toren, beendet Ofner seine Karriere.

LAOLA1 hat mit dem gebürtigen Kärntner gesprochen und sich mit ihm unter anderem über die schwere Entscheidung, sein Verhältnis zu Trainer Tommy Samuelsson und Vorfreude beziehungsweise Wehmut unterhalten.

LAOLA1: Wie haben sich die Verhandlungen gestaltet. War es schwierig, aus dem laufenden Vertrag herauszukommen?

Harald Ofner: Das ist sehr schnell gegangen, denn der Verein hat mir sehr viel Verständnis entgegen gebracht. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es für den Klub ein schlechter Zeitpunkt ist, aber ich kann mir auch nicht aussuchen, wann der Lehrgang startet. Alle waren sehr verständnisvoll, weil ihnen auch klar war, dass dies eine Entscheidung fürs Leben ist. Profisport hat nun mal ein Ablaufdatum und der Vorstand war sehr hilfsbereit.

LAOLA1: Ist es nun definitiv vorbei oder wirst du bis zu deinem Dienstantritt bei der Polizei am 1. Dezember nochmals für die Capitals auflaufen?

Ofner: Nein, ich wurde bereits am Freitag abgemeldet. Der Klub muss in die Zukunft schauen und meinen Platz nachbesetzen. Denn es gibt ja die Punkteregel und da nehme ich natürlich als Spieler, der nicht mehr aufläuft, anderen die Punkte weg. Aber der Klub hat eine Lösung gefunden und darum wurde ich gleich abgemeldet. Das war für mich aber nicht überraschend.

LAOLA1: Hast du dir überlegt, bei einem der Kärntner EBEL-Vereine unterzukommen, oder hängst du die Schlittschuhe komplett an den Nagel?

Ofner: Dem Eishockey ganz den Rücken kehren, möchte ich nicht, aber neben der Ausbildung ist ein Profibetrieb nicht möglich. Im Amateurbereich will ich aber schon noch tätig sein.

Ofner trug gegen Salzburg das letzte Mal das Caps-Trikot

LAOLA1: In Salzburg hast du somit definitiv dein letztes Spiel auf Profiebene bestritten. War dir das zu diesem Zeitpunkt schon klar?

Ofner: Nein, das war es nicht. Ich hatte meine Pläne zwar schon verkündet, allerdings gab es noch keine Entscheidung des Vorstands, wie man weiter verfahren wird. Die Verantwortlichen mussten sich natürlich auch zuerst über die Situation klar werden. Am Mittwoch war das noch offen und nun hat man sich aber so entschieden, was völlig in Ordnung ist.

LAOLA1: Hättest du etwas anders gemacht oder das Spiel vielleicht mehr genossen, wenn dir schon bewusst gewesen wäre, dass es das letzte Mal ist, dass du vor so vielen Menschen Eishockey spielen wirst?

Ofner: Nein, ich wäre so wie immer aufs Eis gegangen, denn es zählt am Ende nur die Leistung des Teams und wie du dich selber präsentierst. Einfach alles geben, denn als Spieler war immer mein erstes Ziel, zu gewinnen und das hätte sich nicht geändert, wenn ich gewusst hätte, dass es das letzte Mal ist.

LAOLA1: Gibt es Pläne, dass du noch offiziell verabschiedet wirst?

Ofner: Das weiß ich nicht, wie der Klub weiter verfährt. Keine Ahnung, ob eine offizielle Verabschiedung geplant ist, oder ob das nur intern ablaufen wird.

LAOLA1: Was überwiegt nun am Ende. Ist es die Vorfreude auf den neuen Job oder die Wehmut dem Eishockey den Rücken zu kehren?

Ofner: Natürlich ist die Vorfreude da, denn die Initiative ist ja von mir ausgegangen und ich wollte diesen neuen Weg einschlagen. Wehmut ist auch dabei, denn man hat die ganzen Jahre an der Karriere gearbeitet und ich habe mich als Spieler etabliert. Es ist schade, denn ich bin mit 28 Jahren im besten Eishockeyalter. Es kommt nun mal eine Zeit im Leben, wo man Entscheidungen treffen muss und der Beruf des Polizisten ist definitiv für meine Familie und mich die beste Wahl. Die Wehmut ist dabei und das wird wahrscheinlich noch schlimmer, denn in der letzten Zeit hatte ich so viele Dinge im Kopf, dass ich mir darüber keine Gedanken machen konnte. Bereuen werde ich diesen Schritt nicht.

LAOLA1: Was reizt dich am Polizisten-Dasein?

Ofner: Es ist für mich ein guter Job und mir gefällt die Arbeit von Haus aus. Ich bin familiär ein bisschen vorbelastet, weil es in meiner Verwandtschaft auch Polizisten gibt. Da habe ich das Ganze mitverfolgen können und bin der Meinung, dass auch die Entlohnung passt. Der Job ist für mich sehr interessant und daher freue ich mich auf die Herausforderung.

LAOLA1: Was wirst du vermissen, wenn du nicht mehr täglich am Eis stehst?

Ofner: Natürlich das Spiel an sich, aber auch die Mitspieler und das ganze Drumherum. Ich habe immerhin mein ganzes Leben lang Eishockey gespielt. Auch wenn viele Spieler sagen, sie könnten auf die Vorbereitung verzichten, ich werde auch diese in gewissem Maße vermissen. Natürlich spielt man lieber Meisterschaft, als sich im Sommer zu quälen, aber es ist Teil des Spiels und wird mir ebenfalls abgehen.

LAOLA1: Kommen wir noch kurz zu den Caps und dem bisherigen Saisonverlauf. Die Meisterschaft läuft sehr durchwachsen und es fehlt an Konstanz. Hat die Vorbereitung mit der European Trophy doch mehr Kraft gekostet, als man sich eingestehen will?

Ofner: Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, denn die Mannschaft ist nicht müde oder ausgelaugt. In der European Trophy hatten wir Spiele, in welchen wir zehn Minuten mit dem Kopf einfach woanders waren und dafür haben wir immer bezahlt. Wenn man sich die Partien anschaut, haben wir zwei Drittel konstant auf gutem Niveau agiert, aber dann eben auch ein Drittel schwach, wofür wir bitter bestraft wurden. Ähnlich geht es uns auch in der Meisterschaft, aber die Spiele auf internationaler Bühne waren eine gute Vorbereitung.

LAOLA1: Hat man sich mit der Ansage, Meister zu werden, eventuell zu viel Druck gemacht?

Ofner: Wir hatten natürlich einen Druck, aber der hat nichts mit dem Saisonziel zu tun, sondern mit unserem Anspruch als Sportler an sich. Wir wussten nach der durchwachsenen Anfangsphase, dass es nun Zeit ist, langsam anzuschreiben und eine Konstanz in unser Spiel zu bringen. Das war der Druck, den wir uns machten. Leider hatte das zuletzt in Jesenice und Salzburg nicht funktioniert.

LAOLA1: Tommy Samuelsson gilt als strenger Trainer. Wie bist du mit ihm zurechtgekommen?

Ofner: Wir beide hatten ein gutes Verhältnis und ich hatte mit ihm in keiner Weise ein Problem. Er hat erkannt, dass die Linie Nageler-Ofner-Pinter gut zusammenpasst. Der Trainer stand voll hinter uns und ich kam immer sehr gut zurecht.

LAOLA1: Was sind die eklatanten Unterschiede zwischen ihm und seinem Vorgänger Kevin Gaudet?

Ofner: Er hat eine härtere Hand, ist aber menschlich voll in Ordnung. Gaudet und Samuelsson sind völlig unterschiedliche Typen, aber menschlich beide sehr in Ordnung. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Auch wenn das Training hart und die Taktik eine andere ist, wenn es charakterlich passt, dann fühlt sich jeder Spieler wohl und kann seine volle Leistung bringen.

LAOLA1: Ihr habt großes Verletzungspech. Kann man das in gewisser Weise Samuelsson und seinem Training anlasten?

Ofner: Das hat mit dem Trainer nichts zu tun und ist schlicht Pech. Es ist nicht so, dass irgendein Spieler verheizt wurde oder dass wir nicht genug trainiert hätten, sodass wir körperlich nicht mithalten können. Der Trainer kann nichts dafür, dass Marcel Rodman von einer Scheibe hinterm Ohr getroffen wird, Taylor Holst eine Gehirnerschütterung hat und Rafael Rotter, der sowieso außerordentlich fit ist, sich das Kreuzband reißt. Was soll der Trainer da machen?  Es ist zwar auffällig, dass in Wien in jedem Jahr einige Spieler länger ausfallen, aber dafür kann man nichts.

LAOLA1: Danke für das Gespräch und viel Erfolg für deine Zukunft.

Das Interview führte Sebastian Rauch