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"Wir brauchen endlich einen Befreiungsschlag"

Würden die Vienna Capitals so spielen, wie ihre neue Halle aussieht, die Fans müssten sich in dieser Saison nur wenige Sorgen machen. Das tun sie aber nicht, deswegen sind die Anhänger bislang leidgeprüft.

Elf Spiele haben die Hauptstädter absolviert, vier Siegen stehen dabei sieben Niederlagen gegenüber. Das bescheidene Zwischenresultat spielgelt sich in Rang sieben wider.

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„Es ist im Moment eine Kopfsache“, versuchte Head Coach Tommy Samuelsson nach dem 3:4 n.P. gegen die Graz99ers am vergangenen Sonntag zu begründen.

„Wird nur durch Training besser“

Abgesehen davon, dass es die vierte Heimniederlage im sechsten Versuch war, boten die Wiener erneut keine überzeugende Leistung, vor allem in den vielen Überzahl-Spielen strahlten sie so gut wie keine Gefahr aus.

„Einigen Spielern fehlt die Vorbereitung, das merkt man. Dann denken sie auch zu viel und agieren nicht so, wie sie sollten. Das wird nur durch Training besser“, erklärt Samuelsson diesbezüglich.

Trotz schwacher Leistung hatten die Hausherren den Sieg schon in der Hand, kassierten aber drei Minuten vor Ende den Ausgleich der Steirer. Für den Coach eine symptomatische Szene.

„Wir brauchen endlich einen Befreiungsschlag und damit meine ich einen Sieg nach 60 Minuten. Es sind kleine mentale Dinge, die vieles positiv ändern können“, hofft der Schwede, der seit Sommer das Zepter in Wien-Kagran schwingt.

„Wenn du kaum ein Spiel über 60 Minuten gewinnst, dann fehlt dir das Selbstvertrauen. Es kommen Unruhe und Stress in den Kopf. Das brauchen wir nicht, ist aber auch unter solchen Umständen normal. Das ist in jeder anderen Sportart auch so. Die Spieler brauchen eben einen Befreiungsschlag.“

Siege nach 60 Minuten sind Caps fremd

Ein Sieg nach 60 Minuten ist den Capitals in dieser Saison fremd geworden. Exakt ein Mal konnten nach Ende der regulären Spielzeit die Schläger der Wiener in die Höhe gerissen werden.

Das war am 9. September beim Gastspiel in Graz (4:2) – auch bekannt als Saison-Auftakt – der Fall. Die drei anderen Siege wurden allesamt nach Penaltyschießen eingefahren.

Samuelsson weiß, was die Spieler brauchen: „Einen Vorsprung von zwei, drei Toren, um den Sieg nach Hause zu bringen.“

Dafür benötigt es wohl auch einen Francois Fortier in Top-Form. Der Stürmer erzielte seit seiner Rückkehr auf das Eis in sieben Spielen gerade einmal zwei Tore, eines zuletzt erst gegen Graz.

„Auch nur Menschen“

„Es sind alle auch nur normale Menschen. Wenn er nicht trifft, dann fängt er an zu überlegen und deswegen sage ich, wir brauchen einen Sieg nach 60 Minuten. Momentan trifft der Gegner immer bei einem Tor Rückstand noch“, hält Samuelsson einmal mehr fest.

Hinsichtlich der Zukunft macht sich der 51-Jährige aber keine Sorgen: „In jeder Saison gibt es Höhen und Tiefen, natürlich will man besser in eine Saison starten. Im Moment ist das nicht so, aber es zählt auch die Gegenwart mehr als die Vergangenheit. Die Liga-Saison ist keine Sprintstrecke, sondern ein Marathonlauf. Man muss immer die nächste Aufgabe in Angriff nehmen.“

Diese findet am Freitag auswärts beim VSV, dem aktuellen Schlusslicht, statt. Für einen Wiener Befreiungsschlag, also einem Sieg nach 60 Minuten, eine nahezu perfekte Konstellation.

Zumindest im Kopf.

 

Bernhard Kastler