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Aus der Pleiten-EM 1999 gelernt

Aus der Pleiten-EM 1999 gelernt

Die EuroVolley (10. bis 18. September) in Österreich und Tschechien weckt unweigerlich Erinnerungen an die bisher einzige EM auf österreichischen Boden.

1999 wurde die ÖVV-Auswahl Achter, die bisher beste Platzierung eines rot-weiß-roten Teams. Freilich waren damals auch nur acht Teams am Start.

"Es war ein Misserfolg", sagte Österreichs Verbandspräsident Peter Kleinmann zwölf Jahre danach, "das ist für mich kein Maßstab." Eines ist für ihn jedenfalls sicher: "Jetzt ist alles ganz anders".

Nicht konkurrenzfähig

Fünf Spiele, fünf 0:3-Niederlagen - Österreichs Team war 1999 in den Partien im Wiener Dusika-Stadion Kanonenfutter.

"Wir waren damals als Veranstalter weder sportlich noch organisatorisch in der Lage, das Turnier zu nützen. Es war eine EM, die nicht nach Österreich gehört hat", erinnerte sich Kleinmann.

Der spätere ÖVV-Präsident war damals beim Titelkampf als Competition-Director tätig.

Verschiedene Interessen

Und doch hatte die EM nachträglich gesehen auch ihre positiven Seiten. "Wir haben unsere Schlüsse gezogen und daraus gelernt", betonte Kleinmann, der damals noch voll auf seinen Wiener Klub hotVolleys fixiert gewesen war.

"Die Vereine, die damals an der Spitze waren, haben das Projekt nicht mitgetragen, die hatten ganz andere Interessen."

Leidtragender davon war damals vor allem ÖVV-Teamchef Zdenek Hanik.

Ungünstiger Zeitpunkt

Der Tscheche war seit 1996 im Amt gewesen, hat die ÖVV-Auswahl bei der EM parallel zu seiner Trainertätigkeit in Innsbruck betreut.

Am Beginn der Klub-Rivalität zwischen den Tirolern und Kleinmanns hotVolleys wirkte sich das negativ auf Haniks Nationalteam-Arbeit aus.

Höhepunkt war die Entlassung des damals 41-Jährigen nur neun Tage vor EM-Beginn durch den den ÖVV-Präsidenten Johann Schuhböck vertretenden "Vize" Karl Hanzl, nachdem es vier Niederlagen gegen Finnland in Folge gegeben hatte.

Team bezieht Stellung

Nachdem ein Protest der Spieler die Wiedereinsetzung Haniks und die Abreise des geplant gewesenen Nachfolgers Ulrich Sernow zur Folge hatte, trat Hanik am Folgetag wegen zu wenig ÖVV-Unterstützung für ihn von sich aus zurück.

Erneut musste ein Appell der Mannschaft her, ehe der Coach letztlich doch blieb.

Was sportlich folgte, waren Niederlagen ohne Satzgewinn in der Gruppe gegen Italien, Russland und Bulgarien sowie in den Platzierungsspielen gegen Frankreich und erneut Bulgarien.

Pleiten, Pech und Pannen

Das vor der EM ausgegebene Ziel von Platz fünf war nicht realistisch gewesen. Der ÖVV-Kader war mit dem aktuellen mit hungrigen Spielern nicht zu vergleichen.

Nik Berger war schon Beach-Volleyballer und reiste erst kurz vor dem Turnier an, auf die Anmeldung von Matthias Mellitzer hatte der Verband schlichtweg vergessen.

Der damalige Sportdirektor Igor Prielozny und die Verbandszentrale schoben sich in dieser peinlichen Causa den "Schwarzen Peter" gegenseitig zu.

"Viel gelernt"

Hanik und Prielozny waren später beide als tschechische Teamchefs tätig, Hanik ist heute Präsident des tschechischen Verbandes. Auf die Ereignisse der EM vor zwölf Jahren blickt er ohne Groll zurück.

"Es war damals ein Streit, aber das ist vorbei", sagte Hanik. "Ich habe durch die Zusammenarbeit mit den Klubs auch viel Erfahrung für meine weitere Trainerarbeit bekommen."

Kleinmann wird von Hanik heute liebevoller als damals als "alter Fuchs" bezeichnet.