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Murray kann befreit aufspielen - Williams nicht

Murray kann befreit aufspielen - Williams nicht

Die Erwartungen der britischen Fans sind wieder hoch, doch die Last auf seinen Schultern wird wesentlich leichter sein als noch vor einem Jahr.

Andy Murray hat seine Landsleute vor einem Jahr erlöst und endlich als erster Brite seit Fred Perry (1936) den Titel in Wimbledon geholt.

Dementsprechend locker kann der Schotte bei den am Montag beginnenden All England Tennis Championships einlaufen.

"Er hat etwas geschafft, worauf die Leute 77 Jahre gewartet haben, also wird er definitiv weniger Druck haben", meinte ESPN-Experte und Tennis-Legende John McEnroe.

"Aber natürlich, wenn man einmal so einen Triumph erlebt hat, möchte man es wieder erleben."

Djokovic ist die Nummer eins

Murray hat allerdings seit jenem 7. Juli 2013 kein Turnier mehr gewonnen und sich im vergangenen März von Coach Ivan Lendl getrennt. Kurz vor Wimbledon verpflichtete er überraschend die Französin Amelie Mauresmo als neuen Coach.

Doch sucht man die Favoriten bei den Herren für das mit insgesamt 31,35 Mio. Euro dotierte dritte Major-Turnier des Jahres, dann kommt man an den Finalprotagonisten der French Open vor knapp zwei Wochen natürlich nicht vorbei.

Novak Djokovic, der Wimbledon-Sieger 2011 und Vorjahres-Finalist, wurde auch zu seiner eigenen Überraschung topgesetzt. Und nicht der neunfache French-Open-Sieger Rafael Nadal.

Nadal jagt Rekord von Borg

In Wimbledon wird ja die Gesetztenliste nicht strikt nach der Weltrangliste erstellt, und da hatten die nicht nur für Nadal-Verhältnisse schlechten Ergebnisse 2012 und 2013 an der Church Road großen Einfluss. Nur ein Sieg in diesen beiden Jahren bedeutete nur Rang zwei in der Liste, vor Murray und Roger Federer.

Für Nadal geht es freilich auch um die Behauptung seiner Nummer-eins-Position, allerdings hat er da auch aufgrund des Erstrunden-Ausscheidens im Vorjahr natürlich gute Karten gegenüber Djokovic.

Paris-Sieger Nadal hat auch die Chance, einen weiteren Rekord von Björn Borg einzustellen: Nur dem Schweden ist es in seiner Karriere gleich drei Mal gelungen, das Double French Open/Wimbledon innerhalb weniger Wochen zu schaffen. Der zweifache Wimbledon-Champ aus Mallorca hofft auf seinen insgesamt 15. Major-Titel, womit er Pete Sampras hinter sich lassen würde.

Williams steht in Wimbledon unter Druck

Williams will sich rehabilitieren

Bei den Damen ist die Titelverteidigerin nicht am Start. Nur 39 Tage nach dem größten Erfolg ihrer Karriere hat Mario Bartoli Mitte August mit 28 ihre Karriere beendet.

Die Topfavoritinnen sind die fünffache Wimbledonsiegerin Serena Williams und auch French-Open-Siegerin Maria Scharapowa. Letztere hat sich zehn Jahre nach ihrem ersten Wimbledon-Triumph wieder in den engsten Kreis der Sieganwärterinnen gestellt. Sie könnte erstmals seit Serena Williams (2002) das erwähnte Major-Double aus Sand und Rasen schaffen.

Auf der 17-fachen Grand-Slam-Siegerin Serena Williams lastet einiger Druck. Und der kommt mit Sicherheit von ihr selbst. Denn ein Achtelfinale bei den Australian Open und ein Zweitrunden-Aus in Roland Garros - eine derart magere Ausbeute in diesem Jahr wurmt die 32-jährige US-Amerikanerin.

Zudem ist die Weltranglisten-Erste im Vorjahr bereits im Achtelfinale von Wimbledon ausgeschieden. "Wenn sie durch die erste Woche durchkommt und auf Rasen Selbstvertrauen gesammelt hat, dann ist sie unschlagbar", glaubt ihre Landsfrau Chris Evert, die wie McEnroe ihre Expertisen für ESPN abgibt. "Sie hat eine Sache, die keine Spielerin hat, sie hat den Aufschlag."

"Genie" hat man auf der Rechnung

Gespannt sein darf man gerade bei den Damen auf die junge, nachrückende Spielergeneration. Eugenie Bouchard gilt als heißes Eisen für die Zukunft und sie hat mit Semifinale bei den Australian und den French Open bewiesen, dass diese eigentlich schon begonnen hat.

Schon in Paris hätte die 20-jährige Kanadierin, von allen "Genie" genannt, die spätere Siegerin Scharapowa fast geknackt. Bei den Herren ist von den jüngeren Spielern wohl am ehesten dem Bulgaren Grigor Dimitrow ein Vormarsch zuzutrauen. Der Freund Scharapowas hat sich zuletzt im Londoner Queen's Club mit dem Titel gut auf Rasen eingeschlagen.