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"Für ÖTV ist es eine genommene Medaillen-Chance"

Der österreichische Tennisverband (ÖTV) hat am Mittwoch auf die Nichtanerkennung von Tamira Paszek für die Olympischen Spiele durch den internationalen Tennisverband (ITF) verärgert reagiert und hat auch ein offizielles Protestschreiben verfasst.

"Der österreichische Tennisverband ist geschockt von der Entscheidung des ITF Olympia-Komitees, die Nominierung von Tamira Paszek nicht anzuerkennen", zeigte sich ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb fassungslos.

"Wir haben in den vergangenen Monaten große Anstrengungen unternommen, um den Nachweis zu erbringen, dass Tamira im besten Verhältnis mit dem ÖTV steht. Dies haben wir der ITF auch klar kommuniziert", versicherte Leitgeb in einer ÖTV-Aussendung.

"Bin in Tränen ausgebrochen"

Tamira Paszek selbst hatte von der Olympia-Entscheidung gegen sie erst am Mittwoch gehört. Am Vortag war die schlechte Kunde noch erfolgreich von ihr ferngehalten worden.

"Mein Papa, meine Mama und mein Trainer wollten es mir gar nicht sagen, ich habe es dann aber doch erfahren. Ich bin kurz in Tränen ausgebrochen. Es war ein sehr emotionaler Moment für mich", erklärte sie.

Trainer Andrei Pavel und vor allem ihr Vater hatten sie dann aber in den Arm genommen, ihr Mut zugesprochen.

Hoffnung auf Protest

Die Leistung gegen Wozniacki (Dreisatz-Sieg) ist angesichts der Olympia-Entscheidung gegen sie aber umso bemerkenswerter. Ganz hat Paszek die Hoffnung auf die Spiele wegen des angekündigten ÖTV-Protests freilich nicht aufgegeben.

"Ich hoffe, dass da noch etwas machbar ist. Es wäre ein schmerzhaftes Gefühl, wenn es wieder nicht zustande kommt."

Für Peking 2008 war die damals 17-Jährige trotz internationalem Quotenplatz vom ÖOC nicht nominiert worden, diesmal legt sich - zumindest vorerst - der Weltverband quer.

Nur einmal im Fed-Cup-Team

Die ITF hatte am Dienstag die für Olympia zugelassenen Spieler veröffentlicht und war auch dezidiert auf die Nichtanerkennung Paszeks eingegangen.

Da Paszek in den vergangenen vier Saisonen nur einmal statt zumindest zweimal für den Fed Cup zur Verfügung gestanden war, hatte der ÖTV um eine Ausnahmegenehmigung angesucht, war aber abgeblitzt.

"Das Olympische Komitee der ITF hat entschieden, dass Tamira Paszek für einen Olympia-Antritt nicht infrage kommt, da sie die minimalen Erfordernisse für eine Teilnahme im Fed Cup nicht erbracht hat", erklärte der Tennis-Weltverband.

ÖTV kämpfte für Paszek

Der ÖTV hatte in mehreren Schreiben - auch von ÖTV-Ehrenpräsident Ernst Wolner - sowie in persönlichen Gesprächen mit ITF-Präsident Francesco Ricci Bitti anlässlich eines ITF-Board-Meetings im vergangenen März in Wien ganz klar sein Bekenntnis für eine Teilnahme von Österreichs Nummer 1 abgegeben. Auch seitens des nationalen olympischen Komitees gab es keine Einwände.

Leitgeb, der ja auch Manager von Paszek ist, hat die Sache noch nicht ganz aufgegeben. "Das ITF-Komitee hat damit ganz klar einen Linienball out gegeben", glaubt er an eine Fehlentscheidung der ITF.

"Tamira hat heuer Fed Cup für Österreich gespielt, war in der Vergangenheit verfügbar, ist aus unterschiedlichen Gründen aber nicht nominiert worden. Allein, dass der nationale Verband ihre Teilnahme in aller Konsequenz unterstützt, sollte der ITF als Dachorganisation genügen."

Wo wird Protest eingelegt?

ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb sagte der APA, dass der ÖTV prüfe, wo der Protest eingelegt wird. Am Mittwoch wurde da noch nichts entschieden.

Infrage komme neben der ITF auch der Internationale Sportgerichtshof (CAS). Der hatte 2008 in einem in Ansätzen gleich gelagerten Fall dem Deutschen Rainer Schüttler die Teilnahme an den Spielen ermöglicht.

Bei Paszek setzt man darauf, dass sie neben ihrer Fed-Cup-Teilnahme 2012 jene 2010 nur wegen einer langen Verletzungspause verpasst hatte.

"Genommene Medaillen-Chance"

Jedenfalls hat sich der ÖTV am Mittwoch mit einem offiziellen Protestschreiben an die ITF gewandt, mit der Aufforderung, die Entscheidung zu überdenken bzw. zu revidieren. "Für Tamira, die jetzt gerade auf Rasen durch ihren Sieg in Eastbourne für ihre harte Arbeit belohnt wurde, ist es eine enorme Enttäuschung", erklärte Leitgeb weiter.

"Für den ÖTV und Österreich ist es eine genommene Medaillen-Chance." Laut aktuellem Stand werden nur Jürgen Melzer sowie im Doppel Melzer mit Alexander Peya im Olympiaturnier vom 28. Juli bis 5. August in Wimbledon für Österreich antreten.