Bremsen möchte Bresnik allerdings die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit dämpfen. „Er hat in Australien weit mehr erreicht, als man erwartet hat. Sollte noch was dazu kommen, ist es natürlich ein schöner Bonus. Der Kleine soll diesen Erfolg aber erst einmal genießen.“

Mit dem Zweitrunden-Einzug in Melbourne wird er sich auf einen Platz um 115 verbessern, bei einem weiteren Erfolg könnten sich bereits die Top 100 ausgehen.

"Man muss die Kirche im Dorf lassen"

„Man muss die Erwartungshaltung aber noch ein bisschen niedrig halten und die Kirche im Dorf lassen. So weit ist er noch nicht.“

In Runde zwei geht es bei den Australian Open immerhin gegen die Nummer 21 der Welt, den 2,03 Meter großen Kevin Anderson (Mittwoch, dritte Partie nach 1 Uhr).

In der ersten Runde machte der Südafrikaner gegen den tschechischen Alterskollegen von Thiem, Jiri Vesely, einen 0:2-Satz-Rückstand wett. Bresnik ließ sich von einem Spion informieren. Anderson ist auf der Tour aber sowieso kein unbeschriebenes Blatt.

„Er ist ein Riesenaufschläger. Die Außenplätze in Melbourne sind zudem sehr schnell. Das wird sehr schwierig. Dominic ist natürlich krasser Außenseiter.“

Zukunft liegt auf der ATP-Tour

Ganz egal, ob Thiem gegen Anderson gewinnt oder nicht: Für die ÖTV-Hoffnung hat in jedem Fall eine neue Ära begonnen. Die Challenger- und Future-Ebene wird er nach seinem Abenteuer in „Down Under“ endgültig hinter sich lassen.

„Wir fahren nach Amerika zu den großen Turnieren“, gibt Bresnik Einblick in den künftigen Turnierplan. „Er wollte dort unbedingt Qualifikation spielen und diesen Wunsch hat er sich jetzt quasi erfüllt. Für mich ist fix, dass er künftig auf der ATP-Tour spielt. Dieses Niveau spielt er und dort gehört er für mich hin!“

Christian Frühwald

Auch Brad Gilbert schwärmte über die „sündhaft gute“ einhändige Rückhand des jungen Österreichers.

„Es ist einfach komplett unüblich, dass einer, der zum ersten Mal ein Grand-Slam-Turnier spielt, sich qualifiziert und noch dazu in der ersten Runde einen guten Spieler schlägt“, erklärt Bresnik. „Sousa ist immerhin die Nummer 50 der Welt und sicher kein Blindgänger. Er ist ein richtig guter, gestandener Spieler.“

Schett gratulierte persönlich

Österreichs ehemalige Nummer eins, Barbara Schett, gratulierte Bresnik und Thiem persönlich zum steilen Aufstieg der vergangenen Monate. „Sie hat gesagt: ‚Es ist schön, wieder einen zu sehen, der Vorhand, Rückhand und Aufschlag so im Griff hat, dass er überlegen muss, wo er hinspielt und nicht, ob er den Ball überhaupt ins Feld spielt.‘ Das ist auch ein schönes Kompliment.“

Die Tirolerin kritisiert schon seit Jahren die fehlende spielerische Abwechslung im Tennis. „Dementsprechend ist es für den Kleinen eine große Auszeichnung, wenn eine Babsi Schett so etwas sagt.“

„Dominic variiert sehr viel und hat nicht immer dieses gleiche, monotone Spiel bei den Aufschlaggames. Da tut er sich schon sehr viel leichter, weil die anderen nicht wissen, worauf sie aufpassen sollen.“

Thiem will "nicht ausflippen"

Dass Thiem angesichts solcher Lobeshymnen bald abheben könnte, hält Bresnik für ausgeschlossen: „Das ist überhaupt kein Problem.“ Thiem gilt als besonnener, ruhiger Typ und gelobte auf Facebook selbst, „nicht vor Freude auszuflippen, sondern konzentriert zu bleiben“.