news

Davis Cup: "Es ändert sich nichts, wenn ich spiele"

Davis Cup:

"Das hier ist die Pressekonferenz zu den Erste Bank Open und nicht jene für den Davis Cup, also bitte ich, es dabei zu belassen."

Erste-Bank-Open-Turnierdirektor Herwig Straka ahnte bereits, dass sich bei der Veranstaltung mit Dominic Thiem und Jürgen Melzer die meisten Fragen um Thiems Davis-Cup-Absage und nicht um das Stadthallen-Turnier drehen würden.

Dass es derart ausarten würde, ahnte aber wohl auch er nicht.

Österreichs ehemalige Nummer eins zeigt sich "persönlich enttäuscht", dass der Youngster nicht zum Auswärts-Duell mit Lettland (12. bis 14. September) antritt. „Ich bin auch das eine oder andere Mal müde gewesen, habe aber für mein Land gespielt“, kritisiert der 33-Jährige.

"Kein Spieler hat jemals alle Davis-Cup-Spiele absolviert – auch Jürgen nicht", kontert der US-Open-Achtelfinalist im LAOLA1-Gespräch locker.

Es sei jetzt wichtiger, nach der anstrengenden US-Tour und neun Wochen ohne Aufenthalt in der Heimat, abzuschalten und die Akkus aufzuladen.

Warum Österreich das Länderduell trotzdem locker gewinnt, Roger Federer ein netter Typ ist, er Asien nicht mag und er in den nächsten freien Tagen erstmal zum Zahnarzt muss, erzählt er im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Dominic, bei den US Open hast du mit deinem Achtelfinal-Einzug 140.000 Euro eingenommen. Wie wichtig ist dir Preisgeld?

Dominic Thiem: Es sagt zwar jeder immer, es geht nicht ums Geld, aber es ist echt so. Während einem Match denkt man nicht eine Sekunde an das Preisgeld. Man will in dem Moment besser sein als der andere. Das Geld ist ein angenehmer Nebeneffekt, aber man beschäftigt sich einfach nicht damit. Sicher ist es irgendwie beruhigend, aber es ist auch hart erarbeitet.

LAOLA1: Wie beurteilst du deine Leistung bei den US Open?

Thiem: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das ganze Turnier lang nicht mein bestes Tennis gespielt. Gegen Lopez habe ich taktisch gut gespielt. Er hat nicht wirklich gut gespielt und ich perfekt. In dem Sinn, dass ich es ihm schwer gemacht und ihm jeden Return vor die Füße gespielt habe.

LAOLA1: Hast du seit deinem Aufstieg irgendeine Veränderung bemerkt?

Thiem: Alle Spieler kennen mich jetzt. Die wollen mich natürlich unten halten. So wie ich die nächste Generation um Alexander Zverev unten halten will. Ich habe keinen Bock, dass die mich überholen und genauso wenig Bock haben die, dass ich sie überhole.

LAOLA1: Ärgert deshalb eine Niederlage gegen einen gleichaltrigen Spieler mehr?

Thiem: Jede Niederlage ärgert gleich. Das ist egal, ob es gegen einen älteren oder einen jüngeren Spieler geht. Man will jedes Spiel gewinnen.

Jürgen Melzer ist sauer - Dominic Thiem kontert im Interview

Thiem: Noch nicht, nein. (Zögert) Ich weiß aber, dass kein Österreicher bis jetzt jedes Davis-Cup-Match gespielt hat - auch Jürgen nicht. Daher sollte er meine Entscheidung respektieren, genauso wie ich es respektiere, dass er mich kritisiert.

LAOLA1: Du hast jetzt bis Mittwoch frei und steigst erst dann wieder ins Training ein. Was steht bis dahin an?

Thiem: Ich bin jetzt das erste Mal seit neun Wochen zu Hause. Ich werde die Tage nützen, um alles zu machen, wozu ich sonst nie Zeit habe. Zahnarzt, Hautarzt und dann muss ich zur japanischen Botschaft, um mir ein Visum für die anstehende Asien-Tour zu holen. Und dann hoffe ich, Österreich gegen Schweden im Stadion zu sehen. Da muss ich aber erst an Karten kommen (lacht).

LAOLA1: Apropos Asien-Tour: Was erwartest du dir von den Turnieren?

Thiem: Um ehrlich zu sein, bin ich nicht so der Asien-Fan. Dort ist es ganz eigen, alleine das Essen, dazu die Menschen-Massen. Ich war zwei Mal dort und bin zwei Mal krank zurückgekommen. Das ist eine hundertprozentige Quote (lacht). Ich hoffe, dass es diesmal besser läuft. Auch wenn alle sagen, dort ist es so schön. In New York ist es auch ganz schön, aber wohnen will ich nur in Österreich.

 

Das Gespräch führte Matthias Nemetz

LAOLA1: Du hast einmal gesagt, ein Jiri Vesely kann dir nicht wirklich wehtun. Wie sieht es mit den anderen Youngsters wie Nick Kyrgios aus?

Thiem: Mich beeindrucken eigentlich alle jungen Spieler, die so früh so gut sind. Kyrgios ist sehr gefährlich weil er sehr gut, fast unmenschlich, serviert. Er ist wahrscheinlich jetzt schon einer der fünf besten Aufschläger. Von der Grundlinie ist er dafür sicher schwächer als ein Vesely. Er ist einer, der an einem guten Tag alle schlagen kann.

LAOLA1: Kennt man sich untereinander? Wie ist dein Verhältnis zu Nick Kyrgios?

Thiem: Kyrgios kenne ich nicht, der schottet sich ein wenig ab. Vielleicht ist er nett, aber ich kenne ihn eben gar nicht. Ich werde aber nicht zu ihm hingehen und mich vorstellen. Alexander Zverev kenne ich gut. Bei ihm ist es auch leichter, weil er Deutscher ist. Die Deutschen kenne ich alle gut und mt denen verstehe ich mich auch gut. Vesely spricht auch fließend Deutsch und ist eigentlich ein sehr guter Freund von mir.

LAOLA1: Nachdem du jetzt alle vier Grand-Slam-Turniere einmal gespielt hast, welches ist dir am liebsten?

Thiem: Alle vier sind super, auf ihre eigene Art. Wenn ich eine Rangliste erstellen müsste, wären die French Open an erster Stelle. Danach Ney York, dann Wimbledon und dann die Australian Open. In Australien hatte es dieses Jahr 400 Grad (lacht). Es war echt richtig heiß und die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch.

LAOLA1: Wie war das Leben in New York abseits des Platzes?

Thiem: Ich war an zwei Tagen ein bisschen in der Stadt. Ich war aber eigentlich die ganze Zeit in höchster Konzentration auf das Turnier. Ich werde irgendwann mit 40 Jahren als Tourist hinfahren und mit alles anschauen.

LAOLA1: Erkennen dich die Leute in New York bereits auch der Straße?

Thiem: Hin und wieder schon. Wenn man am Abend wo hingeht, zum Beispiel essen, dann werden dort die US Open übertragen. Da passiert es schon, dass man erkannt wird.

LAOLA1: Während der US Open hast du mit Roger Federer trainiert. Wie kam es dazu und wie ist er so?

Thiem: Er hat mich in der Umkleidekabine gefragt. Ich kenne ihn ja jetzt schon ein bisschen, natürlich ist es immer wieder eine riesengroße Ehre. Er ist ganz entspannt,  wirklich sehr nett und ein ganz normaler Mensch wie wir auch.

LAOLA1: Gehst du auch davon aus, dass Ernests Gulbis nächste Woche in der Südstadt ist und trainiert, anstatt Davis Cup zu spielen?

Thiem: Ich gehe davon aus. Ich denke nicht, dass er spielt. Das kann ich mir nicht vorstellen. Selbst wenn, müsste er beide Einzel gewinnen und mit irgendwem Doppel spielen. Da hat er einfach keine Chance.

LAOLA1: Angenommen, er spielt doch und Lettland gewinnt. Wäre das für dich und deinen Ruf nicht schlecht?

Thiem: Selbst wenn ich spielen würde, würde ich wahrscheinlich gegen Ernests verlieren. Im Doppel schade ich eher, als zu helfen. Da haben wir sehr gute Spieler. Es ändert sich nichts, wenn ich spiele. Wenn Ernests spielt, kann er gegen mich im Einzel einen Punkt holen. Ohne Ernests könnten wir mit einer noch viel schlechteren Mannschaft spielen und noch immer gewinnen.

LAOLA1: Unter anderen Voraussetzungen, einem stärkeren Gegner oder in der Weltgruppe, hättest du aber trotz Müdigkeit gespielt?

Thiem: Wäre das Match gegen einen anderen Gegner, würde ich es mir auch überlegen. Die Entscheidung wurde dann noch bestärkt, als Ernests gesagt hat, dass er nicht spielen wird. Selbst wenn er spielt, denke ich nicht, dass wir verlieren.

LAOLA1: Hast du bereits mit Jürgen Melzer über seine Kritik an deiner Person gesprochen?