news

Bruyneel legt im Radioshack-Machtkampf nach

Bruyneel legt im Radioshack-Machtkampf nach

Das beste Verhältnis sollen sie noch nie gehabt haben.

Johan Bruyneel ist ein Alphatier, die Schleck-Brüder Andy und Fränk sind es ebenso. Zu viel Testosteron auf einem Haufen, wurde vor Saisonbeginn geunkt.

Nun weiß man auch, warum: Zwischen beiden Parteien kriselt es. Der Teamchef und seine Topstars – sie haben ein Problem miteinander.

Spätestens mit der Giro-Aufgabe Fränk Schlecks dürfte das Tischtuch endgültig zerschnitten worden sein.

Nur Cancellara für die Tour gesetzt

Bruyneel hätte den älteren des Brüderpaares gerne auf dem Giro-Podium gesehen, dieser stieg jedoch aufgrund einer Schulterverletzung vorzeitig aus.

Gab es zunächst nur unterschwellige Sticheleien des Belgiers, befindet sich der Machtkampf inzwischen auf einer neuen Ebene.

Der 47-Jährige schließt selbst einen Verzicht auf die beiden bei der Tour de France nicht aus. „Da gibt es Fabian Cancellara, aber nach ihm hat keiner einen Fixplatz“, ledert er in seiner „Telesport“-Kolumne los.

„Beide Schlecks wissen das. Sie haben keine (Start-)Lizenz. Stand jetzt habe ich keine Ahnung, ob die beiden Brüder in meinem Tour-Team stehen werden.“ Für die beiden Luxemburger und viele Fans wäre dies der Super-GAU.

Ergebnisse sind „inakzeptabel“

Der Teamchef ist mit den Leistungen seiner Schützlinge alles andere als zufrieden. „Es ist inakzeptabel“, spricht er die Radioshack-Ergebnisse in der laufenden Saison an.

„Sie sind wirklich sehr, sehr dünn. Mit nur zwei Siegen liegen wird weit hinter den Erwartungen zurück. Nur zu Saisonbeginn, als ich Fabian Cancellara (er fällt mit einem Schlüsselbeinbruch seit Wochen aus, Anm.) noch hatte, habe ich ein gutes Team gesehen.“

 Damit nicht genug, greift er die Schlecks ein weiteres Mal persönlich an: „Fränk und Andy sind ihrer Leader-Rolle bislang nicht gerecht geworden.“

Bruyneel vermisst Leidensfähigkeit

Fränks Giro-Aufgabe habe ihn schwer enttäuscht, wenngleich dessen Verletzung sich im Nachhinein doch als schwerer herausstellte als zunächst gedacht.

Allerdings: „In der Vergangenheit habe ich viele andere großartige Fahrer gesehen, die mehr tot als lebendig zu sein schienen und sich dennoch aufrichteten, um weiterzufahren. Das vermisse ich ein bisschen.“

Trotz aller Differenzen käme alles andere als eine Tour-Nominierung der Schleck-Brüder einer Sensation gleich. Nicht nur, dass es unwahrscheinlich erscheint, dass ein Teamchef seine besten Pferde im Stall lässt: Der Belgier würde sich damit auch ins eigene Fleisch schneiden.

Stallkrieg als gutes Omen?

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Frankreich-Rundfahrt sind unabhängig von der Kader-Nominierung nicht die besten, müssen aber nicht zwangsläufig Misserfolg bedeuten.

Was es heißt, zerstritten eine große Rundfahrt zu bestreiten, weiß Bruyneel schließlich aus erster Hand.

2009 war er als Teammanager Astanas bei der Tour dabei und hatte mit Alberto Contador und Lance Armstrong zwei Platzhirsche im Team, die sich bei der Kapitänsfrage uneins waren. Am Ende landeten sie als Sieger (Contador) und Drittplatzierter (Armstrong) beide am Podest.

Ein gutes Omen? …

 

Christoph Nister