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"Diese WM ist kein Weltuntergang"

Dicke Regenwolken ziehen über das Palais Omnisport in Paris, Schauplatz der Judo-WM.

Alles andere als heiter ist auch das sonst so sonnige Gemüt von ÖJV-Teamchef Udo Quellmalz.

Der Deutsche muss das unerwartete Erstrunden-Aus von Max Schirnhofer gegen Dieudonne Dolassem (CMR) offenbar erst noch verdauen.

"Seine Leistung war extremst unbefriedigend. Natürlich ist mir klar, dass die Vorbereitung durch seinen Schlüsselbeinbruch und seine Probleme mit der Zehe alles andere als optimal war, dennoch muss sich er mit Blick auf die Olympia-Qualifikation steigern", analysiert der 44-Jährige.

"Unzufriedenstellende WM"

Dass Quellmalz' WM-Bilanz alles andere als rosig ausfällt, liegt aufgrund der mäßigen Ergebnisse auf der Hand.

"Wir haben uns eine Medaille zum Ziel gesetzt. Realistisch betrachtet hatten wir dafür mit Ludwig Paischer und Sabrina Filzmoser zwei Chancen. Aus unterschiedlichen Gründen sind jedoch Beide gescheitert."

Von den drei übrigen Startern, Schirnhofer, Peter Scharinger und Hilde Drexler, hatte sich Quellmalz jeweils eine Platzierung unter den Top-7 erhofft.

"Meine Erwartungen konnte lediglich Hilde Drexler (Platz 7 bis 63 kg; Anm.) erfüllen. Sie hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Endlich hat sie auch bei einem großen Turnier nicht die Nerven weggeworfen, sondern eine dominante Körpersprache an den Tag gelegt."

Fehlende Härte

Gut auf dem Weg gewesen war auch Filzmoser, die unter anderem aufgrund strittiger Kampfrichter-Entscheidungen in der dritten Runde bis 57 kg überraschend gegen Marti Malloy (USA) ausschied.

"Malloy hat heuer schon des öfteren aufgezeigt, trotzdem bin ich von der Papierform her davon ausgegangen, dass Sabrina sie packt. Allerdings war sie weit weg von der Griffhärte, die sie beispielsweise bei ihrem EM-Titel im Frühjahr gezeigt hatte", lässt Quellmalz die Kampfrichter-Entscheidungen völlig außer Acht.

"Kein Weltuntergang"

Die These vom lehrreichen Dämper ein Jahr vor den Olympischen Spielen will der Teamchef nicht hören. "Die WM ist der Jahreshöhepunkt, da will ich Resultate. Gut gekämpft ist mir zu wenig."

Auch wenn er vom Schönreden offensichtlich nichts hält, alles umschmeißen will er wiederum auch nicht.

"Im Gesamten war diese WM kein Weltuntergang. Schließlich sind es noch acht Monate bis London, in denen es noch soviele Turniere mit Olympia-Punkten gibt, dass wir nicht einmal alle beschicken könnten, selbst wenn wir das Geld dazu hätten", beruhigt Quellmalz.

Der Chef spricht von Adaptionen

Ein Bild von den heimischen Assen machte sich auch ÖJV-Präsident Hans-Paul Kutschera, der vor Ort die Kämpfe verfolgte.

Dieser zeigte sich mit den Leistungen durchaus zufrieden, meinte aber: "Wir werden zwar an den Athleten festhalten, im Coaching-Bereich jedoch Einiges adaptieren müssen."

Hierbei dürfte es sich aber weniger um die Teamcheffrage als um eine Optimierung der Kosten handeln. So standen der ÖJV-Mannschaft in Paris gleich mehrere Betreuer zur Verfügung.

Ob solche Einsparungen das Gemüt von Quellmalz wieder sonniger machen, sei dahingestellt.

Reinhold Pühringer