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"Was wäre ich dann für ein Vorbild?"

Mit einem Aufgebot von über 30 Sportlern wird Österreichs Paralympic-Team von 29. August bis 9. September in London nach Edelmetall schürfen.

Darunter auch Thomas Geierspichler, der mit bereits zwei Goldenen bestens weiß, wie das geht.

Der Salzburger gilt über die langen Distanzen als Medaillen-Bank. 2004 holte der 35-Jährige Gold über 1.500 m und in Peking holte er im Marathon (mit Weltrekord) jeweils den ersten Platz.

Es wäre naheliegend, ihn auch für London auf der Edelmetall-Rechnung ganz weit oben zu haben, doch daraus wird wohl nichts. Das internationale Komitee hat aus Startermangel in seiner Behindertenklasse die Langstrecken kurzerhand gestrichen. Geierspichler muss sich somit auf die 400 und 800 m beschränken.

Ideell statt ideal

Seine Medaillenchancen sinken damit rapide – oder wie es Geierspichler formuliert: „Es ist ungefähr so, als würdest du mit einem Ford Fiesta versuchen, bei der Formel 1 mitzufahren.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er dann noch hinzu: „Aber wer weiß, vielleicht schießen sich die ja vorne gegenseitig ab.“

Mit der Aussicht, möglicherweise ohne Edelmetall von den Paralympics zurückzukehren, stellt sich für Geierspichler bei einem Blick in seine prall gefüllte Trophäen-Vitrine ein wenig die Sinnfrage.

„Natürlich könnte ich nach zwei Goldenen als Oberchecker abtreten, aber ich höre immer wieder – insbesondere von Jungen – dass ich ein Vorbild bin. Und was wäre ich für ein Vorbild, wenn ich nicht für meine Ideale einstehen würde?“, erklärt der Mann mit der Stehfrisur.

„Diese Ideale sind nun mal nicht, es sein zu lassen, nur weil es schwieriger wird, sondern zu versuchen, meine Grenzen hinauszuschieben.“

Unfall bremst Eibeck

Einer, für den die anstehenden Paralympics ebenfalls eine besondere Herausforderung auf Lager haben, ist Wolfgang Eibeck. Für den 39-jährigen Radfahrer, der seit seiner Geburt keine Finger an der rechten Hand hat, sind London bereits seine sechsten Spiele.

In der Vorbereitung hatte der Wiener einen Trainingsunfall. Ein Autofahrer hatte ihn übersehen. Der Athlet des RC Tulln kam so böse zu Sturz, dass sogar die Rettung ausrücken musste. Die unwissenden Sanitäter suchten am Unfall-Ort zunächst sogar nach den vermeintlich abgetrennten Fingern Eibecks.

Knapp zwei Monate vor Beginn der Paralympics spürt er noch die Nachwirkungen des Zwischenfalls. „Ich habe nach wie vor Schmerzen“, klagt Eibeck, der sich davon aber nicht von seinem Ziel abbringen lassen will – und zwar seine siebte Medaille.