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Varga beendet eine beispiellose Karriere

Varga beendet eine beispiellose Karriere

Wir schreiben die 58. Minute im dritten Finalspiel der Handball Liga Austria zwischen dem HC Hard und HIT Tirol.

Längst ist allen Beteiligten in der Sporthalle am See klar, dass den Vorarlbergern der zweite Meistertitel nach 2003 in HLA nicht mehr zu nehmen ist.

Die Party auf den Rängen hat bereits begonnen.

Plötzlich wird es in der Halle noch um ein paar Dezibel lauter. Grund für die aufbrandende Stimmung ist ein Siebenmeter bzw. der Mann, der von seinem Teamkollegen den Ball in die Hand gedrückt bekommt.

Schlusspunkt im Finale

Andreas Varga. Der 35-jährige Rückraumspieler soll mit einem Treffer im letzten Spiel seiner Karriere den Feierlichkeiten die Krone aufsetzen. Sein Harder Mannschaftskollege Michael Jochum überlässt dem gebürtigen Linzer den Ball. Varga schreitet zum Siebenmeter und bringt den Ball souverän im Tor der Tiroler unter.

Doch Varga ist auf dieses Geschenk nicht angewiesen. Nachdem er den Ball vom Strich sicher verwertet, lässt er unverzüglich einen weiteren Treffer aus dem Rückraum folgen.

Nun kennt die Begeisterung der 2.000 Harder Anhänger keine Grenzen mehr. Der Oberösterreicher erzielt den letzten Treffer der Heimischen in diesem Finalspiel, gleichzeitig auch den letzten seiner beispiellosen Karriere.

Danke an die Fans

Durch den Gewinn der zehnten Meisterschaft in der obersten österreichischen Spielklasse avanciert Varga zum erfolgreichsten Handballer aller Zeiten auf nationaler Ebene.

„Ich hätte es mir nie erträumen lassen, dass ich so eine Karriere machen und am Ende mit dem zehnten Meistertitel abtreten würde. Das gibt mir sehr viel. Ich muss mich bei einigen Leuten bedanken, vor allem bei den Fans. Ohne deren Unterstützung wäre dies nicht möglich gewesen. Sie machten es zu einem Bilderbuch-artigen Abschied“, so Varga gegenüber LAOLA1.

Varga (l.) feiert 2004 den Titel mit Conny Wilczynski und Sebastian Manhart

Zehn Titel mit drei Vereinen

Seinen ersten Titel holte er in der Saison 94/95, damals noch im Dress des ASKÖ Linde Linz. Es sollte im Jahr darauf mit den Oberösterreichern der zweite folgen. Sieben zusätzliche Meister-Medaillen heimste Varga im Dress der Bregenzer ein, für die er von 2003 bis 2010 auf Torejagd ging. Nun folgte in Hard der letzte Akt einer erfolgreichen Laufbahn.

„Natürlich tut es weh, dass diese Zeit nun vorbei ist, aber man muss aufhören, wann es am schönsten ist. Ich habe jetzt Zeit für andere Sportarten und darauf freue ich mich“, blickt Varga optimistisch in die Zukunft.

Schon jetzt weiß der Rechtshänder, was ihm in der Handball-Pension am meisten abgehen wird.

„Diese Gänsehaut, wenn du ein Tor wirfst und 3.000 Leute dir zujubeln und deinen Namen schreien. Diese Anerkennung der Fans. Der Sport selber wird mir nicht so abgehen, dafür aber das Teamgefüge und der Zusammenhalt.“

Zukunft als Vereins-Funktionär

Aus diesem Grund möchte der Oberösterreicher früher oder später auch wieder in einem Verein arbeiten.

„Ich werde dem Handball erhalten bleiben und immer den Draht zur Mannschaft suchen. Mir ist dieses Zusammengehörigkeitsgefühl sehr wichtig“, plant Varga eine zweite Karriere als Vereinsfunktionär.

Eine Laufbahn als Trainer kann er ausschließen, denn „das wäre nicht so meines.“ Viel mehr möchte er mit seinem Wissen und seiner Erfahrung im Vorstand eines Vereins seine Hilfe anbieten. Wo und wann dies geschehen wird, ist noch nicht bestimmt.

Sieben Jahre in Bregenz - sieben Titel

Dankbar für das Erlebte

Zuerst will Varga seine neugewonnene Freiheit als „Handball-Rentner“ genießen und blickt mit freudiger Erwartung einem Sommer entgegen, der erstmals seit vielen Jahren keine Vorbereitung beinhaltet.

„Ich freue mich sehr, dass ich keine Vorbereitung mitmachen muss, denn das war das, was mir in den letzten Jahren immer sehr schwer gefallen ist. Wenn man so wie ich neben dem Handball Vollzeit arbeitet, ist diese Phase sehr mühsam. Das schaffen mein Körper und meine Motivation schlicht nicht mehr.“

Die Tatsache, dass es nun zu Ende ist, beunruhigt ihn aber nicht, denn zu bereuen hat der 35-Jährige nichts.

„Ich habe zwar auch kurz im Ausland gespielt (ein Jahr in St. Gallen/Anm.), bin aber froh, dass ich großteils in Österreich geblieben bin. Den Sprung in die internationale Szene habe ich nicht geschafft, aber ich blicke ohne Wehmut zurück. Im Gegenteil, ich bin dankbar, dass ich so etwas erleben durfte.“

Sebastian Rauch