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"Stimmung war unglaublich"

Graz – Es war ein Moment, der vielen lange in Erinnerung bleiben wird.

Als Head Coach Rick Rhoades seine 45 Mann sowie die Trainer auf das Feld der UPC-Arena trieb, hatte das nicht nur für das Nationalteam Gänsehaut-Charakter.

Die eingängige Drums-Hymne „Seven Nation Army“ der White Stripes konnte das erstmalige Einlaufen eines österreichischen Nationalteams bei einer A-WM nicht besser untermalen.

Und 7000 Zuschauer trugen ihren Teil dazu bei.

Standing Ovation, lautstarkes Klatschen und Anfeuerungen sorgten schon vor der rot-weiß-roten Auftakt-Partie für eine unglaubliche Geräuschkulisse. Die Heim-WM 2011 war endgültig Realität.

„Das war sehr speziell“

„Wir konnten nicht mehr erwarten, es war unglaublich. Ich mache das schon lang, aber wie wir da raus zu den Leuten gelaufen sind, war das sehr speziell für mich“, war auch Rhoades überwältigt.

Die tolle und ausgelassene Stimmung am bislang heißesten Tag des Jahres, der wohl ein Mitgrund für die vier- und nicht fünffache Zuschauerzahl war, war mehr als ein Trostpflaster nach der Niederlage.

Das 6:24 (6:17) gegen Rekord-Weltmeister Japan war freilich keine Überraschung, dennoch schmerzte die Amateur-Spieler die verlorene Auftakt-Partie ihrer Weltmeisterschaft.

„Wir hätten eine bessere Leistung bringen können“, war Armando Ponce de Leon, der Top-Receiver (79 Yards) dieser Partie, in seiner ersten Reaktion enttäuscht.

Running Back Florian Grein schlug in dieselbe Kerbe: "Das war nicht das, was wir uns erwartet haben."

Field Goals statt Touchdowns

Quarterback Christoph Gross, der zwei Interceptions verursachte, wies auf die erste Hälfte hin: „Wir haben gut begonnen, man muss aber auch die Chancen dann nützen.“

Mit den Chancen meinte der 23-Jährige die zwei Situationen, in denen Österreich knapp vor der Endzone jeweils nur mit einem Field Goal durch Peter Kramberger reüssierte.

Einmal wurde der Ball zwar in der Endzone gefangen, doch die Referees sahen das von Raiders-Receiver Jakob Dieplinger auf spektakuläre Art und Weise gefangene Spielgerät im Aus.

„Ich habe mir nachher bestätigen lassen, dass er drinnen war. Das ist natürlich schade, weil so oft fängt man so einen Ball bei einer WM nicht“, so der Tiroler, der aber zugleich wusste, dass die Asiaten auch bei einem gegebenen Touchdown gesiegt hätten: „Sie waren die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen.“

Defensive Lineman Roman Meklau sah „eiskalte“ Japaner und merkte an: „Wir konnten nie das Momentum auf unsere Seite kippen.“

Teamchef Rhoades hielt in erster Linie das fest, was allen auch bewusst war: „Wir haben gegen ein Top-Team verloren. Natürlich bin ich enttäuscht und es ist frustrierend, aber wir haben die meiste Zeit mit einer großartigen Mannschaft mitgehalten.“

„Dann wird es happig“

Vor der Partie meinte der US-Amerikaner, Österreich müsse sein Spiel spielen und Fehler vermeiden, um gegen den Vizeweltmeister erfolgreich zu sein.

„Wir haben phasenweise gut gespielt, aber gegen so eine Mannschaft musst du öfters gut spielen. In der zweiten Hälfte war offensiv nichts zu sehen. Dazu kamen Fehler, eine folgenschwere Interception oder die Tatsache, dass wir ihnen zu oft eine gute Feldposition bescherten.“

Grein, der auf Seiten Österreichs zum Most Valuable Player gewählt wurde, sah das ähnlich: „Wenn man das so genannte ‚Field Battle‘ verliert, dann wird es happig.“

Die Japaner waren an diesem Tag nicht nur das schnellere Team. Sie hatten mit MVP Tetsuo Takata einen fehlerlosen Quarterback und vor allem die besseren Special Teams in ihren Reihen.

Lehren werden gezogen

Die Österreicher sahen ihr erstes Spiel auf diesem Niveau auch als Lehrstunde. Die Lehren daraus würden nun gezogen und die Fehler im kommenden Spiel vermieden werden.

„Wir sind nicht so dumm, um diese Erfahrung nicht als weiteren Schritt unserer Entwicklung mitzunehmen“, betonte Rhoades.

So negativ letztlich eine Niederlage ist, so positiv war aber vor allem die Atmosphäre, in der diese passierte.

Defensive Back Christoph Schreiner brachte den Grundtenor nach der Auftakt-Niederlage auf den Punkt: „Die Stimmung war unglaublich, das war Gänsehaut-Feeling und wird uns ewig erhalten bleiben."

Nicht nur den Spielern.

Bernhard Kastler