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Die fünf Fehler der Oklahoma City Thunder

Die fünf Fehler der Oklahoma City Thunder

105:94 - 1:0 in der Serie gegen die Miami Heat. Nach dem ersten Spiel der NBA-Finals sah viel nach einem Sieg der Oklahoma City Thunder aus.

Drei Aufeinandertreffen später steht es plötzlich 1:3. Ein Mal verloren Kevin Durant und Co. mit vier Punkten Rückstand, zwei Mal fehlten sechs Punkte auf die Overtime. Also alles Spiele, die die laut Buchmachern als Favoriten ins Rennen gegangenen Thunder gewinnen hätten können.

In Anbetracht der vielen Probleme, die das Spiel der Mannen aus Oklahoma City derzeit hat, ist das beachtlich. Beachtlich – aber auch wertlos.

Es muss sich etwas ändern, wollen die aufstrebenden Jungstars ihre Konkurrenten aus Miami in ein sechstes Spiel zwingen. LAOLA1 findet fünf Ansätze:

James Harden muss sich wiederfinden

Die größte Enttäuschung der Finalserie heißt zweifelsohne James Harden. War der „Sixth Man of the Year“ im Conference Final gegen die San Antonio Spurs noch eine wichtige Stütze, ließ der Guard im Finale bisher völlig aus.

Um das ganze in Zahlen zu fassen: Harden erzielte bei 32 Minuten pro Spiel durchschnittlich nur 10,8 Punkte. Über die gesamten Playoffs (Finale eingerechnet!) steht dieser Wert bei 16,2 Punkten pro Spiel. Die Dreier-Quote sank von 41 Prozent auf 29 Prozent, die Wurfquote von 43 Prozent auf 35 Prozent.

Wenn bei einem Team, das auf seine „Big Three“ baut, einer der drei Haupt-Protagonisten ein ungewöhnlich schwaches Spiel abliefert, schadet das der Mannschaft massiv – das sah man bei Miami im Halbfinale, als Dwyane Wade einen schwarzen Tag hatte, und das sieht man auch jetzt wieder. OKC braucht einen James Harden, der präsent ist und seinen Beitrag zum Spiel leistet.

Durant und Westbrook müssen spielen

Das Spiel der Thunder steht und fällt mit Kevin Durant und Russell Westbrook. Wenn das Duo nicht auf dem Platz steht, geht es bergab. So geschehen in Spiel drei, als Durant wegen Foul-Problemen auf der Bank Platz nehmen musste. Coach Scotty Brooks nahm kurz danach auch noch Westbrook runter – und der mühsam erkämpfte Zehn-Punkte-Vorsprung schmolz wie Eis in der Sommerhitze.

In Spiel vier ein ähnliches Bild: Mit Westbrooks Auswechslung am Ende des ersten Viertels brach der Spielfluss der 29:16 führenden Thunder. Nur rund fünf Minuten später glich Wade zum 35:35 aus. Die beiden wichtigsten Thunder-Akteure spielen zwar schon enorm viele Minuten, aber offensichtlich müssen sie noch das letzte Quäntchen Energie aus sich herauskitzeln.

Die Big Men müssen offensiv vorhanden sein

Serge Ibaka, Kendrick Perkins und Nick Collison haben einen Vorteil: Sie sind groß. Größer als die Gegenspieler, die ihnen Heat-Coach Erik Spoelstra, der seit einiger Zeit auf ein sehr kleines Lineup vertraut, vor die Nase setzt.

Das Problem? Sie können keinen Profit daraus schlagen. Während ihre Defensivstärke am Korb gegen die des Werfens mächtigen Forwards und Center von Miami verpufft, scheitern sie am anderen Ende des Courts völlig. Klägliche 64 Punkte brachten die drei in den bisherigen vier Spielen zusammen zustande.

Die Thunder-Akteure müssen abgebrühter agieren

Spiel vier, 14 Sekunden vor Schluss: Miami ist drei Punkte vorne und gewinnt einen Sprungball. Die taktische Marschrichtung von OKC bei fünf verbleibenden Sekunden auf der Wurfuhr ist klar: Die Heat zu einem schwierigen Wurf zwingen, sich den Rebound schnappen und selbst einen Dreier treffen. Soweit, so gut.

Nur schade, dass Westbrook plötzlich heranstürmt und Mario Chalmers foult. Der macht seine Freiwürfe und entscheidet das Spiel.

Westbrook war nicht mit der Regel vertraut, die besagt, dass die Wurfuhr nach einem Sprungball auf fünf Sekunden gesetzt wird. Eine kleine Unwissenheit, die den Thunder teuer zu stehen kommen könnte.

Doch Westbrook war nicht der einzige, der sich einen Patzer leistete. Auch Serge Ibaka und der außergewöhnlich erfahrene Derek Fisher begingen zwei völlig unnötige Fouls, als sie in Spiel drei je ein Mal in einen Heat-Akteur beim Dreier-Versuch sprangen. Das an einem Tag, als die Heat außerhalb der Zone ganze 16 Prozent trafen, von der Freiwurflinie aber 88.6 Prozent. Also sechs geschenkte Punkte in der entscheidenden Phase, in der Durant und Westbrook auf der Bank saßen.

Die Rollenspieler der Heat müssen unter Kontrolle gehalten werden

Den echten Unterschied in der Serie machten bis jetzt die Rollenspieler. Shane Battier und Mario Chalmers waren die entscheidenden Faktoren bei zwei der drei bisherigen Heat-Siege. Natürlich hatte LeBron James jedes Mal den Löwenanteil und auch Dwyane Wade hat seine Form wiedergefunden, aber das Zünglein an der Waage war in Spiel zwei Battier und in Spiel vier Chalmers.

Bei den Herausforderern aus Oklahoma lieferten indes nur Durant und Westbrook bemerkenswerte Performances ab. Das ist man gewohnt, und das braucht es auch, um die „Big Three“ des South Beach auszugleichen – für einen Sieg müssen aber entweder Durant und Westbrook „explodieren“, oder eben einer der anderen Spieler aufzeigen.

Ändern die Thunder gleich all diese fünf Punkte, steigen ihre Chancen immens. Das kann man nicht erwarten – trotzdem könnte schon das Beherzen von ein oder zwei vermeintlichen „Kleinigkeiten“ zu Siegen führen. Man bedenke nur, dass die drei Spiele durch insgesamt sechzehn Punkte entschieden wurden.

Schon in der Nacht auf Freitag gibt es die erste Chance. Sie könnte auch die letzte sein.

 

Martin Schauhuber