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"Aus sportlicher Sicht ist Südamerika interessanter"

Er ist der erfolgreichste Pilot der härtesten Rallye der Welt.

Stephane Peterhansel gewann die Rallye Dakar schon neun Mal - sechs Mal triumphierte er am Motorrad, drei Mal im Auto.

Heuer nimmt der 46-jährige Franzose den PS-Marathon quer durch Argentinien, Chile und Peru erstmals in einem MINI in Angriff. Sein Ziel? "Zu gewinnen!"

Nach dem Rückzug von VW, das alle drei bisherigen Auflagen der Dakar in Südamerika gewinnen konnte, ist Peterhansel der große Gejagte.

Warum er ein Befürworter des Umzugs über den Atlantik ist und wo er sich weitere Dakars vorstellen könnte, verrät er im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Stephane, du bist erstmals bei einer Rallye Dakar im MINI unterwegs. Wie groß sind deine Erwartungen?

Peterhansel: Es ist zwar das erste Mal, dass ich im MINI bei der Dakar starte, ich habe aber schon drei Rennen mit dem Auto bestritten. Für die Dakar gibt es natürlich nur ein Ziel: Zu gewinnen – auch, wenn das natürlich nicht einfach wird. Wir sind aber sehr zuversichtlich, weil wir viel testen konnten. Das Auto ist auf einem sehr hohen Level und auf jeden Fall siegfähig.

LAOLA1: Wieviele Renn- und Test-Kilometer hast du im MINI bereits abgespult?

Peterhansel: In den Rennen haben wir rund 6.000 Kilometer absolviert. In den Tests werden es so um die 4.000 Kilometer gewesen sein. Ich habe damit die 10.000-Kilometer-Marke sicherlich geknackt.

LAOLA1: Wie bist du zufrieden mit der Standfestigkeit des Autos?

Peterhansel: Bei den Tests hatten wir noch mit einigen Dingen zu kämpfen. Mittlerweile haben wir Lösungen für alle Probleme gefunden. Die Zuverlässigkeit sollte nun in Ordnung sein. Aber du weißt natürlich nie, was während der Dakar auf dich zukommt. An zu wenig Tests kann es jedenfalls nicht liegen, das Auto ist okay.

LAOLA1: Wie groß ist die Umstellung vom BMW auf den MINI?

Peterhansel: Das Auto ist schon unterschiedlich, weil im MINI der Schwerpunkt viel tiefer liegt und das Auto weniger Gewicht hat. Der MINI ist viel wendiger, in den Kurven sollte er viel schneller sein als der X3. Der Motor ist ja ohnehin der gleiche geblieben, aber durch das andere Chassis ist die Balance eine viel bessere.

LAOLA1: Was denkst du über die neue Streckenführung?

Peterhansel: Für mich ist es immer interessanter, wenn der Start- und Zielort nicht der gleiche ist. Das ist einfach die Tradition der Dakar. Ich denke von der Streckenführung her sehen wir heuer das Beste, was Argentinien und Chile zu bieten haben. Die Organisatoren kennen mittlerweile die besten Plätze gut. Ich denke, dass auch die Tage in Peru sehr interessant werden. Dort sollte es noch mehr Dünen als in Chile geben. Da in den Dünen noch viel passieren kann, wird das Rennen wohl erst auf der letzten Etappe in Peru entschieden.

LAOLA1: Viele Leute sagen, dass die Dakar seit ihrem Umzug nach Südamerika nicht mehr die selbe ist. Wie stehst du dazu?

Peterhansel: Natürlich lebt der Geist der Dakar nur in Afrika so richtig auf. Aber aus sportlicher Sicht finde ich Südamerika interessanter. Es gibt dort viel unterschiedlichere Strecken auf den verschiedensten Untergründen. Das gab es in Afrika nie. Es ist zwar nicht mehr dasselbe, aber vom Fahrvergnügen her finde ich Südamerika besser.

LAOLA1: Könntest du dir auch eine neuerliche Verlegung, zum Beispiel nach Asien, vorstellen?

Peterhansel: Ja, warum nicht? Ich sehe sogar in Südamerika noch viel Spielraum. Ich könnte mir Etappen in Brasilien oder Bolivien sehr gut vorstellen. Darüber hinaus wäre wohl auch ein Rennen in Asien möglich. Vor einiger Zeit bin ich einmal „Paris-Moskau-Peking“ gefahren. Da ging es durch Zentralasien und die Mongolei, was ein tolles Erlebnis war.

LAOLA1: Was traust du Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah im Hummer zu?

Peterhansel: Zuallererst freut es mich, dass er doch noch ein Auto gefunden hat. Es wäre sehr schade gewesen, wenn das Rennen ohne den Titelverteidiger gestartet worden wäre. Er wird ein scharfer Rivale werden, denn wir wissen, dass der Hummer ein schnelles Auto ist. Robby Gordon ist in dem Auto nicht immer fehlerfrei gefahren. Ein Pilot wie Al-Attiyah gehört im Hummer aber sicherlich zu den Sieganwärtern.

LAOLA1: Der dreimalige Gewinner VW ist nicht mehr am Start. Wer wird um den Gesamtsieg kämpfen?

Peterhansel: Es ist nicht einfach zu sagen, ob der MINI jetzt das beste Auto im Feld ist. Es gibt zwei, drei andere schnelle Autos. Hummer wurde schon genannt, aber auch die Mitsubishi haben Updates bekommen und sollten mitmischen können. Es wird am Ende nicht nur auf die MINI hinauslaufen.

LAOLA1: Wie schaut deine eigene Vorbereitung aus?

Peterhansel: Bis Anfang Dezember haben wir unser körperliches Training vier Monate lang erhöht. Die letzten drei Wochen ging es aber nur mehr ums Testen. Wir hatten sogar noch Zeit das Auto für 2013 auszuführen.

Das Interview führte Michael Höller