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Rauchenecker: "Motocross ist mein Leben"

Rauchenecker:

„Motocross ist mein Leben. Das ist genau das, was ich machen will.“

Wenn Pascal Rauchenecker anfängt über seine große Leidenschaft zu sprechen, kommt er aus dem Schwärmen fast nicht mehr heraus.

Seit er auf der Welt ist, gibt es für ihn so gut wie nichts anderes als den Motocross-Sport.

Sein Vater, früher selbst im nationalen Rennzirkus als Fahrer tätig, trägt wohl einen großen Teil dazu bei, nahm er ihn doch bereits als kleines Baby mit auf die Rennstrecken.

Mit vier erstes Motorrad

„Bei den Rennen durfte man immer mit den Minimotorrädern herumfahren. Das habe ich natürlich gleich ausprobiert und es hat mir so sehr gefallen, dass ich meinen Vater solange angebettelt habe, bis ich mein eigenes bekommen habe.“

Kleines Detail am Rande: Rauchenecker war damals vier Jahre jung, als er das erste Mal ein motorisiertes Zweirad sein Eigen nennen durfte.

Zwei Jahre später nahm der Oberösterreicher an seinem allerersten Rennen teil.

Ein lang gehegter Wunsch, wie er verrät: „Ich habe mir zu meinem sechsten Geburtstag gewünscht, bei einem Rennen mitfahren zu dürfen und dieser Wunsch wurde mir glücklicherweise erfüllt.“

Erste Erfolge im McDonalds-Cup

Und dieses Rennen lief so gut, dass er sich in der Folge für den McDonalds-Cup, die Rennserie für den österreichischen Motocross-Nachwuchs, anmeldete und dort auch sofort beachtliche Erfolge feiern konnte.

Allerdings waren ihm diese gar nicht so wichtig: „Am Anfang sind Ergebnisse und Erfolge nebensächlich. Da geht es darum, wie man sich entwickelt.“

Ab acht KTM-Testfahrer

Nichtsdestotrotz ist KTM, seit Jahrzehnten die dominante Offroad-Marke, auf ihn aufmerksam geworden. Als Testfahrer sollte er von nun an für den in Mattighofen ansässigen Motorrad-Produzenten arbeiten.

Dieses Angebot konnte der damals Achtjährige natürlich nicht ausschlagen. Zudem bekam er das gesamte Equipment von KTM zur Verfügung gestellt.

Eine unglaubliche Erleichterung, vor allem für seine Eltern, die bis dahin seine einzigen Sponsoren waren.

Rauchenecker in seinem Element

Seit dieser Saison WM-Pilot

Pascal Raucheneckers großer Traum ging zu Beginn dieser Saison in Erfüllung, als der belgische Rennstall JM-Racing, gegründet von Motocross-Legende Jacky Martens, den jungen Oberösterreicher in sein WM-Team für die MX2-Klasse aufnahm.

Geändert hat sich für den 18-Jährigen dadurch einiges. Er ist nun viel öfter unterwegs, muss größere Strecken zwischen den Rennen zurücklegen und hat sogar seinen Wohnsitz nach Belgien verlegt.

Aber das alles ist halb so wild: „Ich bin seit letztem Dezember in Belgien. Es gefällt mir hier in Lommel sehr gut. Ich lerne auch immer mehr Leute kennen. Die Sprache kann ich zwar nur ein bisschen, aber es können alle sehr gut Englisch und die meisten verstehen auch ganz gut Deutsch. Es war also für mich nicht so schlimm, hier her zu  ziehen.“

Weiterentwicklung erkennbar

Im Training hat sich auch einiges geändert: „In der Winter-Vorbereitung haben wir viel am Motorrad und ich auch an mir gearbeitet. Das hat gut funktioniert. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich mich weiterentwickelt habe.“

Das konnte man auch gleich in seinem ersten WM-Rennen im niederländischen Gemert beobachten, als Rauchenecker auf Anhieb zehn Punkte für die Gesamtwertung sammeln konnte. Der Oberösterreicher hält momentan bei 82 Zählern und liegt damit auf Zwischenrang 20.

"Schwierig sich in dieser Klasse zu behaupten"

Dennoch geht er mit seinen bisher gezeigten Leistungen kritisch um: „Ich habe viele Höhen und Tiefen durchlebt. Es ist sehr schwierig, sich in dieser Klasse zu behaupten. Im Großen und Ganzen bin ich aber mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden.“

„Es gibt noch viel zu lernen. Ich muss zum Beispiel mehr auf meine Regenerationszeiten zwischen den Rennen achten. Die Gefahr ist bei mir leider groß, dass ich beim Training übertreibe und dann am Wochenende nicht 100 Prozent geben kann. Es ist sehr schwierig, die richtige Mischung zu finden.“

Konstanz fehlt noch

Woran es noch fehlt, weiß er auch: „An der Konstanz. Ich muss bei allen Bedingungen, bei jeder Bodenbeschaffenheit immer dazu in der Lage sein, in die Punkte zu fahren. Große Probleme habe ich zum Beispiel auf rutschigen Rennstrecken, die dann auch noch sehr wenige Spurrillen haben. Da muss ich mich wirklich verbessern.“

Die WM-Saison geht dem Ende zu. Ergebnisorientierte Ziele hat sich Rauchenecker nicht gesteckt: „In der ersten Saison ist es vor allem wichtig, dass Geschwindigkeit, Technik und Kondition passen.“

Lob vom Chef

Dennoch sollte er auch darauf schauen, gute Einzelresultate einzufahren. Einen Vertrag für die nächste Saison hat er nämlich noch nicht fix. „Das ist alles von den nächsten Rennen abhängig. Aber ich denke doch, dass ich wieder fahren werde. Für welches Team kann ich aber jetzt noch nicht sagen.“

Druck verspürt er trotzdem nicht: „Wenn es einmal nicht so läuft, muss man natürlich daran arbeiten, dass es wieder besser wird. Druck habe ich aber eigentlich nicht. Ich freue mich, dass ich in so einem Team bin und dass mir KTM das alles ermöglich hat.“

Schule war kein Hindernis

Ein Problem stand einer erfolgreichen Karriere allerdings noch im Weg. Rauchenecker war noch in einem schulpflichtigen Alter. „Da war ich eben ein paar Mal krank“, lacht der mittlerweile 18-Jährige.

„Mein Lehrer hat das unterstützt, war sogar mit Begeisterung dabei. Er hat es nicht so eng gesehen, wenn ich einmal nicht da war.“

Abbruch der Lehre

Nach Abschluss der Pflichtschule und Absolvierung des Polytechnischen Lehrgangs, begann Rauchenecker eine Lehre als Zimmerer und Bautechnischer Zeichner, musste diese aber zu Beginn seiner ersten WM-Saison (13.3.2011 in Gemert/NL) zumindest vorübergehend abbrechen:

„Letztes Jahr bin ich noch Europameisterschaft gefahren, da ist sich das mit der Lehre noch irgendwie ausgegangen. Jetzt lässt es die Zeit einfach nicht mehr zu.“

Der gebürtige Rieder lebt derzeit nur vom Motocross-Sport. Er ist sich aber sehr wohl im Klaren, dass eine abgeschlossene Ausbildung wichtig ist: „Ich werde auf jeden Fall darauf schauen, Alternativen zu haben, denn in meiner Sportart kann immer etwas passieren.“

"Reich wird man sicher nicht"

Zudem sehen die Verdienstmöglichkeiten als Motocross-Rennfahrer eher düster aus: „Reich wird man sicher nicht. Für eine WM-Saison muss man 10.000 Euro Startgeld zahlen, bekommt aber im Gegenzug keinen einzigen Cent Preisgeld.  Aber Motocross ist einfach meine große Leidenschaft. Da  nehme ich auch solche Ungerechtigkeiten in Kauf.“

„Ich kann von meinem Gehalt leben, obwohl mir mein Vater schon noch schon ein bisschen unter die Arme greifen muss. Und mit KTM, Dimoco, Ortema und Red Bull habe ich tolle Sponsoren, die mir die WM ermöglichen.“

Nach den jüngsten Aussagen seines Team-Managers Jacky Martens scheinen die Chancen für einen Verbleib in der MX2-WM nicht schlecht zu stehen: „Pascal hat während dieser Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht. Darüber bin ich sehr glücklich.“

"Vieles ist möglich"

Da Rauchenecker erst 18 Jahre alt ist, hat er noch viel Zeit seine Schwächen auszubessern.

„Ob man das letzte Quäntchen zur Spitze schafft, ist von vielen Faktoren abhängig und erfordert sehr viel Arbeit. Aber ich bin bereit dafür und werde alles dafür geben. Wenn ich in den nächsten ein, zwei Jahren einen Schub habe und die nächste Stufe erreiche, dann ist vieles möglich. Auch ein WM-Titel.“

Am "Güpl" einziges Heimrennen

Wer den KTM-Piloten hautnah erleben will, sollte sich vom 13. bis 14. August im oberösterreichischen Mehrnbach einfinden, wo er sein einziges Österreich-Rennen in diesem Jahr bestreiten wird.

Der „Güpl“, wie die dortige Rennstrecke genannt wird, ist nur rund zehn Kilometer von seiner Heimatstadt Ried im Innkreis entfernt.

"Bin dort aufgewachsen"

„Ich bin dort quasi aufgewachsen. Die Trainingsbedingungen sind wirklich hervorragend. Der ‚Güpl‘ ist eine absolut WM-taugliche Strecke. Ich wäre ohne ihn nie so weit gekommen “, ist der Youngster auf seine Hausstrecke mehr als stolz.

In seiner österreichischen Heimat wird er sich aber nicht lange aufhalten.

Gleich nach dem Rennen geht es wieder zurück nach Belgien, um seinen ganz persönlichen Traum als Motocross-Rennfahrer weiterleben zu können.

 

Susanne Brunnmair