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"Merke, dass der Rückhalt größer wird"

Stefan Bradl ist derzeit ein gefragter Mann. Der 21-Jährige liegt in der Moto2-Klasse der Motorrad-WM souverän in Führung.

In Brünn startet er am Wochenende nach der Sommerpause in die zweite Saisonhälfte - und könnte den Traum vom ersten deutschen WM-Titel seit 1993 wahr werden lassen.

Kein Wunder, dass sich die deutschen Medien um den Bayern reißen und ihm die Fans zu Füßen liegen - wie die Rekordkulisse (mehr als 230.000) am Sachsenring eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Mit LAOLA1 sprach Stefan Bradl über den Motorrad-Boom in Deutschland und verriet, wie es schon im nächsten Jahr mit dem Aufstieg in die MotoGP klappen könnte.

LAOLA1: Stefan, die Sommerpause in der Motorrad-WM ist zu Ende. Wie hast du die rennfreien Wochen verbracht?

Bradl: Für mich waren zwei Wochen komplett frei, die leider sehr schnell vergangen sind. Körperlich ist man aber auch da im Training. Und die Sponsorentermine habe ich alle an das "Ende der Ferien" (lacht) geschoben. Ein paar Tage habe ich relaxt, mir die vergangenen Rennen auf DVD angeschaut und die erste Saisonhälfte mal komplett Revue passieren lassen.

LAOLA1: Du sprichst die erste Saisonhälfte schon an, die ja sehr erfolgreich für dich war. Was war dein persönliches Highlight?

Bradl: Es ist jeder einzelne Sieg ein Highlight für sich. Aber der Erfolg in Silverstone im Regen war für mich das Herausragendste. Das macht mich sehr stolz, dass ich dort ein Regenrennen so dominieren konnte.

LAOLA1: Wie habt ihr euch auf Brünn und die zweite Saisonhälfte vorbereitet?

Bradl: Wir haben in Hockenheim am vergangenen Wochenende noch zwei Testtage eingelegt. Und am Mittwoch geht es ja schon auf nach Brünn.

LAOLA1: Ist deine Maschine momentan schon am Limit oder gibt es noch Luft nach oben für Verbesserungen?

Bradl: Deshalb haben wir diesen Test spontan eingeschoben. Wir haben neue Entwicklungsteile von Kalex ausprobiert, damit wir in Brünn noch ein bisschen besser aufgestellt sind. Die anderen Teams entwickeln ja auch weiter und als WM-Leader sollte man nichts verschlafen.

LAOLA1: Um die WM wird es wohl nur noch zwischen dir und Marc Marquez gehen. Wirst du dich in erster Linie an ihm orientieren?

Bradl: Primär orientiere ich mich nur an mir selbst und schaue von Rennen zu Rennen. Ich bin aber top motiviert und freue mich auf die tolle Rennstrecke in Brünn.

LAOLA1: Marquez kann es aus eigener Kraft ja nicht mehr schaffen, dich abzufangen, so lange du immer Zweiter wirst. Gibt das ein bisschen Sicherheit?

Bradl: Nein. So weit bin ich noch nicht, dass ich da schon zu rechnen beginne. Mathematisch ist noch alles möglich, da braucht nur ein Ausfall kommen und alles ist wieder offen. Unser Sport ist so schnelllebig, dass der WM-Titel noch kein Thema ist. Sicher muss man mit Köpfchen fahren, aber das mache ich ohnehin.

LAOLA1: Der Motorrad-Sport boomt in Deutschland momentan so richtig, wenn man sich das gewachsene Medieninteresse und die Rekordzuschauerzahlen vom Sachenring anschaut. Du bist wesentlicher Teil dieses Booms. Macht dich das stolz?

Bradl: Ja, man freut sich schon, wenn man sieht, dass die eigenen Leistungen ein bisschen was auslösen. Ich merke, dass der Rückhalt größer wird und das macht mich schon stolz. Die ganze Geschichte ist momentan sehr populär und hält sich halt stark an mir fest. Aber man muss aufpassen, dass einem der Rummel nicht zu viel wird.

LAOLA1: Merkt man an der Begeisterung, dass die deutsche Motorsportseele im Hinblick auf den Motorradsport ausgehungert ist?

Bradl: Das merkt man ganz deutlich! Es war aber auch dringend mal nötig, weil in den letzten Jahren gab es aus deutscher Sicht ja nicht allzu viel zu feiern in der Motorrad-WM.

LAOLA1: Wie hilfreich ist dieser Boom bei der Sponsorensuche?

Bradl: Es hilft sehr, wenn man bekannter wird und vor allem immer öfter ins Fernsehen kommt. Man hat immer mehr Termine, die man aber gerne wahrnimmt. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man so im Fokus steht.

LAOLA1: Wie sieht deine Zukunftsplanung für die nächste Saison aus?

Bradl: Ich habe immer gesagt, wenn die Chance besteht, in die MotoGP aufzusteigen, warum nicht! Es steht aber noch nichts definitiv fest. Die Leute um mich herum sind schwer in Verhandlungen, aber wir müssen die nächsten Rennen abwarten. Da will ich noch den bestmöglichen Job machen.

LAOLA1: Ist die Moto2 auch für 2012 eine Option?

Bradl: Ja natürlich.

LAOLA1: In der MotoGP sind aktuell vier Marken vertreten. Mit welchen davon hast du gesprochen?

Bradl: Wir haben Gespräche mit Honda und Yamaha geführt. Die Leute um mich herum sind sehr optimistisch, dass es funktioniert. Aber es hängt viel von Sponsoren und Geld ab. Das ist nicht immer so einfach aufzutreiben. Rein vom sportlichen her betrachtet, ist die Honda das stärkste Motorrad.

 LAOLA1: Wenn du in der MotoGP auf den kommenden Weltmeister setzen müsstest. Wer wäre das?

Bradl: Das ist nicht so einfach zu sagen, weil der Abstand nicht so groß ist. Wenn ich tippen müsste, würde ich aber sagen Stoner.

Das Interview führte Michael Höller