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"Wollen BMW gemeinsam nach vorne bringen"

Drei Podestplätze in drei Rennen, eine Pole Position und der erste Sieg im zweiten Rennen nach dem Comeback: BMW mischt die ehemalige „Two Man Show“ DTM heuer gehörig auf.

„Um ehrlich zu sein hatte ich vor der Saison nicht erwartet, dass wir nach drei Rennen Zweiter in der Meisterschaft sind. Niemand erwartet, dass wir so schnell gewinnen“, gesteht Bruno Spengler, der den Münchnern am Lausitzring den ersten Sieg schenkte, im Gespräch mit LAOLA1.

„Das war eine schöne Überraschung für uns“, führt der Kanadier aus. „Weil die DTM so eng ist und die anderen Hersteller viel mehr Erfahrung mitbringen.“

Überrascht von sich selbst

Martin Tomczyk, amtierender Champion, den BMW von Audi loseisen konnte, stößt ins selbe Horn: „Die ganze Vorbereitung war natürlich eine Reise ins Ungewisse. Wir ahnten selbst nicht, dass es so schnell funktionieren würde, konkurrenzfähig zu sein und so rasch gewinnen zu können.“

„Das war in jeder Hinsicht überraschend, zeigt aber auch, dass wir im Winter alles richtig gemacht haben“, so der Bayer, der heuer bereits seine zwölfte DTM-Saison bestreitet.

So knapp ging es in der langen Karriere des Martin Tomczyk aber noch nie zu. Ein Beweis? Die ersten 18 Piloten im 1. Training am Red Bull Ring waren nicht einmal durch eine Sekunde getrennt. Auch auf der Strecke wird plötzlich mit viel härteren Bandagen gekämpft.

„Es geht mehr Action ab“

„Logisch: Durch einen dritten Hersteller geht natürlich mehr Action ab! Da wird aus einem Duell ein Dreikampf und damit heizt sich die ganze Stimmung auf.“

An die neue Härte hat sich der Champion bereits gewöhnt: „So lange alles im Rahmen der Fairness bleibt, habe ich gegen einen harten Zweikampf nichts einzuwenden“, meint er mit einem Zwinkern.

Aber nicht nur gegen Mercedes und Audi müssen sich die BMW-Piloten zur Wehr setzen, auch intern muss man sich in dem hochkarätigen Sechs-Mann-Kader, dem neben Spengler und Tomczyk auch WTCC-Ex-Champion Andy Priaulx, Augusto Farfus, Dirk Werner und der US-Amerikaner Joey Hand angehören, behaupten.

Konkurrenz belebt das Geschäft

„Ein gesunder Konkurrenzkampf gehört teamintern dazu“, so Tomczyk. „Aber das macht uns alle nur schneller, motiviert uns. Und diese Gruppe an Fahrern, die wir hier im Team haben, passt und arbeitet perfekt zusammen.“

Spengler sieht die Situation ein wenig anders: „Ich sehe keine interne Rivalität. So etwas bringt nichts. Wir wollen in erster Linie gemeinsam BMW nach vorne bringen.“

„Das Wichtigste für uns alle ist, dass so viele BMW wie möglich vorne stehen“, gibt sich der Kanadier als Teamplayer.

Gänsehaut-Feeling beim ersten Sieg

Dass ausgerechnet er den ersten Comeback-Sieg für die Münchner holen konnte, erfüllt Spengler aber doch mit Stolz.

„Ich hatte Riesen-Gänsehaut, als ich die Zielflagge gesehen habe. Es war fast so schön wie der allererste Sieg in meiner DTM-Karriere“, gesteht er.

„Die ersten drei Rennen sind zwar sehr gut verlaufen, aber jetzt müssen wir uns für die nächsten Meisterschaftsläufe konzentrieren“, lautet das Fazit des Kanadiers.

Die richtige Mischung macht's

Die Mischung bei BMW scheint zu stimmen, nicht nur in den Cockpits, auch in der Garage und der Entwicklungsabteilung: Mehrere DTM-erfahrene Techniker konnte man von Audi, vor allem aber von Mercedes abwerben.

Aus dem eigenen Konzern stellte man Top-Leute aus dem ehemaligen F1-Projekt und der erfolgreichen Mannschaft aus der Tourenwagen-WM (die man mehrfach gewann) ab. Alles in allem genau der richtige Mix, um von Beginn an um die Spitzenplätze mitzumischen.

„Für das ganze Team war es einfach wichtig solche Leute zu haben. Genau im Winter legst du durch die Entwicklung den Grundstein für die Saison“, so Spengler.

Kein Rezept gegen Paffett?

Trotz aller Euphorie bei BMW: Auf Rang eins der Fahrerwertung liegt mit Gary Paffett ein Mercedes-Ass. Der Brite hat nach zwei Siegen und einem zweiten Platz schon umgerechnet einen Sieg Vorsprung auf Spengler.

Ein wirkliches Rezept gegen den schnellen Briten hat man bislang noch nicht gefunden: „Wir müssen einfach weitermachen und versuchen, auf jeder Strecke die bestmögliche Performance herauszuholen.“

„Aber momentan sieht es klar so aus, als wäre Mercedes am stärksten unterwegs. Aber Gott sei dank gibt es ja noch ein paar Rennen“, sagt der Kanadier.

Auch Tomczyk weiß: „Durch das neue Punktesystem kann sich alles schnell wieder ändern.“

Vielleicht ja schon am Red Bull Ring am Sonntag.

Michael Höller