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EURO-Gastgeberland bangt um seinen Superstar

EURO-Gastgeberland bangt um seinen Superstar

Ein halbes Jahr vor dem Beginn der EURO 2012 macht sich bei Österreichs Dienstag-Gegner Ukraine die Angst breit, dass ausgerechnet der beste Fußballer in der noch jungen Geschichte des Landes sein Heimturnier versäumen könnte.

Andrij Schewtschenko hat seit geraumer Zeit mit chronischen Rückenschmerzen zu kämpfen und schließt deswegen nicht aus, die EM lieber aus der Perspektive des Zuschauers zu erleben.

"Ich werde jedes Opfer dafür bringen, um für die EURO in Schuss zu kommen. Aber wenn es meine gesundheitlichen Probleme nicht möglich machen, ein vollwertiges Mitglied der Mannschaft zu sein, werde ich nicht dabei sein. Ich will weder mich noch das ukrainische Nationalteam lächerlich machen", erklärte der mittlerweile 35-Jährige kurz vor dem Deutschland-Spiel, in dem er bis zur 67. Minute im Einsatz war.

"Kann mir unser Nationalteam ohne ihn nicht vorstellen"

Gleich nach dieser Aussage trudelten zahlreiche Unterstützungserklärungen für den Goalgetter ein, dem bei der EM die Rolle des sentimentalen Superstars zugedacht wäre.

"Er ist das Symbol der ukrainischen Nationalmannschaft. Ich kann mir unser Nationalteam ohne ihn nicht vorstellen und wäre glücklich, mit ihm die EURO 2012 spielen zu dürfen", sagte Teamkollege Andrij Woronin.

Am ukrainischen Denkmal nagt aber der Zahn der Zeit.

Seit seiner Rückkehr zu Dynamo Kiew vor zweieinhalb Jahren war Schewtschenko wegen diversen Wehwehchen oft nur ein Schatten seiner selbst - ginge es rein nach dem aktuellen Leistungsvermögen, wäre für Europas Fußballer des Jahres 2004 in der ukrainischen Auswahl derzeit wohl kein Platz.

Trainer und Kollegen wollen Schewtschenko unterstützen

Deswegen hat Dynamo Kiew alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinem berühmtesten Kicker doch noch die EM-Teilnahme zu ermöglichen.

Auswärtsreisen des Hauptstadtvereins darf sich Schewtschenko zumeist ersparen, dafür wurde ein umfangreiches Fitness-Programm zusammengestellt, das unter anderem Behandlungen in Deutschland und England vorsieht.

"Schewtschenko ist großartig, er verdient unseren Respekt als Spieler und Mensch. Wir wollen alles dafür tun, damit er bei der EM dabei sein kann", versprach Kiew-Trainer Juri Sjomin.

Mit Dynamo Kiew wurde Schewtschenko fünfmal ukrainischer Meister (1995 - 1999) und dreimal Cupsieger (1996,1998,1999).

Im Sommer 1999 startete er beim AC Milan seine große internationale Karriere und heimste mehr Titel ein, als so mancher aktueller ÖFB-Internationaler Länderspiele auf dem Buckel hat.

Bei den Top-Klubs gefragt

Im Dress der Mailänder gewann der mit 48 Treffern vierterfolgreichste Torschütze der Champions-League-Historie unter anderem die Europacup-Königsklasse (2003), den Meistertitel (2004) und den Cup (2003). Zweimal war er bester Goalgetter der Serie A (2000,2004), die ihm im Jahr 2000 auch als ihren besten Spieler auszeichnete.

Mit Milan-Clubchef Silvio Berlusconi verband Schewtschenko stets ein inniges Verhältnis, das auch nicht abkühlte, als der Ukrainer Berlusconis Sohn Piersilvio die Freundin ausspannte - für den ersten Sohn des Paares übernahm der "Cavaliere" im November 2004 sogar die Patenschaft.

Wenige Monate später lehnte Berlusconi ein Chelsea-Angebot von 75 Millionen Euro plus Hernan Crespo für Schewtschenko ab.

"Da lasse ich mir eher Arme und Beine abhacken", tönte damals der italienische Noch-Regierungschef.

Es ist ruhig geworden um Schewtschenko

Ein Jahr später ging Milans zweiterfolgreichster Goalgetter aller Zeiten (177 Tore) für 43,5 Millionen Euro dann doch zu Chelsea, womit sein langsamer Abstieg begann.

Auch aufgrund von Verletzungen und Unstimmigkeiten mit Trainern konnte sich Schewtschenko an der Stamford Bridge trotz des Gewinns von FA- und Liga-Cup (jeweils 2007) nie richtig durchsetzen, eine leihweises Comeback bei Milan in der Saison 2008/09 war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt.

Seit seiner Rückkehr zu Dynamo Kiew im August 2009 schaute für Schewtschenko nur noch der Sieg im ukrainischen Supercup heraus - der Altstar hat seine Schnelligkeit und Durchschlagskraft, für die er in der Serie A noch gefürchtet war, längst verloren.

Dennoch hält der ukrainische Teamchef Oleg Blochin nach wie vor große Stücke auf den besten Nationalteam-Torschützen seines Landes (46 Tore in 104 Länderspielen).

"Er hat eine große Autorität und ist wichtig für unser Team. Ich hoffe, er überwindet seine Verletzungen und kommt in Form. Wir werden auf jeden Fall alles tun, um ihm zu helfen."