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Koller: "Ich bin froh, dass es losgeht!"

Koller:

Die heiß ersehnte Premiere von ÖFB-Teamchef Marcel Koller gegen die Ukraine wird in kaltem Ambiente über die Bühne gehen.

In Lemberg klopft der Winter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und zeitweiligem Schneefall bereits kräftig an.

Während sich die westukrainische Stadt für die EURO im kommenden Jahr herausputzt (Baustellen prägen das Stadtbild) und sich das Nationalteam des Gastgeberlandes für den großen Heim-Event vorbereitet, muss der ÖFB bereits weiterdenken.

Gegen die Elf des einstigen Vorwärts-Steyr-Legionärs Oleg Blochin startet somit nicht nur die Amtszeit von Koller, sondern für die Spieler auch die interne Qualifikation für ein Stammleiberl in der kommenden WM-Qualifikation. LAOLA1 nennt vor dem Ankick die wichtigsten Brennpunkte der Partie:

STARTSCHUSS IN NEUE ÄRA: Gemeinsames Frühstück, ein leichtes Training zum Aktivieren um 11 Uhr Ortszeit, Mittagessen, Ruhephase für die Spieler, eine Besprechung, in der die Mannschaft die Aufstellung erfährt, Abfahrt ins Stadion – so sieht der Ablaufplan vor dem Einstand Kollers aus. „Jetzt bin ich froh, dass es losgeht. Das Spiel ist immer der Höhepunkt, das soll man auch genießen können. Als Trainer ist die Vorarbeit in der Woche davor, im Spiel kannst du dann nicht mehr viel Einfluss nehmen. Wir hoffen natürlich, dass wir die Vorbereitung so gestaltet haben, dass wir ein gutes Spiel zeigen“, zeigt der Schweizer Vorfreude auf das erste Match in seiner Teamchef-Ära.

AUSGANGSPOSITION: Koller hat die ÖFB-Elf in der FIFA-Weltrangliste auf Rang 72 übernommen. Die Ukraine ist mangels Qualifikationspartien als EM-Veranstalter auf Rang 58 zurückgefallen – eine Problematik, die Österreich aus der Zeit vor der EURO 2008 nicht unbekannt ist. Die Hausherren gehen sicherlich als Favorit in diesen Test. „Die Ukraine ist eine gute Mannschaft, die gegen Deutschland hervorragend gespielt hat – und zwar in allen Belangen. Sie waren defensiv sehr kompakt und haben überragend gekontert. Deswegen sind wir sicherlich gewarnt“, betont Andreas Ivanschitz. Man darf davon ausgehen, dass es die Osteuropäer diesmal offensiver anlegen werden als gegen den WM-Dritten, während Österreich aus einer kompakten Defensive heraus agieren dürfte. Ivanschitz stellt jedoch klar: „Wir wollen aber auch agieren und nicht nur reagieren. Der Teamchef hat uns diese Woche vermittelt, nicht nur abzuwarten.“

In der Liviv Arena wird allerorts noch eifrig gearbeitet

STADION-ERÖFFNUNG: Für die zahlreichen Bauarbeiter in der Lviv Arena war es wohl eine ebenso besondere wie willkommene Abwechslung: Als sich die Teamspieler der Ukraine zum Abschlusstraining aufs Feld begaben, unterbrachen sie kurzzeitig ihre Arbeit, um ihren Helden auf die Beine zu schauen. Tendenziell ein letzter Motivationsschub vor einer anstehenden Nachtschicht. Denn die Fertigstellung des rund 35.000 Zuschauern Platz bietenden Schmuckkästchens wird zur Last-Minute-Angelegenheit. Ein Kabelsalat hier, ein nicht ausgepflasterter Stadionvorplatz dort – auf der Großbaustelle wird überall noch eifrig gearbeitet. Jene ÖFB-Teamspieler, die schon im Vorfeld der Heim-EURO 2008 dem Kader angehörten, wissen, wie sich ihre ukrainischen Kollegen fühlen. „Es ist immer eine Ehre, ein neues Stadion zu eröffnen. Ich denke, dass die Ukraine dementsprechend motiviert ist“, meint Fuchs.

DIE ZEIT NACH DEM CAMP: Das Länderspiel-Jahr 2011 ist nach dem Abpfiff in Lviv offiziell beendet. Das heißt aber natürlich nicht, dass sich Koller in den Winterschlaf begibt. Für den Teamchef hat die Arbeit zwischen den Camps eine hohe Bedeutung: „Im Moment haben wir 23 Spieler hier und wir haben viele Informationen bekommen, aber natürlich noch nicht alles. Das heißt, dass nach diesem Zusammenzug natürlich nicht alles eingestellt wird und wir bis zum nächsten Camp Ende Februar warten. Wir brauchen weitere Informationen! Die können wir nur bei den Spielern selbst bekommen. Das heißt, dass wir weiterhin unterwegs sein werden.“ Dem Eidgenossen ist wichtig, dass die „grundlegenden Dinge“, die im laufenden Camp einstudiert wurde, sitzen: „Ich möchte im Februar nicht wieder bei null beginnen.“ Bezüglich des Aufgebots ist das Ukraine-Spiel die erste interne Qualifikation, in der sich die Spieler profilieren können. „Die 23 Spieler, die hier sind, sind nicht in Stein gemeißelt. Jeder muss seine Leistung im Verein beweisen.“

Peter Altmann/Claus Schlamadinger

ERGEBNIS: Testspiele haben hin und wieder ihre eigenen Gesetze, bisweilen steht das Ergebnis im Hintergrund, wie etwa das Dreierketten-Experiment von DFB-Teamchef Joachim Löw beim 3:3 in der Ukraine am Freitag zeigte. Auch Blochin behauptet, dass das Österreich-Match für ihn nur eine weitere Etappe am Weg zur EM sei: „Meine Mannschaft kämpft für ein Resultat, aber ob ein Sieg herauskommt oder nicht, ist zum jetzigen Zeitpunkt egal, weil wir uns auf die EURO vorbereiten.“ Im ÖFB-Lager wiederum ist man sich bewusst, dass man mit einem guten Ergebnis die unter Koller erzeugte Aufbruchstimmung konservieren könnte, auch wenn der Schweizer weder Niederlage, noch Sieg überbewerten will. „Normal ist das Ergebnis in einem Testspiel nicht so wichtig, aber in diesem Fall wäre es wichtig, die erste Woche unter dem neuen Teamchef gut abzurunden“, meint Ivanschitz. Christian Fuchs schlägt in dieselbe Kerbe: „Zum Glück geht es um keine Punkte, sondern es ist ein Freundschaftsspiel, in dem man auch testen kann. Das Ergebnis an sich ist zweitrangig, obwohl es natürlich positiv wirken würde, wenn wir gleich mit einer guten Leistung und einem positiven Ergebnis in die neue Ära starten würden.“

OLEG BLOCHIN: „Gibt es noch eine Mannschaft in Steyr?“, fragt Blochin im Rahmen des offiziellen Medientermins die österreichischen Journalisten und zeigt sich ein wenig enttäuscht von der Antwort, dass der Kultklub Vorwärts inzwischen in der Regionalliga sein Dasein fristet. „Vielleicht hätten sie meinen Vertrag verlängern sollen, dann wären sie nicht abgestiegen“, scherzt der 59-Jährige. Ende der 80er-Jahre war dem oberösterreichischen Provinzklub der Transfercoup gelungen, Europas Fußballer des Jahres 1975 unter Vertrag zu nehmen. Der damals 36-jährige Stürmer-Star erzielte in 41 Partien neun Treffer für Vorwärts. „Ich war schon lange nicht mehr dort, es war jedoch eine sehr schöne Zeit. Wenn wir kommendes Jahr in Österreich sind, werde ich hinfahren“, kündigt Blochin an. Anfang Juni wird der EURO-Gastgeber kurz vor Turnierstart noch ein Testspiel in Österreich bestreiten. Was er vom „Hinspiel“ erwarten soll, weiß der gestrenge Coach nicht so recht: „Ich kann Österreich nicht so gut einschätzen, aber ich bin sicher, dass es ein interessantes Spiel sein wird. Österreich hat viele gute Spieler in der deutschen Bundesliga.“