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"Ohne Vereins-Einsätze schwierig beim Nationalteam"

Große Überraschungen hatte die erste Aufstellung von Marcel Koller als ÖFB-Teamchef nicht zu bieten – zumindest was die Feldspieler betrifft.

Das größte Rätsel war bereits im Vorfeld der 1:2-Niederlage in der Ukraine, wer das österreichische Tor hüten würde. Der Schweizer entschied zu Gunsten von Robert Almer und gegen das Austria-Duo Pascal Grünwald und Heinz Lindner.

„Ich habe es bereits am Sonntag erfahren. Es war optimal, dass ich ein bisschen Vorbereitungszeit hatte“, erklärte der 27-Jährige, der sich mit seinem Länderspiel-Debüt einen Traum erfüllt hat:

„Es ist von jedem Fußballer das Ziel, dass man für seine Nation am Feld stehen kann. Das ist etwas ganz Besonderes, und ich hoffe natürlich, dass in Zukunft weitere Spiele dazukommen werden.“

„Meine Leistung war ganz okay“

Almer wurde bereits von Didi Constantini hin und wieder ins Aufgebot berufen, drückte bislang jedoch immer nur die Ersatzbank – so wie bei seinem Arbeitgeber Fortuna Düsseldorf.

Für den Tabellenführer der 2. Deutschen Bundesliga kam der Steirer in dieser Saison bislang drei Mal zum Einsatz (kurioserweise jeweils 4:2-Siege), und zwar anstelle des gesperrten Stammkeepers Michael Ratajczak.

Bezüglich der Frage, was letztlich für ihn gesprochen habe, verwies Almer auf das Trainer-Team. Falsch sind Koller und Tormanntrainer Otto Konrad bei ihrer Entscheidung ohnehin nicht gelegen. Bei den beiden Gegentreffern war der frühere Austrianer machtlos. Gerade in der Phase unmittelbar nach Wiederanpfiff verhinderte er mit der einen oder anderen guten Parade eine 2:0-Fürhung der Ukrainer.

„Ich denke, grundsätzlich war meine Leistung ganz okay. Wenn man zwei Tore kassiert und in letzter Minute 1:2 verliert, ist es natürlich sehr bitter, aber ich glaube, man hat gesehen, dass wir sehr guten Fußball gespielt und die Ukraine eigentlich fast über 90 Minuten beherrscht haben. Aber die Konter waren leider unser Todesurteil.“

„Wäre vermessen zu sagen, ich bin die Nummer eins“

Nervosität verspürte Almer laut eigener Aussage keine: „Natürlich war im Stadion ein gewisser Lärm, aber in Deutschland haben wir bei Heimspielen ja auch zwischen 30.000 und 40.000 Zuschauer. Von dem her war es nichts Außergewöhnliches.“

An das Gefühl, die Nummer eins im Tor des Nationalteams zu sein, könnte sich der Trauzeuge von Christian Fuchs sicherlich gewöhnen. Ansprüche will er nach seiner Premiere jedoch keine stellen:

Aufgrund dieser Ausgangslage dürfte ihm auch das Länderspiel-Debüt für Österreich im Verein kaum helfen. Im Prinzip bleibt Almer so gesehen nur eine Wahl: „Man muss weiter Gas geben im Training und sich anbieten. Wenn dann vielleicht ein bisschen der Wurm drinnen ist, muss man zuschlagen.“

Wenig Verständnis für Goalie-Diskussion

Zuletzt war im ÖFB-Team bezüglich der Goalie-Situation bekanntlich ein wenig der Wurm drinnen und Almer hat sogleich zugeschlagen. Großes Verständnis für das jüngste Krisen-Gerede bringt er jedoch nicht auf:

„Wir haben ja noch Jürgen Macho und Christian Gratzei, die beide verletzt sind. Da jetzt irgendwie zu diskutieren, ist natürlich auch nicht gerade der richtige Weg gewesen, weil ich glaube, dass Österreich trotz allem sehr gute Torhüter hat. Aber wenn ein paar verletzt sind, wird es natürlich eng. Aber das wäre es früher bei Konrad, Konsel und Wohlfahrt auch geworden. Wenn da zwei, drei verletzt gewesen wären, wäre die Decke auch ein bisschen dünner geworden.“

Verletzungen haben den nunmehrigen Deutschland-Legionär in seiner Zeit bei der Austria immer wieder zurückgeworfen. Vor seinem Abgang zog er gegen Lindner, dem er nun vorgezogen wurde, den Kürzeren.

Laut Meinung Almers auch deswegen, weil ihm in der Heimat ein wenig die Lobby fehlte: „Ich habe in Österreich einfach nicht den Namen gehabt, dass ich nach drei, vier Wochen Verletzungspause automatisch wieder ins Tor zurückkehre.“

Ein Länderspiel-Debüt ist zumindest einmal ein Schritt in die richtige Richtung, um sich einen bekannteren Namen zu verschaffen.

Peter Altmann

Wenn ich der Einser wäre und wegen einer Rotsperre nicht mehr weiterspielen würde, wäre ich auch angefressen

„Es wäre vermessen, wenn ich jetzt sagen würde, ich bin die Nummer eins. Man kann sich sowieso nur mit guten Leistungen empfehlen. Das ist mir heute einmal ganz gut gelungen. Was die Zukunft bringt, wird man sehen.“

Ohne Wachablöse im Tor der Fortuna dürfte es ohnehin schwierig werden, auch im ÖFB-Dress in der Pole-Position zu bleiben. Denn es ist kaum anzunehmen, dass Koller auf Dauer auf einen Reservegoalie setzt.

So schnell wie möglich Einser-Goalie bei der Fortuna

Dessen ist sich Almer bewusst: „Beim Nationalteam ist es natürlich schwierig, wenn man beim Verein nicht regelmäßig zum Einsatz kommt. Daher ist es für mich jetzt das Wichtigste, dass ich bei der Fortuna so schnell wie möglich zwischen den Pfosten stehe.“

Ein Vorhaben, das aktuell nicht sonderlich leicht umzusetzen ist. Düsseldorf schwimmt auf einer Welle der Euphorie und steht nach 14 Spieltagen noch ohne Niederlage da. Für Coach Norbert Meier gibt es also keinen Grund, etwas an seiner Stammelf zu verändern.

„Ich habe schon mit dem Trainer gesprochen. Ich verstehe ihn auch, dass er sagt, solange wir so gut spielen und alles gewinnen, gibt es keinen Grund etwas zu ändern. Wenn ich der Einser wäre und wegen einer Rotsperre nicht mehr weiterspielen würde, wäre ich auch angefressen.“