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"Schwab soll alles zeigen, was er drauf hat"

Das Ziel ist zwar schon erreicht, Nachlässigkeit jedoch streng verboten.

Unter diesem Motto schließt das ÖFB-Team die EM-Qualifikation auch offiziell ab und kann sich rund um die Duelle mit Montenegro und Liechtenstein bereits der Vorbereitung auf das ganz große Ziel widmen: Die EM in Frankreich.

Dafür taucht auch ein neues Gesicht im 23-Mann-Aufgebot auf. Der Rapidler Stefan Schwab schaffte angesichts der angespannten Personalsituation im defensiven Mittelfeld erstmals den Sprung in den Kader.

Ansonsten ist alles beim Alten. Das bedeutet auch, dass Martin Hinteregger nicht rechtzeitig fit wird und erneut von Sturm-Kapitän Michael Madl vertreten wird. Der Salzburg-Innenverteidiger steigt erst diese Woche wieder ins Training ein und soll laut Teamchef Marcel Koller erst beim Verein wieder Fuß fassen, ehe er wieder im Nationalteam angreift.

Schwab unter der Lupe

Debütanten kann der Schweizer bekanntlich nicht allzu oft begrüßen. Bei Schwab, der von den Verletzungen von Christoph Leitgeb, Yasin Pehlivan und Veli Kavlak profitiert, sei die Zeit für eine Bewährungsprobe jedoch reif:

„Wir wollen uns ein Bild von ihm machen. Er hat in den letzten Wochen und Monaten bei Rapid auffällige Leistungen gezeigt. Er hat es sich verdient, einmal unter die Lupe genommen zu werden.“

Zwar sei eine Trainingswoche zu kurz, um ein endgültiges Urteil fällen zu können, aber: „Jetzt geht es einmal darum, ihn kennenzulernen, als Mensch, als Persönlichkeit, ihn eins zu eins im Training zu sehen. Da soll er sich reinhauen und alles, was er drauf hat, zeigen, damit wir auch das Maximum sehen. Es ist wichtig zu sehen, wie er sich bewegt. Wir müssen beurteilen können, ob er ein Spieler ist, der uns weiterbringen kann.“

Warnung an die Stammkräfte

Schwab ist auch eine gute Gelegenheit, um zu beweisen, dass der ÖFB-Kader doch nicht die viel zitierte geschlossene Gesellschaft ist.

Am Vertrauen Kollers zu seinen Stammkräften hat sich zwar nichts geändert, nach der geschafften EM-Qualifikation möchte er jedoch keine Selbstzufriedenheit sehen. Kein Kadermitglied dürfe sich zu sicher sein, in Frankreich dabei zu sein.

„Diese Spiele sind natürlich für jeden einzelnen Spieler im Kader Vorbereitung auf die EM. Wenn man sich die Abrufliste anguckt: Aktuell will jeder ins Nationalteam kommen. Die Situation beim Klub hat sich beim einen oder anderen verschlechtert. Wenn er dann hier ist und sich zurücklehnt, mache ich mir natürlich auch Gedanken darüber, ob er der richtige Spieler ist, oder ob wir einen anderen dazunehmen müssen. Deswegen heißt es hier Vollgas. Es gilt, die Wohlfühloase, von der die Spieler sprechen, umzusetzen. Das Vertrauen, das sie bekommen, müssen sie auf den Platz kriegen und nicht darauf vertrauen, dass sie aufgeboten werden und nächstes Jahr in Frankreich mit dabei sind, nur weil es immer so war.“

Eine deutliche Warnung an die etablierten Kadermitglieder, allerdings auch eine erwartbare. Gerade nach einem erreichten Ziel ist es wichtig, den Fokus hochzuhalten und die Dinge nicht schleifen zu lassen.

„Sie wissen, wann die Arbeit wieder beginnt“

Wobei der Teamchef, so wie er seine Schützlinge in den vergangenen vier Jahren kennengelernt hat, nicht davon ausgeht, dass sich an ihrer Herangehensweise etwas ändert:

„Wenn sie einrücken, müssen wir feststellen, ob sie auf Wolke 7 schweben oder wieder geerdet sind. Ich glaube aber schon, und das hat diese EM-Qualifikation gezeigt, dass sie sehr fokussiert herkommen. Natürlich ist viel Spaß mit dabei, aber sie wissen, wann die Arbeit wieder beginnt. Vom Gefühl her sind sie weiter hungrig auf Siege und gute Spiele. Unsere Spielweise lässt auch gar nichts anderes zu. Wenn wir weniger machen, können wir das gar nicht mehr spielen.“

Dennoch warnt der 54-Jährige: „Wenn wir locker spielen, schleicht sich irgendetwas ein, was wir nicht möchten.“

Keine Experimente

Dass es weiterhin um die Absicherung von Topf 2 bei der Auslosung der EM-Gruppen am 12. Dezember in Paris geht, ist daher eine willkommene Zusatzmotivation. Deshalb soll es auch in beiden Partien keine Experimente geben.

„Wir wollen beide Spiele so angehen, dass wir gewinnen können. Das heißt, wir wollen mit der besten Elf beginnen. Wer das im Moment ist? Spekulation!“, heizt Koller den internen Konkurrenzkampf ein wenig an.

In den vergangenen Jahren hielt der Eidgenosse seinen Stammkräften auch in den schwierigsten Vereinssituationen die Treue. Es käme überraschend, wenn er diese Herangehensweise entscheidend ändern würde.

Kein Freifahrtschein für Fuchs

Eine Garantie gibt es jedoch für niemanden – nicht einmal für seinen Kapitän. Christian Fuchs kommt derzeit bei Leicester City nach zwei Kurzeinsätzen zu Saisonbeginn nicht zum Zug:

„Er hat genügend Erfahrung, wie er mit solch einer Situation umzugehen hat. Es ist sicher kein Vorteil für ihn und er muss natürlich auch immer wieder Gas geben und sich beweisen. Ich kann auch ihm keinen Freifahrtschein geben, nur weil er Kapitän ist. Das gilt aber für die anderen auch. Es ist natürlich wichtig, gerade wenn es Richtung EM geht, dass man ab und zu Spielpraxis bekommt.“

Ein Beispiel, dass man es mit guten Leistungen von der Kaderergänzung bis zu Einsatzzeit bringen kann, ist indessen Jakob Jantscher. Der Luzern-Legionär spielte unter Koller längere Zeit keine Rolle, zuletzt kam er jedoch sogar als Joker ins Spiel.

„Er hat in Luzern eine sehr gute Saison gespielt. Der eine oder andere Topklub hatte ja Interesse an ihm. Das hat er gut gemacht. Er war am Anfang im Nationalteam dabei, hat dann aber ein bisschen nachgegeben. Jetzt hat er noch mehr Erfahrung. Er hat im Trainingsbetrieb mit seiner Präsenz auf sich aufmerksam gemacht und es sich absolut verdient. In Schweden hat er zusammen mit Marcel Sabitzer das vierte Tor vorbereitet. Er ist aktuell wieder fix mit dabei“, lobt der Teamchef den Steirer.

Gucher steht unter Beobachtung

Wie zuletzt gehabt, gibt es auf der Abrufliste einige neue Akteure, die sich Hoffnungen auf eine Beförderung machen dürfen. Diesmal sind das der Rapidler Stefan Stangl, Frosinone-Legionär Robert Gucher, der Mattersburger Karim Onisiwo und HSV-Legionär Michael Gregoritsch.

„Gucher müssen wir noch genauer beobachten. Wenn man die verletzten Spieler im zentralen Mittelfeld hernimmt, ist er sicher eine Option, die wir einmal in Erwägung ziehen könnten. Onisiwo und Gregoritsch sind mit guten Leistungen aufgefallen, wobei Gregoritsch noch im U21-Kader ist und dort sicher zum Spielen kommen wird“, so Koller.

Gut möglich, dass der ÖFB-Coach für das November-Trainingslager in Spanien den einen oder anderen Debütanten nominiert, um sich während eines längeren Lehrgangs ein genaueres Bild zu verschaffen.

Schon zuletzt ließ Koller jedoch wissen, dass ein Nachrücker besser sein muss als eines der Stammmitglieder seines Kaders.

„Je näher du der Weltspitze kommst, desto dünner wird die Luft“

Keine leichte Aufgabe, da das ÖFB-Team inzwischen andere Sphären erreicht hat. Der Teamchef betont daher auch, dass natürlich jeder Gegner gegen Österreich einen Sieg einfahren wolle, wenn man so weit oben steht.

Entscheidend sei daher die Konstanz: „Eine Steigerung ist sicher möglich. Aber je näher du der Weltspitze kommst, desto dünner wird die Luft, desto kleiner werden die Unterschiede und umso schwieriger wird es, noch größere Schritte nach vorne zu machen.“

Wenn man sich zurücklehnt, funktioniert dies gar nicht. Nachlässigkeit ist daher streng verboten.


Peter Altmann

Namen Verein Länderspiele Tore
TOR: Robert Almer Austria Wien 24
Heinz Lindner E. Frankfurt 7
Ramazan Özcan FC Ingolstadt 4
ABWEHR: Aleksandar Dragovic Dynamo Kiew 40 1
Christian Fuchs Leicester City 69 1
György Garics SV Darmstadt 40 2
Florian Klein VfB Stuttgart 30 0
Michael Madl Sturm Graz 0 0
Sebastian Prödl FC Watford 52 4
Markus Suttner FC Ingolstadt 14 0
Kevin Wimmer Tottenham 2 0
MITTELFELD: David Alaba Bayern München 39 10
Marko Arnautovic Stoke City 45 8
Julian Baumgartlinger Mainz 05 39 1
Martin Harnik VfB Stuttgart 53 13
Stefan Ilsanker RB Leipzig 10 0
Jakob Jantscher FC Luzern 18 1
Zlatko Junuzovic Werder Bremen 42 6
Marcel Sabitzer RB Leipzig 13 2
Stefan Schwab Rapid Wien 0 0
ANGRIFF: Marc Janko FC Basel 48 22
Lukas Hinterseer
  1. FC Ingolstadt
6 0
Rubin Okotie 1860 München 11 2
AUF ABRUF: Andreas Lukse SCR Altach 0
Christopher Dibon SK Rapid 1 1
Stefan Stangl SK Rapid 0 0
Stefan Lainer RB Salzburg 0 0
Florian Kainz SK Rapid 0 0
Michael Gregoritsch HSV 0 0
Robert Gucher Frosinone 0 0
Andreas Ivanschitz Seattle 69 12
Karim Onisiwo Mattersburg 0 0
Philipp Schobesberger SK Rapid 0 0
Christopher Trimmel Union Berlin 3 0
Guido Burgstaller
  1. FC Nürnberg
7 0
Louis Schaub SK Rapid 0 0
Andreas Ulmer RB Salzburg 3 0
Andreas Weimann Derby County 14 0