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"Werfen keinem vor, dass er Verletzung vortäuscht"

Es wird wohl nur ein Kurzbesuch.

Am Samstag reiste Christoph Leitgeb ins ÖFB-Camp in Seefeld, um dieses wohl schon in Bälde wieder zu verlassen.

„Er wird mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit wieder abreisen, weil er größere Probleme mit dem Knie hat, und es nichts bringt, wenn er immer wieder mit dem Training aussetzen muss“, erklärt Teamchef Marcel Koller, der sich noch persönlich mit dem Salzburg-Kicker besprechen möchte.

Leitgeb wäre der fünfte Kicker vom Double-Gewinner, der für das Länderspiel-Doppel gegen die Ukraine und Rumänien absagen muss.

„Das ist schon belegbar“

Jakob Jantscher fällt aufgrund seiner Schulterverletzung aus, Stefan Maierhofer und Andreas Ulmer haben bereits w.o. gegeben, Franz Schiemer ist wegen seiner Hochzeit verhindert. Nachrücker Martin Hinteregger hält als einziger die Fahne der „Bullen“ hoch.

Unglücklicher Zufall oder doch eine schiefe Optik?

„Wir wollen keinem Spieler vorwerfen, dass er eine Verletzung vortäuscht. Das weise ich ganz klar zurück“, findet Koller eine deutliche Antwort auf diese Frage.

Von allen Spielern habe die medizinische Abteilung des ÖFB die entsprechenden Bilder und Unterlagen bekommen. „Es ist nicht so, dass die Spieler anrufen, sagen ‚Ich habe etwas‘ und dann ist das erledigt. Es geht uns schon auch darum, dass wir das bestätigt bekommen. Dementsprechend ist das schon belegbar“, versichert der 51-Jährige.

„Vielleicht ein wenig Betäubung gespürt“

Und auch den Umstand, dass bei manchem Salzburger die Kraft für die Double-Feierlichkeiten gereicht hätte, misst Koller überschaubare Bedeutung zu.

„Wenn man bei einer Meisterfeier vielleicht mal einen Bierhumpen hochstemmt, ist das weniger Belastung, als wenn man in einen Zweikampf muss, das sind größere Schmerzen. Außerdem hat man davor vielleicht schon zwei, drei Schlucke getrunken und ein wenig Betäubung gespürt“, grinst der Schweizer.

Fakt ist jedoch, dass sich die Absagen für dieses ÖFB-Camp häuften. Neben den drei Deutschland-Legionären Christian Fuchs, Martin Harnik und Emanuel Pogatetz standen auch Jürgen Säumel und Christopher Trimmel verletzungsbedingt nicht zur Verfügung.

Goalie Robert Almer befindet sich trotz Oberschenkelblessur in Seefeld. Obwohl der Teamchef Besserung ortet, könnte es eng werden mit einem Einsatz in einem der beiden Matches.

 „Schauen, ob sie für die Zukunft kompatibel sind“

„Ich habe nicht mehr nachgezählt“, versucht Koller die hohe Anzahl an Absagen betont locker zu nehmen, wehrt sich jedoch vehement gegen den Begriff „Rumpfmannschaft“.

Auch wenn der Eidgenosse natürlich bevorzugt mit allen Stammkräften in diesem langen Trainingslager an Fortschritten gearbeitet hätte, ergibt sich somit zumindest die Chance, potenziellen Kandidaten aus der zweiten Reihe auf die Beine zu schauen – wie zum Beispiel den „Team-Babys“ Hinteregger, Marcel Sabitzer und Patrick Bürger.

Koller: „Ich bin lange genug Trainer, um zu wissen, dass man sehr flexibel sein und auf Situationen reagieren muss. Dementsprechend ist das die Möglichkeit, andere Spieler anzuschauen, ob sie für die Zukunft kompatibel sind.“

Für ihn sei der persönliche Kontakt am Platz wichtig. Denn wenn er auf der Tribüne ein Meisterschaftsspiel beobachte, kenne er ja die Vorgaben des jeweiligen Vereinstrainers nicht: „Hier kann ich dem Spieler meine Ideen weitergeben und schauen: Wie setzt er sie um? Hat er von dem schon etwas gehört? Das muss man spüren, um sagen zu können, er passt ins Konzept.“

Hauptaugenmerk auf Defensive

Wichtig sei für die Youngsters, weiter beim Verein mit Leistung auf sich aufmerksam zu machen. „Dann hast du vielleicht irgendwann einmal den Status des Nationalspielers“, verdeutlicht der Teamchef,  „ich kann nur jeden auffordern, sich voll reinzuhängen und auf sich aufmerksam zu machen.“

Priorität hat laut Koller in diesem Camp das Abwehrverhalten, hier gelte es Korrekturen vorzunehmen:

„Es ist ein Aspekt, dass wir uns defensiv verbessern wollen, kompakter stehen müssen, und dass alle dazu beitragen. Das wollen wir in diesem Lehrgang als Hauptmerkmal umsetzen.“

Peter Altmann