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"Ich will noch höher rauf“

Back to France.

Marko Arnautovic ist bereit.

Bereit mit Österreich die erstmalige Qualifikation für eine Endrunde auf sportlichem Weg zu meistern.

Vor dem ersten EM-Quali-Match des ÖFB-Teams am kommenden Montag (20:45 Uhr) gegen Schweden meldet sich der 25-Jährige topfit.

Vor etwas mehr als einer Woche musste der Stoke-Legionär beim 1:1 gegen Hull City nach einer „ungeschickten“ Landung in Minute 53 angeschlagen vom Platz.

Am Wochenende saß er beim sensationellen 1:0 seines Teams gegen Manchester City auf der Ersatzbank – aus taktischen Gründen, denn seine Verletzung sei ausgeheilt.

„Das Team hat im Cup gegen Portsmouth gut gespielt und gewonnen. Der Trainer hat daraufhin keine Veränderungen vorgenommen. Das heißt aber nichts. Ich glaube, beim nächsten Match bin ich wieder dabei“, so Arnautovic, um den es im Sommer immer wieder Spekulationen gab.

Gerüchte im Sommer

„Es gab in der Transferzeit einige Gerüchte. Ich habe mit meinem Manager und meinem Bruder aber vereinbart, dass ich nichts hören will, weil ich mich voll und ganz auf Fußball konzentrieren wollte.“

Zumal der Offensiv-Spieler ein klare Linie fährt: „Wenn ich Urlaub habe, dann habe ich Urlaub, dann braucht mich niemand auf irgendwelche Vereine anreden. Mein Bruder und mein Manager wussten das. Ich habe ihnen gesagt, wenn ich wieder im Training bin und es etwas Konkretes gibt, können wir darüber reden. So war es auch. Und es gab nichts Konkretes.“

Wechselabsichten hegte er sowieso nicht, im Gegenteil: „Ich fühle mich in Stoke sehr wohl. Ich bin jetzt ein Jahr hier und habe eine gute Saison gespielt. So wie der Klub, denn wir haben mit 50 Punkten einen Klubrekord aufgestellt. So soll es weitergehen. Das Wichtigste ist, dass ich meine Leistungen abrufe.“

„…wenn Karl Lagerfeld kommt“

Diese sollen Arnautovic über kurz oder lang schon noch zu einem Topklub führen. „Stoke ist in England ein gestandener Klub. Aber ich will noch höher rauf. Dafür gebe ich alles. Was in einem oder zwei Jahren sein wird, kann ich nicht sagen. Es ist jetzt aber gut, dass die Transferperiode vorbei ist und jeder weiß, wo sein Platz ist.“

Sollte bereits im Winter ein Topklub anklopfen, könnte es  schnell gehen. „Das ist das Gleiche, als wenn Karl Lagerfeld zu dir kommt und sagt, du arbeitest jetzt für mich. Dann wirst du wohl auch annehmen, oder?“

Reifeprozess

Doch die Zeit, als sich der extrovertierte Fußballer von diversen Gerüchten verrückt machen ließ und für Eskapaden abseits des Fußballplatzes gesorgt hat, ist vorbei.

„Ich bin geduldiger, ruhiger geworden. Früher bin ich bei manchen Dingen explodiert, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Durch mein Kind habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Dann kann ich mich nicht mehr so benehmen wie mit 18 oder 19. Das geht nicht und ist auch nicht der Fall. Das freut mich, denn es läuft zurzeit wirklich gut“, schildert der Wiener seinen persönlichen Reifeprozess, der mitunter auch durch die gesammelten Erkenntnisse bei seinen Auslands-Stationen zustande kam:

„Ich habe etwa bei Inter gelernt, dass ich mich nicht verrückt machen lassen darf, wenn ich nicht spiele. Das habe ich im zweiten Halbjahr gelernt. Anfangs war ich recht wild. Inter hat damals das Triple geholt. Ich habe zwar nicht viel dazu beigetragen, aber dennoch viel gelernt. Ich war dabei und konnte es hautnah miterleben. Dementsprechend habe ich wertvolle Erfahrungen sammeln können.“

„Österreich war drei Hälften besser“

Genügend Erfahrungen hat Arnautovic – so wie der komplette ÖFB-Stab – zuletzt auch mit den Schweden gemacht – schließlich gab es das Duell bereits in der letzten WM-Qualifikation. Damals setzte es nach einem 2:1-Heimsieg im abschließenden „Finale um einen Playoff-Platz“ ein 1:2 in Stockholm.

„Wir haben in diesen beiden Spielen gesehen, dass wir gegen sie bestehen können. Von vier Halbzeiten haben wir drei überragend absolviert. Die eine haben wir verpasst. Aber Österreich war drei Hälften besser.“

Als Gradmesser für einen positiven Qualifikations-Verlauf sieht der Ex-Bremen-Akteur den Auftakt im ausverkauften Happel-Stadion nicht.

„Wenn wir gewinnen, wird es wieder heißen, dass wir uns qualifizieren, wenn nicht, werden alle sagen, wir fahren nicht nach Frankreich. Wir werden jedenfalls die ganze Woche hart arbeiten, um das Duell gut absolvieren zu können.“

Entwicklung stimmt positiv

Positiv stimmt ihn die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen Jahren:  „Wir waren in jeder Qualifikation nicht weit entfernt. Das wollen wir jetzt natürlich verbessern.“

Zu etwaigen Prognosen lässt sich der Vater einer Tochter genauso wenig hinreißen wie zum Thema, ob die Qualifikation dank des neuen Modus Pflicht sei.

„Wir brauchen noch nicht viele Worte über die Qualifikation verlieren.  Es ist noch viel zu früh, um irgendwelche Prognosen zu stellen. Nach der Partie können wir darüber reden. Grundsätzlich ist es nicht so, dass wir sagen: Wir müssen die Quali schaffen. Aber unser Ziel ist selbstverständlich in Frankreich dabei zu sein. Das ist doch ganz normal. Das will jede Mannschaft. Wir versuchen, jedes Spiel für uns zu entscheiden.“

Nicht nur Ibrahimovic

Unmissverständlich ist dafür seine Meinung über Superstar Zlatan Ibrahimovic, der am vergangenen Sonntag bei seinem Comeback für PSG drei Tore erzielte.

„Schweden lebt zu 50 Prozent von Ibrahimovic, aber natürlich ist die ganze Mannschaft gut, darauf müssen wir uns einstellen und nicht nur auf Zlatan.“

Auf die abschließende Frage, ob auch Österreich zu 50 Prozent von Arnautovic lebt, gibt es ein klare und ganz nach seiner Wandlung reife Antwort: „Ich will gar nicht, dass das so beurteilt wird. Bei uns gibt es genug Leute, die einiges drauf haben. Wir leben von jedem einzelnen, nicht nur von drei, vier Spielern.“

 

Martin Wechtl