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Alabas Konzentration auf das Wesentliche

Alabas Konzentration auf das Wesentliche

„Schau net so bled!“

David Alabas scherzhafte Aufforderung an Franck Ribery ist derzeit der Renner schlechthin auf diversen Social-Media-Kanälen.

„Das ist einfach so gekommen, weil er gerade so geschaut hat“, schmunzelt der 20-Jährige, inzwischen schon im ÖFB-Gewand, mit einigen Tagen Abstand über seinen Kult-Sager.

Eine Szene, die irgendwo auch sinnbildlich für die enorme Entwicklung des Bayern-Legionärs steht.

Auf Augenhöhe

An Jahren zwar immer noch jung, begegnet Alaba seinen hochkarätigen Mitspielern im Münchner Star-Ensemble längst auf Augenhöhe. Den Status des Greenhorns hat er ob seiner starken Leistungen längst abgelegt.

Es ist erstaunlich, wie schnell der Wiener nach seiner langen Verletzungspause aufgrund eines Ermüdungsbruchs wieder zu seiner Form gefunden hat.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes gerät ins Schwärmen, wenn es darum geht, wie sein Schützling die Rolle des Linksverteidigers interpretiert. Ribery wiederum, schon zuvor der beste Bayern-Kicker dieser Saison, kommt mit dem Österreicher hinter sich noch besser zur Geltung. Das Duo versteht sich auch privat bestens.

Immer mehr Verantwortung

„Nach seinem Einstieg bei uns hat sich David gut weiterentwickelt“, zieht auch Marcel Koller den Hut. Der Teamchef hatte Alaba Mitte Oktober gegen Kasachstan zu seinem Comeback verholfen, dieser bedankte sich mit einer Gala-Vorstellung, steuerte beim 4:0-Erfolg zwei Assists bei und erzielte vor allem seinen ersten Länderspiel-Treffer.

Am vergangenen Wochenende legte er sein erstes Saison-Tor für den FC Bayern nach, indem er beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt einen Elfmeter verwandelte: „Es ist schön, wenn man ein Tor schießen darf. Vor so einem Publikum in der Allianz-Arena ist es natürlich immer etwas Besonderes.“

Als regelmäßigen Elfmeterschützen habe er sich damit aber nicht ins Spiel gebracht: „Das würde ich nicht sagen. Ribery und ich sind am Zettel gestanden, wir haben uns vorher abgesprochen und ich habe ihn halt geschossen.“

Dennoch fällt auf, dass Heynckes seinem Youngster bei Standard-Situationen immer mehr Verantwortung überträgt – eine Auszeichnung, wenn man bedenkt, dass mit Ribery, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos oder Arjen Robben auch andere Könner für ruhende Bälle zur Verfügung stehen.

Die Konzentration auf das Wesentliche

Geht es um positive Selbsteinschätzungen, ist Alaba nicht gerade der Typ für flotte Sprüche. Entsprechend will er auch seinen Aufstieg in der Hackordnung bei Standards nicht überbewertet wissen:

„Ich versuche, mich einfach auf das Wesentliche zu konzentrieren, im Training mein Bestes zu geben, mich dort anzubieten und mein Spiel zu spielen. Wenn dann Standards dazugehören, gehören sie dazu.“

Die Konzentration auf das Wesentliche. Kaum eine Antwort des Jungstars kommt ohne diese Floskel aus. Letztlich scheint dieser fokussierte Zugang jedoch zu den Erfolgsgeheimnissen Alabas zu gehören.

Ähnlich seine Herangehensweise die gesamte Mannschaft betreffend. Nach zehn Siegen in den ersten elf Saison-Spielen beträgt der Vorsprung auf Verfolger Schalke bereits sieben Punkte, Meister Borussia Dortmund wurde gar schon um elf Zähler abgehängt.

„Macht Spaß, mit solch einer Mannschaft Fußball spielen zu dürfen“

„Wir versuchen, am Boden zu bleiben, von Spiel zu Spiel zu gehen und alle Partien zu gewinnen. Im Fußball kann es wirklich sehr, sehr schnell gehen“, warnt Alaba vor übertriebener Euphorie.

Wie schwer es denn sei, angesichts des aktuellen Höhenflugs auf dem Boden zu bleiben? „Wir haben in den letzten zwei Jahren gesehen, wie schnell es gehen kann. Deshalb versuchen wir uns nicht aus der Ruhe bringen oder ablenken zu lassen.“

Der zweimalige Titelverlust an den BVB war fraglos ein heilsamer Schock für die Bayern, die in dieser Spielzeit noch einen Tick zielorientierter als gewohnt wirken.

Alaba: „Es macht sehr viel Spaß, alle drei Tage auf dem Platz zu stehen und mit solch einer Mannschaft Fußball spielen zu dürfen. Das kann man auch sehen, wir spielen momentan wirklich sehr guten Fußball.“

„Ein drittes hätte Weimann nicht mehr machen dürfen“

Spaß bereitete Alaba zuletzt auch das Nationalteam. Dem Test gegen die Elfenbeinküste blickt er mit Zuversicht entgegen: „Das ist ein Team mit Weltklassespielern, das kann man am Papier sehr gut sehen. Wir freuen uns schon sehr darauf, uns mit solch einer guten Mannschaft messen zu können.“

Bezüglich Erfolgserlebnisse ist der 20-Jährige derzeit ohnehin nicht der einzige ÖFB-Legionär, der im Rampenlicht steht. Kumpel Andreas Weimann, mit dem er früher in diversen Junioren-Nationalteams aktiv war, erzielte gegen Manchester United einen Doppelpack.

„Ein Wahnsinn! Ich freue mich wirklich für Andi, weil er sich das verdient hat. Er ist ein super Junge“, gratuliert Alaba und fügt augenzwinkernd hinzu:

„Ein drittes hätte er aber nicht mehr machen dürfen, denn sonst hätte ich den Trainer angerufen und abgesagt.“

Der hätte wohl blöd geschaut, wenn aus diesem Scherz Realität geworden wäre…

Peter Altmann