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"Zuletzt sind wir noch in Schönheit gestorben"

Es wäre keine Überraschung gewesen, hätte Red Bull Salzburg das Achtelfinale des ÖFB-Cups verloren.

In der „Bullen“-Ära haben die Mozartstädter nicht nur kein einziges Mal diesen Bewerb gewonnen, sie standen in den fünf Saisonen (2008 nicht ausgetragen) auch nur einmal im Viertelfinale.

Der LASK war knapp dran, die unsägliche Serie des Budget-Krösus im österreichischen Fußball fortzusetzen.

Der Zweitligist musste sich aber letztlich nach sehr guter Leistung und Führung auswärts 1:2 (0:0) geschlagen geben.

„Das war die Schlüsselszene“

Die Hausherren, die 60 Minuten grobe Probleme gegen den Erste-Liga-Klub hatten, sorgten in Überzahl für die Wende, nachdem Attila Varga vom Platz gestellt wurde (67.).

„Das war die Schlüsselszene, danach haben wir das Konzept verloren“, meinte LASK-Stürmer Hannes Aigner nach dem Platzverweis gegen den 19-Jährigen.

Aber was war überhaupt passiert? Kaum einer hatte die Szene auf der Seite der menschenleeren Tribüne – insgesamt fanden sich nur 3.300 Fans in der RB-Arena ein – mitbekommen.

Walter Schachner erklärte nach dem Spiel: „Es war eine Tätlichkeit. Er hat einen Salzburger (Cziommer, Anm.) mit dem Ball angeschossen, nachdem ihm dieser das Bein gestellt hatte.“

Varga bestätigte dies später und meinte: „Ich habe die Nerven verloren. Es tut mir leid für die Mannschaft.“

Niemand weiß, wie die Partie ohne den Platzverweis ausgegangen wäre. Tatsache ist, dass Salzburg den Ausgleich und den Siegtreffer danach erzielte und sich zuvor enorm schwer tat.

„Wichtig, dass wir das ausgebessert haben“

„Wir hatten heute große Probleme, vor allem in der ersten Hälfte, aber wichtig war, dass wir das ausgebessert haben. Wir haben nicht schön gespielt, aber gewonnen. In Graz sind wir zuletzt in Schönheit gestorben“, analysierte der Torschütze zum 1:1 (72.), Franz Schiemer.

Sein Trainer Ricardo Moniz schlug inhaltlich in dieselbe Kerbe: „Mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden. Dass der Gegner aber in der ersten Hälfte mehr Ballbesitz hatte, bereitete Sorgen.“

Der Niederländer begründete das mit der Verunsicherung der Mannschaft, nicht mit fehlender Einsatzbereitschaft, wie manch Kritiker meinte.

Und dass der LASK mitspielte, wunderte Moniz nicht: „Ich höre immer, dass wir die Millionen-Truppe sind. Aber der Gegner spielt auch mit  - und der war heute sehr gut.“

Maierhofer und Co. „wollten den Sieg"

Für einen Sieg brauchte es auch ein gutes Händchen des Trainers, der Gonzalo Zarate (zwei Assists) und Stefan Maierhofer (Tor, 79.) nach dem Rückstand durch Benjamin Freudenthaler (51.) brachte.

Der Siegtorschütze drosch nach dem schlechten Salzburger Spiel bekannte Phrasen: „Der Cup hat eigene Gesetze. Es muss ab und zu auch ein dreckiger Sieg her. Man hat die letzten 25 Minuten gesehen, dass wir diesen wollen. Es war für das Team wichtig, dass wir als Sieger vom Platz gehen.“

Ob der letzten Ergebnisse ganz sicher. Schließlich war es der erste Pflichtspiel-Erfolg seit dem Europa-League-Heimspiel gegen Slovan Bratislava am 29. September. Also seit knapp vier Wochen.

Der LASK hatte keine Durststrecke, aber nach dem 0:3-Heimdebakel gegen Austria Lustenau viel gut zu machen. Nach Ansicht des Trainers, der erstmals in dieser Saison von seinem 4-4-2 abwich und ein 4-1-4-1 mit Aigner als Solo-Spitze aufbot, haben das seine Jungs erfüllt.

Schachner schwärmte

„Mein Herz lacht immer noch. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Die Spieler haben diszipliniert gespielt und eine taktische Weltklasse-Leistung abgerufen. So kannst du auch einmal verlieren“, war der Steirer nach der knappen Niederlage überschwänglich und sehr zufrieden.

Während die Linzer die sehr gute Leistung mit in die Meisterschaft nehmen, nehmen die Salzburger das Resultat mit, wie Schiemer weiß: „Das war wichtig für die Moral. Mit diesem Sieg können wir wieder Selbstvertrauen tanken.“

Und im Cup dürfen sich die „Bullen“ auf die Viertelfinal-Auslosung freuen. Darüber weiß Schiemer auch etwas zu sagen: „Das war schon lange nicht mehr der Fall.“

Genauer gesagt seit 2007 nicht mehr.

 

Bernhard Kastler