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Ivanschitz: "Gibt keinen Grund, nervös zu werden"

Ivanschitz:

Sportlich erlebt Andreas Ivanschitz momentan keine leichten Zeiten.

Sein Klub Levante liegt nach sechs La-Liga-Runden mit vier Punkten auf dem vorletzten Platz. Ein einziges Tor konnte der Verein aus Valencia dabei erzielen.

Zudem verlor der Burgenländer erstmals seit der Zeit unter Teamchef Didi Constantini seinen Platz im Nationalteam. Zur Causa Prima hält sich der 30-Jährige aber bedeckt: „Dazu gibt es von meiner Seite derzeit keinen Kommentar.“

Viel lieber konzentriert sich der 69-fache ÖFB-Internationale auf seine Aufgaben bei Levante. Für die „Frösche“ hat nach einem zähen Start in diese Saison vorerst der Klassenerhalt höchste Priorität. „Wir werden alles versuchen, um in der ersten Liga zu bleiben. Das wird ein Kampf, aber wir werden diesen Kampf annehmen“, erklärt Ivanschitz.

Zudem spricht der langjährige Legionär über den Abgang von Keylor Navas zu Real Madrid und eine mögliche Rückkehr nach Österreich.

LAOLA1: Warum läuft es derzeit nicht so richtig?

Andreas Ivanschitz: Unser Auftaktprogramm war richtig hart, wir haben erst einen Sieg einfahren können. Dadurch ist Unsicherheit entstanden. Als wir in Granada den wichtigen Auswärtssieg holten, hätte ich gedacht, der gibt uns Selbstvertrauen. Drei Tage später haben wir aber das Heimspiel gegen Vallecano verloren. Es ist derzeit ein Auf und Ab. Wir bekommen hinten relativ viele Tore und vorne schießen wir keine. Daran müssen wir arbeiten. Ein Grund für den schlechten Start ist sicher auch das extreme Verletzungspech in der Abwehr. Mit Navarro, Juanfran, Karampelas, El Adoua und Rodas ist fast die gesamte Stammverteidigung ausgefallen.

LAOLA1: Ihr habt erst einen Saison-Treffer auf dem Konto. Hakt es in der Offensive an der Kreativität oder liegt es einfach an der Chancenauswertung?

Ivanschitz: Wir haben noch nicht verinnerlicht, was sich der neue Trainer vorstellt. Er ist im Sommer mit einer neuen Philosophie gekommen. Eigentlich bringt er ein offensives Denken mit, aber es liegt noch an uns Spielern, das umzusetzen. Der ganze Offensiv-Verbund ist gefragt, noch mehr Tor-Chancen zu kreieren. Wenn wir das Gefühl füreinander entwickeln und offensiv gut spielen, dann kommen früher oder später die Tore von alleine.

LAOLA1: Du hast bereits euren Coach Jose Luis Mendilibar angesprochen. Was hat sich unter ihm verändert?

Ivanschitz: Gegenüber seinem Vorgänger Joaquin Caparros denkt er offensiver. Letzte Saison haben wir unserer Spiel auf Konter ausgerichtet. Mendilibar will mehr Ballbesitz und ein frühes Pressing. Er redet viel im Training und versucht, uns das Tag für Tag zu vermitteln. Ich denke schon, dass wir die Kapazitäten haben, das umzusetzen. Das braucht jedoch eine gewisse Zeit. Das System ist gleich, aber die Spielanlage ist anders.

Zwei Mal stand Ivanschitz in der Startelf

LAOLA1: Du sprichst die Partie in Eibar an. Hast du dich über den baskischen Mini-Klub schon informiert?

Ivanschitz: Ich habe von ihnen schon viel gehört. Sie haben den einen oder anderen Gegner ärgern können. Letzte Saison haben sie in der zweiten Liga kein einziges Heimspiel verloren. Ihr Stadion ist klein und eng mit einer sehr euphorischen Kulisse. Das wird eine schwierige Aufgabe.

LAOLA1: Du warst in dieser Saison erst zwei Mal in der Startelf, obwohl du im vorigen Jahr zu den Stammspielern gehört hast. Woran liegt das?

Ivanschitz: Das sind die Entscheidungen des Trainers. Ich versuche, in jedem Spiel und jedem Training meine Leistungen zu bringen. Der Coach ist neu, muss mich erst kennenlernen. Deswegen lasse ich mich nicht verrückt machen, sondern versuche einfach, zu zeigen, was ich kann. Ich war aber eigentlich bei fast jedem Spiel dabei. Zuletzt habe ich durchgespielt, davor bin ich oft eingewechselt worden. Also aus meiner Sicht gibt es im Moment keinen Grund, nervös zu werden.

LAOLA1: Mit Torhüter Keylor Navas habt ihr euren Top-Star an Real Madrid verloren. Wie sehr hat euch sein Abgang getroffen?

Ivanschitz: Wir haben schon vor der Saison gewusst, dass es ohne ihn kein leichtes Jahr werden wird. In Spanien werden einem nirgends Punkte geschenkt. Jedes Team verfügt über spielerisches Potenzial und enorme Qualitäten. Der Abgang von Keylor wiegt natürlich schwer. Er war letzte Saison für uns ein extrem wichtiger Rückhalt, der in jedem Spiel zwei, drei Hundertprozentige rausgezogen hat. Wir haben gewusst, dass wir uns auf ihn verlassen können. Jetzt müssen wir versuchen, das zu kompensieren. Wir haben zwei neue Torhüter mit Potenzial bekommen. Es liegt aber an uns allen, noch mehr aus uns rauszuholen, um diesen Abgang gemeinsam wettzumachen

LAOLA1: Zuletzt leitete die spanische Liga gegen deinen Klub eine Untersuchung ein, weil 2011 für eine 1:2-Niederlage gegen Saragossa Geld geflossen sein soll. Mit Kapitän Juanfran und Hector Rodas waren damals zwei Spieler dabei, die auch jetzt noch im Kader stehen. Beeinflusst euch das in der aktuellen Situation?

Ivanschitz: Ich habe selbst erst vor zwei Tagen davon gelesen. Das ist in der Kabine überhaupt kein Thema.

LAOLA1: Du hast in deiner langen Laufbahn schon oft mühsame Zeiten erlebt. Hilft dir deine Routine in solchen Momenten weiter?

Ivanschitz: Natürlich ist es immer gut, auf Erfahrungen zurückgreifen zu können. In meiner Karriere habe ich schon einige schwierige Situationen erlebt. In solchen Momenten versucht man einfach fokussiert zu sein und sich nicht ablenken zu lassen. Wir haben erst 6 Runden absolviert und brauchen jetzt nicht nervös werden, aber natürlich müssen wir langsam anfangen zu punkten. Dementsprechend wächst vor dem Spiel gegen Eibar nun der Druck. Holen wir dort keinen Punkt, dann hinken wir weiterhin hinterher. Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns.

LAOLA1: Wo siehst du dich in der Zukunft? Wirst du bei Levante bleiben?

Ivanschitz: Ich habe noch bis Sommer 2015 Vertrag. Dieser verlängert sich automatisch, wenn wir den Klassenerhalt schaffen und ich eine gewisse Anzahl an Spielen bestreite. Mir gefällt es in Levante, ich kann mir durchaus vorstellen, hier noch einige Jahre zu bleiben. Wir werden alles versuchen, um in der ersten Liga zu bleiben. Das wird ein Kampf, aber wir werden diesen Kampf annehmen. Letzte Saison ist es für die Mannschaft und mich sehr gut gelaufen, wir haben Teams wie Atletico Madrid, FC Sevilla oder Valencia geschlagen und Real und Barca zu Hause an den Rand der Niederlage gebracht. Privat ist es genauso. Meine Familie fühlt sich in Valencia sehr wohl. Wir haben uns gut eingelebt. Es gibt nichts Negatives zu sagen. Sportlich müssen wir jetzt schauen, in ruhigeres Fahrwasser zu kommen. Es fehlen nur Details, um wieder erfolgreich zu sein.

LAOLA1: Ist nach der Zeit in Levante eine Rückkehr nach Österreich für dich Thema?

Ivanschitz: So weit will ich noch nicht nach vorne blicken. Ich werde im Oktober 31 und möchte noch so lange es geht auf höchstem Niveau spielen. Ich fühle mich auf jeden Fall noch sehr gut, lasse alles auf mich zu kommen und möchte im Moment auch nichts ausschliessen.

LAOLA1: Also kannst du dir schon vorstellen, noch einmal in der österreichischen Bundesliga zu spielen?

Ivanschitz: Vorstellen kann ich mir vieles. Ob es dann so sein wird, das werden wir sehen. Ich habe im Fußball gelernt, nie so weit nach vorne zu schauen.

 

Das Gespräch führte Jakob Faber