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"So sollte Rassismus nicht behandelt werden"

Auch Englands Ikone David Beckham hat zu den verharmlosenden Äußerungen von Weltverbands-Präsident Sepp Blatter über Rassismus im Fußball Stellung genommen.

"Diese Kommentare waren ungeheuerlich. Das haben bereits einige Leute vor mir auch gesagt. Ich glaube, dass seine Aussagen nicht gut für unseren Sport waren", sagte der 36-jährige Mittelfeldspieler des US-Clubs Los Angeles Galaxy am Donnerstag.

"Es gibt keinen Rassismus"

"Es gibt keinen Rassismus im Fußball", hatte Blatter in einem CNN-Interview erklärt. Die Äußerungen des Schweizers hatten eine Welle der Kritik losgetreten, das Statement des weltweit anerkannten Beckham könnte nun den Druck auf Blatter noch einmal erhöhen. Blatter hatte gemeint, dass alle Vorfälle auf dem Rasen mit einem Handschlag nach Abpfiff vergessen sein sollten.

"Solche Vorfälle kann man nicht mit einem Handschlag unter den Teppich kehren. So sollte Rassismus nicht behandelt werden. Wir alle wollen Rassismus nicht nur aus dem Sport, sondern aus dem gesamten Leben verbannen", erklärte der langjährige englische Teamkapitän.

Im Finale der MLS

Der Routinier kämpft am Sonntag mit L.A. gegen Houston Dynamo um seinen ersten Titel in der Major League Soccer (MLS). Unabhängig vom Ausgang des Duells möchte Beckham seine Karriere fortsetzen. Über seine Pläne, ob er in der MLS bleibt oder eventuell noch einmal nach Europa wechselt, will sich Beckham erst nach dem Endspiel äußern.

"Ich bin 36 Jahre alt. Nach der Saison werde ich mir eine Pause gönnen und danach schauen, wie es meinem Kopf und meinem Körper geht. Aber ich liebe es nach wie vor, Fußball zu spielen. Ich fühle mich noch nicht reif für den Rücktritt", sagte der frühere Akteur von Manchester United, Real Madrid und AC Milan, an dem vor allem Salzburgs Europa-League-Gegner Paris Saint Germain interessiert sein soll.

"Nicht eine Sache, die ich bereue"

Ein großes Argument für die Fortsetzung seiner Laufbahn sind die Olympischen Sommerspiele 2012 in seiner englischen Heimat. "Ich würde sehr gerne Teil des britischen Teams sein", stellte Beckham klar. "Aber wenn nicht, dann gehe ich mit meinen Kindern als Fan zu den Spielen."

Seinen Transfer nach Amerika bereut er jedenfalls nicht. "Ich würde es noch einmal machen. Es gibt nicht eine Sache, die ich bereue", betont Beckham. "Er hat unvorstellbar viel für den amerikanischen Fußball geleistet", meinte US-Teamchef Jürgen Klinsmann. MLS-Boss Don Garber sagt, dass die "Liga ohne ihn nicht da wäre, wo sie heute ist".

Es gibt auch negative Stimmen

Doch es gibt auch Kritiker, die das Beckham-Experiment als gescheitert ansehen. "Was für eine Verschwendung. 250 Millionen Dollar in fünf Jahren - wofür?", fragt die "Los Angeles Times".

Denn der Engländer absolvierte aufgrund von Verletzungen und Gastspielen in Mailand nur 84 der insgesamt 152 Partien. Dabei verdiente er 595.238 Dollar pro Match oder 118,76 Dollar pro Sekunde. Sportlich hingegen steht bisher die Null - Galaxy und sein Glamour-Boy warten immer noch auf den ersten gemeinsamen Titel.

"Bester Fußballspieler des Planeten"

Als "Becks" am 11. Jänner 2007 seinen Mega-Deal unterzeichnete, der ihm inklusive Einnahmen aus Trikot- und Ticketverkauf bis zu 250 Millionen Dollar einbringen sollte, verkaufte Galaxy prompt 7.000 neue Dauerkarten. Der damalige Galaxy-Präsident Alexi Lalas sprach vom "besten Fußballspieler des Planeten".

Beim Beckham-Debüt am 21. Juli 2007 im Freundschaftsspiel gegen Chelsea drängten sich neben Promis wie Arnold Schwarzenegger, Wayne Gretzky und Katie Holmes auch Paparazzi ins Stadion. Soccer war plötzlich sexy - ausgerechnet vor den Toren Hollywoods.

"Comeback-Spieler des Jahres"

Der Hype war riesig, die Enttäuschung wenig später ebenso. Beckham war entweder verletzt oder öfter im Flieger zur englischen Nationalmannschaft als im Galaxy-Trikot. Im Winter 2009 ließ er sich an Milan verleihen, um seine WM-Chancen zu erhöhen.

Ein Jahr später riss er sich im Trikot der Mailänder die Achillessehne. Der WM-Traum war geplatzt und seine Saison in Los Angeles ebenfalls gelaufen. In seinem letzten Vertragsjahr hingegen bekam Amerika den besten Beckham zu sehen, den es in der MLS gegeben hat. Der Mittelfeldmann bereitete 18 Tore vor und wurde als "Comeback-Spieler des Jahres" ausgezeichnet.

NBA und NHL überholt

Außerhalb des Rasens liest sich die Beckham-Bilanz dagegen gut. Ab kommender Saison streicht die MLS jährlich zehn Millionen Dollar an TV-Geldern vom Sender NBC ein. Viele Jahre musste die Liga Geld dafür zahlen, damit die Spiele übertragen werden.

Galaxy ist mehr als 100 Millionen Dollar wert, und mit einem Schnitt von 17.872 Fans pro Spiel hat die MLS die Basketball-Liga NBA und die Eishockey-Liga NHL überholt. "Das liegt alles an David", meint Tim Leiweke, Präsident der Anschütz-Gruppe, dem Galaxy-Eigentümer. Finanziell gesehen sei die Beckham-Ära "unbestreitbar erfolgreich" gewesen. Sportlich soll am Sonntag das Happy End folgen.