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"Im Nachhinein ist man immer schlauer"

Wien – Es ist still geworden um Sanel Kuljic.

Sein im Jänner 2011 getätigter Wechsel zu AE Larisa entpuppte sich als Reinfall. Der 32-Jährige kam in Griechenland über fünf Kurzeinsätze nicht hinaus.

Deswegen wurde der Vertrag im Sommer auch aufgelöst.

Nach Jahren der Wanderschaft sucht  der Goalgetter erneut eine neue Herausforderung  - am liebsten in der Heimat.

Doch die Vereinssuche gestaltet sich schwierig. Im LAOLA1-Interview spricht der ehemalige ÖFB-Teamspieler über die chaotischen Zustände in Griechenland, reflektiert seine Fehler in der Vergangenheit und spricht erstmals über ein Karriereende.

LAOLA1: Sanel, derzeit bist du vereinslos. Wie geht es dir bei der Klubsuche? Gibt es schon Angebote?

Sanel Kuljic: Momentan gibt es nicht viel zu berichten. Ich bin weiterhin auf der Suche nach einem neuen Klub.

LAOLA1: Gibt es eine Tendenz, wohin es geht?

Kuljic: Am liebsten würde ich in Österreich unterkommen. Das ist aber nicht so einfach. Ich habe in Griechenland nicht viel gespielt. Das ist den Vereinsverantwortlichen natürlich nicht entgangen. Sie denken sich: Warum hat er nicht viel gespielt? Früher hat er viele Tore gemacht, was ist jetzt los? Er ist nicht mehr der Jüngste. Ist er alt und gebrechlich?

LAOLA1: Das heißt, du bereust den Schritt nach Griechenland?

Kuljic: Ja. Es ist ganz anders gelaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Der Präsident von Larisa hat mich drei Transferphasen lang kontaktiert. Ich habe zwei Mal abgesagt, aber sie haben nicht aufgegeben, um mich zu werben.  Ich hatte ein schlechtes Gefühl, weil man von Griechenland viel Schlechtes hört.  Im Jänner 2011 habe ich dann Grasshopper  Zürich abgesagt und mich entschieden, nach Larisa zu gehen, weil mich der Klub eben unbedingt im Kampf gegen den Abstieg wollte. Es waren nur mehr zehn oder elf Spiele ausständig, und ich habe mir gedacht, ich gebe mein Bestes und dann schauen wir weiter.

LAOLA1: Was ist dann genau passiert?

Kuljic: Der Präsident war praktisch nie da, sondern fast ausschließlich geschäftlich in Athen. Neben mir sind noch drei weitere Spieler verpflichtet worden. Darunter war ein slowakischer WM-Teilnehmer, der genauso wie ich so gut wie nie gespielt hat. Es war nach dem ganzen Werben eine sehr komische Situation.

LAOLA1: Klingt fast so, als hätte sich der Präsident nicht mit seinem Trainer abgesprochen…

Kuljic: Genau. An meinem ersten Arbeitstag bin ich in die Kabine gekommen und der Trainer hat mich angesehen und hatte keine Ahnung wer ich bin. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch schon unterschrieben, also gab es kein Zurück mehr. Der Verein selbst hat mich super aufgenommen. Das Rundherum war auch beeindruckend. Bei meiner Präsentation waren unzählige Journalisten, ein großer Rummel. So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Doch nach dem ersten Tag war klar, dass es nicht so toll werden wird, wenn nicht einmal der Trainer weiß, dass er einen neuen Spieler hat.

LAOLA1: Waren diese Erlebnisse ein Mitgrund, warum du jetzt wieder in Österreich spielen willst?

Kuljic: Diese Vorfälle haben ihren Teil dazu beigetragen. Es ist aber wie schon erwähnt nicht einfach, einen passenden Klub zu finden. Du musst erst jemanden finden, der von deinen Fähigkeiten überzeugt ist, dass du der Mannschaft weiterhelfen kannst.

LAOLA1: Wäre auch die Erste Liga eine Option?

Kuljic: Natürlich. Ich weiß aber noch nicht genau, wie es weitergeht. Nach meiner Vertragsauflösung in Wr. Neustadt hat es Gespräche mit Kapfenberg  gegeben.  Ich bin dann aber in die Schweiz gegangen. Vielleicht hätte ich in Österreich bleiben und zu den "Falken" wechseln sollen. Wenn du einem Verein einmal einen Korb gegeben hast, verstehe ich es, wenn sie einige Zeit später von einem Transfer Abstand nehmen.

LAOLA1: Hast du dir eine Deadline gesetzt? Schließlich rollt die Kugel schon bald wieder in Österreich?

Kuljic: Natürlich wäre es schön, wenn man bald über seine Zukunft Bescheid weiß. Bis jetzt ist noch niemand konkret an mich herangetreten. Ich halte mich jedenfalls selber fit, gehe jeden Tag laufen.

LAOLA1: Seit deiner Zeit in Ried hast du mit Ausnahme deiner Station in Wr. Neustadt praktisch jährlich den Klub gewechselt. Würdest du dich als Wandervogel bezeichnen?

Kuljic: Nein, eigentlich nicht. Ich wäre zum Beispiel gerne länger in Neustadt geblieben. Dort hat es mir gefallen. Es hat Spaß gemacht, mit den ganzen Jungen zu arbeiten. Mir ist jedoch nahegelegt worden zu gehen. Im Nachhinein hätte ich bleiben und einfach den Vertrag absitzen sollen, um im Sommer einen Verein zu finden. Rückblickend kann man überhaupt sagen, dass ich nie von der Austria weggehen hätte sollen. Das ist der nächste Punkt. Im Nachhinein ist man aber immer schlauer. Es bringt jetzt auch nichts, dem Ganzen nachzutrauern. Man ist schließlich für alles, was man macht, selber verantwortlich – egal ob gut oder schlecht.

LAOLA1: Dennoch kann man sagen, dass du neuen Herausforderungen nie abgeneigt warst und bist?

Kuljic: Das stimmt. In den letzten Monaten habe ich aber mit dem Gedanken gespielt, mit dem Fußball aufzuhören.  Ich habe in letzter Zeit einfach zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Anderseits fühle ich mich noch fit und bin dem Fußball noch viel zu viel verbunden.  Dennoch stimmt es mich traurig, wenn ich solche Gedanken habe. Das macht mir Angst.

LAOLA1: Hast du dir auch schon überlegt, wie es nach deiner aktiven Karriere weitergehen wird?

Kuljic: Das weiß ich noch nicht. Es gibt ein paar Ideen. Vielleicht bleibe ich im Fußball-Bereich tätig, vielleicht auch nicht. Ich habe einige Sachen im Kopf. Möglich, dass ich mich auch komplett aus der Fußball-Szene verabschiede.

Das Gespräch führte Martin Wechtl