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Del Piero - Ein Fußballerleben in Schwarz-Weiß

Del Piero - Ein Fußballerleben in Schwarz-Weiß

"Un cavaliere non lascia mai la sua signora." – "Ein Kavalier verlässt seine Dame nie."

Mit diesen Worten versprach Alessandro Del Piero seinem Klub Juventus Turin ewige Treue, als dieser im Jahr 2006 aufgrund des italienischen Fußball-Skandals in die Serie B zwangsabsteigen musste.

Doch alles hat einmal ein Ende, und so zog sich der Kapitän am Sonntag nach 19 Profi-Jahren beim italienischen Rekordmeister das Schwarz-Weiß-gestreifte Dress ein letztes Mal über.

Nach 703 Einsätzen, 48.366 Spielminuten, 387 Siegen und 289 Toren für die "Alte Dame" feierte "Pinturicchio" im Pokal-Finale gegen Napoli seinen Abschied.

Del Piero hat auf ewig einen Platz im Herzen der Juve-Fans. LAOLA1 mit besonderen Momenten einer besonderen Karriere:

 

Das Tor gegen Fiorentina:

Vierter Dezember 1994. Juve ist 0:2 gegen Gabriel Batistutas Fiorentina hinten. Durch einen Doppelpack von Gianluca Vialli kann die "Alte Dame" ausgleichen. Noch sind drei Minuten zu spielen. Weiter, hoher Ball in die Spitze, Del Piero läuft in Position und versenkt den Ball volley mit dem Außenrist im Winkel. Es ist wohl bis heute das berühmteste Tor des Angreifers. Bei Juve war Del Piero spätestens seit diesem Kunststück Kult. Am Saisonende sollte der erste Scudetto für den damals 20-Jährigen herausschauen, die "Bianconeri" beendeten mit dem Titelgewinn eine neunjährige Durststrecke.

Der Champions-League Triumph:

Zu Beginn der Saison 1995/96 erhielt "Pinturicchio" die Nummer zehn und sollte sie in den kommenden 16 Jahren auch nicht mehr abgeben. Mit sechs Treffern trug er maßgeblich zum zweiten Landesmeister-Triumph der "Bianconeri" bei. Unvergessen sein Freistoß-Tor im Viertelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid. Einige Monate später schoss Del Piero sein Team auch zum 1:0-Sieg über River Plate im Weltpokal, der damals noch deutlich mehr Prestige als heute genoss.

Der König von Monaco:

Seine persönlich beste Saison hatte der Mann aus Conegliano, einer Kleinstadt in Nordost-Italien, in der Saison 1997/98. Del Piero schoss wettbewerbsübergreifend 32 Tore. Und auch wenn Juve die zweite CL-Finalniederlage in Folge kassieren sollte, hatte der Stürmer in der Königsklasse seine größten Auftritte. Mit zehn Treffern wurde er Torschützenkönig. Alleine vier davon erzielte er in den zwei Halbfinalpartien gegen Monaco. Darunter ein herrlicher Freistoß beim Triplepack in Turin und ein sehenswerter Volley im Rückspiel. Im Tor der Monegassen stand damals ein gewisser Fabien Barthez.

Der Rekordmann
Der Abstieg, die Rückkehr:

Del Piero war der erste Juve-Spieler der mit eingangs erwähntem Zitat den Fans und den Verantwortlichen versprach, mit der „Alten Dame“ auch den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit anzutreten. Weitere Stars wie Gianluigi Buffon, Pavel Nedved, David Trezeguet oder Mauro Camoranesi sollten seinem Beispiel folgen, und die „Bianconeri“ konnten nach nur einem Jahr in der Serie B wieder aufsteigen. Es scheint fast schon überflüssig, zu erwähnen, dass Del Piero mit 20 Treffern Torschützenkönig wurde und im Jahr darauf seine beste Saison höchsten italienischen Spielklasse absolvierte und 21 Tore erzielen konnte. Das brachte ihm zum ersten Mal den Titel des "Capocannoniere", des Torschützenkönigs der Serie A, ein.

Die Standing Ovations im Bernabeu:

Ein weiteres Highlight in Del Pieros Karriere waren die beiden Spiele gegen Real Madrid in der Champions-League-Gruppenphase 2008/09. Das Hinspiel konnte Juve mit 2:1 für sich entscheiden, wobei Del Piero bereits nach fünf Minuten aus 28 Metern unnachahmlich zur 1:0-Führung einnetzte. Beim 2:0-Sieg im Rückspiel erzielte die hängende Spitze beide Treffer und wurde bei seiner Auswechslung in der Nachspielzeit von 71.560 Zuschauern unter Standing Ovations beider Fanlager verabschiedet - eine Ehre die nur ganz großen Spieler zu Teil wird.

Die letzte Saison:

Nach zwei enttäuschenden Spielzeiten, die Juve jeweils auf Rang sieben beendete, wurde in Turin 2011/12 eine neue Ära eingeläutet: Einerseits mit dem neuen Stadion, andererseits mit Klub-Legende Antonio Conte als Trainer. Del Piero, dessen Abschied zu Saisonende von Präsident Andrea Agnelli im Herbst bekanntgegegben wurde, war nicht mehr Stammspieler aber immer noch ein Mann für besondere Momente. In seinem letzten Serie-A-Spiel netzte er dann auch noch herrlich gegen Atalanta. Unvergessen die Tränen bei der Auslaufrunde nach der Auswechslung. Juve holte ungeschlagen den Scudetto, nur die Niederlage im Coppa-Finale gegen Napoli verhinderte eine perfekte Saison für den Rekordmeister.

Fabian Santner/Máté Esterházy

Die Verletzung:

Wie viele Profi-Fußballer, musste sich auch Del Piero im Laufe seiner Karriere mit einer schweren Verletzung herumschlagen. Am 8. November 1998, dem Vorabend seines 24. Geburtstags, erlitt er auswärts im Stadio Friuli von Udine beim Sprint nach einem verlorenem Ball einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Die Folge: Neun Monate Pause, sogar die Karriere war in Gefahr. Noch dazu fielen die Scudetto-Titelverteidiger aus Turin vom ersten auf den sechsten Platz zurück. In weiterer Folge warfen ihm die Medien oft vor, nicht mehr der Alte zu sein. Der Stürmer selbst analysiert nüchtern: "Als ich mir die Zahlen und Fakten angeschaut habe, fand ich heraus, dass ich nach der Verletzung sogar öfter getroffen habe als davor".

Die "Zona Del Piero":

Nicht viele Fußballer können von sich behaupten, dass ein bestimmter Teil des Feldes nach ihnen benannt wurde. Aber es gibt auch wenige Spieler, die den Ball vom linken Strafraumeck mit einer derartigen Präzision in die rechte Torecke schlenzen können wie Del Piero. Ob per Freistoß oder aus vollem Lauf heraus, immer wenn der 91-fache Nationalspieler in der "Zona Del Piero" auftauchte, war Gefahr angesagt.

Die Emotionen von Bari:

Mit dem Tod seines Vaters im Febuar 2001 brach für Del Piero eine Welt zusammen. Nur vier Tage nach dem Begräbnis saß er im Auswärtsmatch in Bari auf der Bank. Die Süditaliener hielten lange die Null und so wurde Del Piero eingewechselt. Er spielte aber nicht gut, man merkte, dass seine Gedanken woanders waren. Doch wenige Minuten vor Schluss brach die Nummer zehn links durch und überhob nach einem starken Solo Gästekeeper Jean Francois Gillet mit dem linken Außenrist. Was folgte war ein emotionaler Jubellauf, der erst unter Tränen in den Armen von Teamkollege Gianluca Pessotto endete.

Der WM-Triumph:

Es sollte etwas dauern, bis das "Fenomeno Vero" auch mit der Nationalmannschaft einen Titel einfahren konnte, aber 2006 hatte das Warten ein Ende. Eigentlich war es nicht die WM des damals 31-Jährigen. Auch im hochdramatischen Halbfinale gegen Deutschland kam er erst in der zweiten Hälfte der Verlängerung von der Bank. Kurz vor Schluss dann der Auftritt del Pieros: In der 119. Minute führte seine Ecke zu Fabio Grossos Tor, eine Minute später vollendete er selbst herrlich zum 2:0. Im Finale gegen Frankreich traf er im Elferschießen und verhalf so der Squadra Azzurra zum vierten WM-Titel.