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"West Brom reicht, dass man nicht absteigt!"

Paul Scharner schlägt ein neues Kapitel auf.

Wie berichtet wird der 31-Jährige West Bromwich Albion zum Saisonende verlassen und seine Zelte woanders aufschlagen.

Wo, das steht noch nicht fest. "Ich bin für alles offen und bereit für neue Aufgaben", lässt der ÖFB-Legionär im LAOLA1-Interview wissen.

Außerdem spricht Paul Scharner über seinen Abschied aus Birmingham, verkündet das Ende der Frisuren-Experimente und erklärt, warum die Premier League weiterhin auf Pole-Position steht.

Und er öffnet sein Herz in Sachen Titelkampf zwischen Manchester City und United.

LAOLA1: Seit Dienstag ist es offiziell. Du wirst West Bromwich am Saisonende verlassen. Wie ist es dazu gekommen?

Paul Scharner: Ich habe meine Option nicht gezogen, da wir bei den Gesprächen nicht zusammen gekommen sind. Und Trainer Roy Hodgson hat dann natürlich die Spieler forciert, die auch nächstes Jahr beim Klub sein werden.

LAOLA1: Nichtsdestoweniger hast du mit dem Klassenerhalt deine „mission accomplished“, wie es im Sport-Englisch heißt?

Scharner: Absolut. West Bromwich hat mich geholt, um in der Premier League zu bleiben. Ich habe jetzt fast sieben Jahren in dieser Liga auf dem Buckel und entsprechend viel Erfahrung. Wir haben zwei Mal 47 Punkte geholt und uns im Mittelfeld etabliert, das kann sich für einen Aufsteiger schon sehen lassen. Es war eine schöne Zeit und eine professionelle Zusammenarbeit. Aber jetzt geht es weiter!

LAOLA1: Wünscht man sich als Spieler eine Zusammenarbeit, die über das professionelle hinausgeht oder ist das heutzutage gar nicht mehr möglich?

Scharner: Es hängt immer von den Ambitionen ab, die ein Verein hat. West Bromwich hat eben nicht mehr Ambitionen, nachdem sie fünf Mal ab- und vier Mal aufgestiegen sind. Sie wollen sich etablieren und da reicht es eben, wenn man nicht absteigt. Dafür bin ich geholt worden. Aber natürlich ist Fußball kein Wunschkonzert, sondern knallhartes Business. Und da ist für Gefühle teilweise wenig Platz.

LAOLA1: Dennoch tut es gut, wenn man als „Torschütze der Saison“ geehrt wird, oder?

Scharner: Ja, sicher. Gegen Aston Villa, unseren großen Rivalen in Birmingham, das Siegestor zu schießen und dann auch noch dafür ausgezeichnet zu werden, ist schon irgendwo auch eine Genugtuung für mich.

LAOLA1: Aktuelle Umfrage zeigen, dass sich mehr als 90 Prozent der Fans wünschen, dass du beim Verein bleibst. Eine Genugtuung für dich?

Scharner: Das ist natürlich top, wenn man so einen Zuspruch bekommt. Aber wie schon gesagt: Ich habe meine Mission hier erfüllt! Jetzt warte ich und lasse mich überraschen, was die Zukunft bringt und wo es mich hinführt. Aber ich weiß, dass ich auch nach sieben Saisonen in der Premier League noch sehr viel in mir habe, was ich zeigen möchte.

LAOLA1: Davor wartet aber noch das abschließende Heimspiel gegen Arsenal und damit jener Gegner, gegen den du am 10. Jänner 2006 dein erstes Tor auf der Insel erzielt hast?

Scharner: Da schließt sich schon ein bisschen der Kreis – und ich habe auch noch ein, zwei Dinge offen. Zum Beispiel noch kein Heimtor für West Bromwich. So ein Abschied wäre natürlich ein Traum, aber es kommt auch drauf an, wie viele Minuten ich bekomme. Lässig wäre es schon, mit einem Tor gegen Arsenal zu starten und mit einem Tor gegen Arsenal abzudanken.

LAOLA1: Oder mit einer neuen Frisuren-Kreation?

Scharner (lacht): Die Fans fordern es natürlich vehement. Aber ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und da hört man irgendwann mit dem Haare färben auf.

LAOLA1: Gibt es schon eine Idee, wo der "Weg des Geparden" weitergeht?

Scharner: Ich weiß es noch nicht, möchte jetzt einmal das Kapitel West Bromwich beenden. Das passiert am 13. Mai gegen Arsenal. Dann mache ich mir Gedanken über die Zukunft. Mein Team arbeitet bereits im Hintergrund, deshalb gehe ich davon aus, dass es diesmal nicht so lange dauert wie beim letzten Mal.

LAOLA1: Du bist 206 Mal in der Premier League aufgelaufen. Ist für dich ein Wechsel in eine andere Liga überhaupt vorstellbar?

Scharner: Vorstellbar ist es, aber wenn man so lange wie ich auf der Insel spielt, ist eine gewisse Verbundenheit da. Deshalb: Pole-Position hat sicher die Premier League, aber ich bin für alles offen und bereit für neue Aufgaben.

LAOLA1: Die deutsche Bundesliga ist für ÖFB-Legionäre aktuell ein sehr guter Boden?

Scharner: Ich bin wie gesagt offen für alles.

LAOLA1: Der englische Titelkampf scheint bei Punktegleichheit der Teams aus Manchester auf den ersten Blick auch noch offen, dürfte aber zugunsten von City entschieden sein?

Scharner: Es ist sehr unglücklich. Wahrscheinlich werden beide die Liga punktegleich beenden und das Torverhältnis entscheiden. Ich war für United und hätte nicht gedacht, dass sie acht Punkte Vorsprung noch einmal aus der Hand geben. Jetzt stehen die Zeichen aber auf City. Auch wenn noch eine Runde zu spielen ist und viel passieren kann.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl