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"Man darf nicht so stur sein wie van Gaal"

Wien – „Offense wins games, defense wins championships.“

Diese alte Sportweisheit passt beim FC Bayern wie die Faust aufs Auge. In der letzten Saison bekamen die „Roten“ in der Liga 40 Gegentreffer, die Chance auf den Meistertitel wurde frühzeitig vergeben.

Um diese Schwachstelle auszubügeln, wurde im Sommer ordentlich Geld in die Hand genommen. Manuel Neuer (Schalke), Jerome Boateng (Manchester City ) und Rafinha (CFC Genoa) wurden an die Isar gelotst.

Der Coup scheint aufzugehen, die Abwehr steht um Klassen stabiler. Acht Pflichtspiele musste der FCB in der laufenden Saison bereits absolvieren, sieben davon wurden gewonnen – alle ohne Gegentreffer. Lediglich im Auftaktspiel in der Bundesliga (0:1 gegen Gladbach) musste Manuel Neuer nach einem Fehler hinter sich greifen.

Froh über Rafinha-Verpflichtung

„Es ist immer gut, wenn die Jungs von Anfang an gut drauf sind“, erklärt Giovane Elber im Gespräch mit LAOLA1. „Der FC Bayern hat gut eingekauft, Neuer ist einer der weltbesten Torhüter.“ Besonders erfreut zeigt sich der einstige Torjäger, der mit den Münchner unter anderem die Champions League 2001 gewinnen konnte, über die Verpflichtung von Rechtsverteidiger Rafinha.

„Er ist in München – Gott sei Dank. Er ist nicht nur wie ich Brasilianer, er kommt auch aus meiner Heimatstadt Londrina. Der Junge hat das gewisse Etwas und kann der Nachfolger von Willy Sagnol werden.“

Beileibe kein leichtes Unterfangen, war der Franzose doch jahrelang auf der rechten Seite ein Fixpunkt in der Mannschaft des deutschen Rekordmeisters. Noch heute legendär sind seine Flanken, die er bevorzugt aus dem Halbfeld schlug.

„Er tritt in große Fußstapfen, Willy hat mit dem FC Bayern alles gewonnen, was man gewinnen kann“, weiß Elber, zugleich sagt er aber auch: „Spielerisch ist Rafinha sehr, sehr gut.“

Van Gaal war zu stur

Indes ist Elber glücklich, wieder für die Bayern arbeiten zu können. „Ich fungiere als Scout in Südamerika und schaue mir den einen oder anderen Spieler genau an. Vielleicht ist einer dabei, den Bayern braucht.“

Unter Louis van Gaal wurde der 39-Jährige seines Amtes entbunden. „Das war schade. Er wollte keinen südamerikanischen Spieler haben.“ Augenzwinkernd fügt Elber, der es als einziger Nicht-Deutscher in die Jahrhundert-Elf der Bayern schaffte, hinzu: „Man hat ja gesehen, welche Saison Bayern zuletzt gespielt hat. Ohne Südamerikaner geht gar nichts.“

Jupp Heynckes traut er durchaus zu, ähnlich wie Ottmar Hitzfeld etwas Großes aufzubauen. „Er kennt den FC Bayern und seine Methoden sehr gut. Er weiß auch, wie man mit den wichtigen Köpfen umgehen muss. Das ist auch wichtig, man darf nicht so stur sein wie van Gaal.“

Zuhören, aber selbst entscheiden

Elber glaubt, genau zu wissen, wie man als Trainer des FCB arbeiten muss. „Man muss den Bossen zuhören, die Entscheidungen muss Jupp Heynckes aber selbst treffen. Uli (Hoeneß), Kalle (Rummenigge) und Franz (Beckenbauer) sitzen ganz oben und sollen die Spiele genießen. Klar ist aber auch, dass schon mal einer kommt und seine Meinung sagt.“

Wie oft ist das in seiner Zeit als Spieler passiert? „Bei uns nicht oft, wir haben ja immer guten und attraktiven Fußball gespielt“, grinst Elber. Kein Wunder, hielten doch Kahn, Sagnol, Lizarazu und Co. den Offensivkräften um Elber stets den Rücken frei.

Christoph Nister