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Sinnbild für die Demontage Spaniens

Sinnbild für die Demontage Spaniens

Bei Real Madrid ist er nur noch Teilzeitkraft, im Nationalteam hingegen die unumstrittene Nummer 1 - dann erlebte Iker Casillas beim 1:5 gegen die Niederlande zum WM-Auftakt den bittersten Abend im Trikot des Weltmeisters.

Die Vorstellung des Teamkapitäns musste nach der Demontage als Symbol für Spaniens Niedergang herhalten.

Im Regen von Salvador stehend, gab er am Ende eine traurige Figur ab.

Ruf von "San Iker" leidet

Der Ruf als unfehlbarer "San Iker" hatte schon zuletzt gelitten.

Nicht nur bei seinen Club-Trainern Jose Mourinho und Carlo Ancelotti ist der "Heilige" verstärkt in Ungnade gefallen, auch in den spanischen Medien häufte sich die Kritik.

Die dürfte nach seinen Fehlern gegen die Niederländer weitergehen. Beim dritten Treffer ließ er sich von Robin van Persie - wenngleich auch regelwidrig - wegbugsieren, das vierte Gegentor ging gänzlich auf seine Kappe.

Auch wenn Casillas mit dem Champions-League-Titel im Gepäck nach Brasilien reiste - Nach der schleichenden Demontage bei Real sehen Kritiker nun auch seine unangetastete Position in der "Seleccion" als gefährdet.

Bei allen drei Titel-Triumphen Spaniens in den letzten Jahren stand der seit Freitag 155-fache Internationale im Tor: 2008 und 2012 jeweils bei der EM sowie 2010 beim historischen ersten WM-Coup als einer der Schlüsselakteure.

In Brasilien würde er bei seiner vierten WM gern den Titel verteidigen. "Hoffentlich können wir wieder aufleben lassen, was wir vor vier Jahren erreicht haben", meinte Casillas.

Fehlt Spielpraxis?

Seit der Demontage bei Real durch Mourinho im Vorjahr sitzt der aus dem Arbeiterviertel Mostoles stammende Casillas in der Liga aber nur noch auf der Bank.

Dass auch Ancelotti daran festhielt, überraschte einigermaßen. Casillas darf immerhin im Cup sowie der Champions League ins Tor.

In beiden Wettbewerben holte er mit Madrid heuer den Pokal, wobei Casillas im Königsklassen-Finale gegen Atletico Madrid ebenfalls nicht die beste Figur machte.

Dass dem "heiligen Iker" Spielpraxis fehlt, war nun auch auf WM-Ebene augenscheinlich.

"Es ist nicht nur ein Spieler schuld"

Teamchef Vicente del Bosque dürfte seinen Kapitän aber nicht absägen. "Wenn eine Mannschaft verliert, dann ist nicht ein Spieler schuld, sondern das gesamte Team", meinte Del Bosque.

Casillas sei "am wenigsten" für das Debakel verantwortlich zu machen. Die Alternativen stünden der 23-jährige David de Gea (1 Länderspiel) und Routinier Pepe Reina (32 Spiele) im Kader.

Der 33-Jährige selbst wollte keine Ausreden suchen. "Ich war nicht auf dem Level, auf dem ich sein sollte. Ich akzeptiere die Kritik", sagte Casillas nach seiner höchsten Pleite im Teamtrikot. Die war bis dahin ein 0:4 im Freundschaftsspiel gegen Portugal 2010.

"Das war nicht unbedingt eines meiner besten Spiele", sagte er weiter. Dabei war der gebürtige Madrilene nur 40 Minuten davon entfernt, den WM-Rekord von Walter Zenga zu brechen. Die 517 Minuten ohne Gegentor des Italieners aus dem Jahr 1990 bleiben weiter Bestmarke.

Seit 14 Jahren im Team

Casillas spielt seit nunmehr 14 Jahren in der Nationalmannschaft. Mit 19 debütierte das Supertalent gegen Schweden.

Zwei Jahre später bei der WM in Japan und Südkorea stieg er zur Nummer 1 auf, weil sich Santiago Canizares an den Scherben einer Parfümflasche verletzt hatte. Bei seinem Stammclub Real hatte er sich schon mit 19 etabliert.