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"Tag der Veränderungen" beschert Halbfinal-Einzug

Deutschlands Nationalteam hat weiterhin ein Halbfinal-Abo bei großen Turnieren.

Nach 2006 (WM), 2008 (EM) und 2010 (WM) steht die DFB-Auswahl auch bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nach einem völlig verdienten 4:2-Erfolg gegen Griechenland in der Runde der letzten vier.

Dieses Mal soll aber der ganz große Coup gelingen, und die Chancen auf den ersten großen Titelgewinn seit 1996 (EM) stehen auch sehr gut.

Die Deutschen bauten ihre Rekordserie auf 15 Pflichtspielsiege in Serie weiter aus.

Umstellungen länger "im Kopf herumgegeistert"

Großen Anteil daran hatte Coach Joachim Löw, der die Offensive mit drei frischen Kräften völlig neu formiert, die Griechen damit überrascht und aufgrund der starken Leistung des Trios Miroslav Klose, Andre Schürrle und Marco Reus alles richtig gemacht hatte.

"Der Plan war mir schon länger im Kopf herumgegeistert. Es war der Tag der Veränderung, und das war irgendwie auch der Schlüssel zum Sieg", erklärte der DFB-Teamchef.

Viermal in Serie im Halbfinale zu stehen, sei eine hervorragende Leistung. "Und wir haben die jüngste Mannschaft beim Turnier mit großen Perspektiven", rechnet Löw mit einer rosigen Zukunft.

"Riesenserie im Rücken"

Am Donnerstag geht es nun in Warschau gegen den Sieger der Sonntag-Partie Italien gegen England um den zweiten EM-Finaleinzug in Folge. "Beide Mannschaften sind sehr unangenehm. England ist viel besser als 2010, bei Italien ist es ähnlich", betonte der DFB-Trainer.

Trotzdem gehen die Deutschen unabhängig vom Gegner als Favorit ins Rennen, dank des bisher souveränen Auftritts im Turnierverlauf.

"Ich bin zuversichtlich, weil wir eine Riesenserie im Rücken haben, weil wir sehr viel Qualität in unseren Reihen haben", sagte Philipp Lahm.

Khedira überzeugt erneut

Der Kapitän leitete den Sieg gegen die Griechen nach einer Vielzahl vergebener Chancen seiner Kollegen mit dem 1:0 (39.) kurz vor der Pause ein.

Nach dem völlig überraschenden Ausgleich durch Georgios Samaras (55.) legte die DFB-Truppe schnell wieder einen Gang zu und sorgte durch Tore von Sami Khedira (61.), Klose (68.) und Reus (74.) für klare Verhältnisse. Das 2:4 durch Dimitrios Salpingidis aus einem Handelfmeter (90.) war nur noch Ergebniskosmetik.

"Unsere Bank ist sehr, sehr stark, das zeichnet uns aus. Wer da alles reinkommen kann, das ist schon sagenhaft", erklärte Klose, dem nach seinem 64. Länderspieltreffer nur noch vier Tore auf die DFB-Bestmarke von Gerd Müller (68) fehlen.

Löw hat also die Qual der Wahl, im Halbfinale gilt es an die Leistung vom Griechenland-Spiel anzuknüpfen. "Wir haben die Griechen mit vielem schlichtweg überfordert", stellte Löw zufrieden fest.

Kaltschnäuzigkeit als einziges Manko

Die Spielanlage sei sehr, sehr gut gewesen. "Und nach dem Gegentor sind wir nicht großartig in Hektik verfallen, konnten nachlegen", sagte der DFB-Teamchef.

Was Löw störte war nur die mangelnde Chancenauswertung vor der Pause, weshalb die Deutschen länger als nötig zittern mussten. Das muss gegen Italien oder England sicher noch besser werden. Das unterstrich auch Innenverteidiger Mats Hummels.

"Die weiteren Gegner werden ein anderes Kaliber sein, als Griechenland", ist sich der Dortmund-Abwehrchef bewusst.

Nicht nur die nach Danzig gereisten Anhänger der deutschen Mannschaft machten nach dem Spiel die Nacht zum Tag, in der Heimat feierten am Brandenburger Tor in Berlin weit mehr als 400.000 Fans auf der Fanmeile den Erfolg.

Die Offensive der Deutschen war ihr Trumpf. Neben dem neuen Offensivtrio bot vor allem Khedira eine starke Leistung.

Schweinsteiger läuft hinterher

Der zum "man of the match" gewählte Mittelfeld-Regisseur Mesut Özil war immer anspielbar, an Bastian Schweinsteiger lief die Partie hingegen weitgehend vorbei.

Interessant wird sein, ob Löw im Halbfinale wieder einem aus dem gegen Griechenland zu Beginn auf die Bank verbannten Trio Mario Gomez (dreifacher Turniertorschütze), Lukas Podolski und Thomas Müller die Chance gibt.

In der Defensive muss wohl nur Jerome Boateng um seinen Halbfinalplatz in der Startelf bangen. Der Außenverteidiger kam beim 1:1 zu spät und verschuldete den Elfmeter mit einem Handspiel.

"Das ist schon sagenhaft"

Die Freitagpartie hat jedenfalls wieder einmal gezeigt, dass die DFB-Auswahl auf jeder Position doppelt besetzt ist, das könnte auch im Turnierfinish noch entscheidend sein.