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Mats Hummels - Der größte Fehler des Uli H.

Mats Hummels - Der größte Fehler des Uli H.

Uli Hoeneß wird sich nach dem Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der EM in Polen und der Ukraine nicht zum ersten Mal in den Allerwertesten gebissen haben.

Der Grund dafür lag wohl weniger darin, dass der Bayern-Macher dem DFB-Team den 1:0-Sieg gegen Portugal nicht gegönnt hätte. Vielmehr wurde dem Münchner zum wiederholten Male schmerzhaft einer seiner größten Transferfehler vor Augen geführt.

Der Verkauf von Mats Hummels.

Der Innenverteidiger stand gegen Portugal nicht nur in der Startelf, sondern war gleichzeitig der beste Deutsche am Platz. Und er ist Dortmunder. Mittlerweile.

Plötzlich dürfte Hoeneß das Gesicht von Breno vor dem inneren Auge vorbeigeflogen sein. Und erneut dürfte Hoeneß kräftig zugebissen haben.

Breno statt Hummels

Der Brasilianer kam in der Saison 2007/08 zum deutschen Rekordmeister, just in der Spielzeit als man am Weißwurst-Äquator beschlossen hatte, Mats Hummels nach Dortmund ziehen zu lassen.

Der damals 19-jährige Breno sollte der neue Lucio werden und wurde vom ehemaligen Stürmer Giovane Elber wärmstens empfohlen. Nicht weniger als zwölf Millionen Euro kostete das vermeintliche Talent vom Zuckerhut. Für den jungen Deutschen hingegen, nur ein Jahr älter als Breno, war daraufhin im Kader der ersten Mannschaft kein Platz mehr. So sicherte sich Dortmund im Winter leihweise die Dienste des Verteidigers.

Nach eineinhalb Jahren Leihe überließen die Bayern dem Ligakonkurrenten das Abwehrtalent für bereits damals lächerliche vier Millionen Euro Ablöse. Offensichtlich hatten weder Hoeneß noch der damalige Amateurtrainer und Talenetförderer Hermann Gerland erkannt, welch Potential in dem 1,91-Meter-Hünen schlummerte.

Hummels machte gegen Portugal sein bestes Länderspiel

Nationalteam als schwarzer Fleck

Hummels entwickelte sich unter der Regie von Trainer Jürgen Klopp zunächst zu einem zuverlässigen Innenverteidiger und mauserte sich binnen zwei Jahren zum besten deutschen Abwehrspieler der Bundesliga.

Die Bayern hatten kurz überlegt, den Fehler zu korrigieren und den verlorenen Sohn wieder „nach Hause“ zu holen, sowohl der BVB als auch der 23-Jährige zeigten aber keinerlei Interesse. Am 3. Juni 2012 verlängerte er seinen Vertrag im Ruhrpott bis 2017.

Ein Makel in der rasant verlaufenden Karriere waren bis zu dieser EM jedoch die Auftritte in der Nationalmannschaft. Wenn Hummels spielte, machte er Fehler. Die Sicherheit, die er im gelb-schwarzen Trikot versprühte schien in Schwarz-Rot-Gold wie weggeblasen.

„Ich wollte zu viel. Ich wollte nicht normal spielen, wollte besondere Momente haben, die dann auch auffallen. Weil ich wusste, ich bin nicht drin in dieser Mannschaft. Und ich wollte so schnell wie möglich in diese Elf. Das geht dann nach hinten los und hat zu Fehlern geführt, die einzig und allein auf mich zurückfallen“, analysierte Hummels in einem Interview mit der „Westdeutschen Zeitung“ seine Auftritte in der DFB-Auswahl.

Bester DFB-Spieler der Vorrunde

Aus diesem Grund rechneten wohl nur die wenigsten mit seiner Nominierung für die Erste gegen Portugal. Zum einen, weil er den Beweis seiner Leistungen im Nationalteam noch schuldig geblieben war, zum anderen weil das Testspiel gegen die Schweiz mit 3:5 verloren ging. Hummels war bei so manchem Gegentor ein entscheidender Unsicherheitsfaktor.

Und dennoch vertraute Jogi Löw auf die Qualitäten des Dortmunders und sollte für seinen Mut belohnt werden. Hummels zahlte es seinem Chef mit Leistung zurück und ließ binnen eines Spiels, nämlich jenes gegen Portugal, alle Kritiker zu Fans werden.

Kein Fußball-Intellektueller

In allen drei Spielen der Vorrunde war Hummels der Ruhepol in der Viererkette und brillierte nicht nur auf dem Platz, sondern auch nach den Spielen mit rhetorisch perfekten Interviews. Die deutschen Medien priesen den smarten Kicker als Fußball-Intellektuellen. Ein Terminus, den Hummels selbst nicht nachvollziehen kann.

„Das sehe ich so gar nicht. Wenn ich meinen Freundeskreis durchgehe, dann bin ich der Einzige, der kein Abitur hat. Natürlich durch den Fußball bedingt“, sagt der Innenverteidiger der „WZ“.

Hummels hatte damals das Gymnasium nach der Mittleren Reife verlassen. Sein Fokus sollte fortan dem Ball und nicht dem Schulheft gelten.  So schließt sich der Kreis, denn ein Mann hatte ihn zu diesem Entschluss animiert, wie Hummels 2010 dem „kicker“ verriet.

„Er hat den entscheidenden Schritt zu meiner Karriere beigetragen, als er mir sagte, ich müsse mich mal zwischen Fußball und Schule entscheiden.“

Sein Name: Uli Hoeneß.

Sebastian Rauch