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Der golfende Armani-Freund

Der golfende Armani-Freund

Er ist ein ukrainischer Volksheld.

In seiner langen und erfolgreichen Karriere spielte Andriy Shevchenko für Dynamo Kiew, den AC Milan und Chelsea. Seit Sommer 2009 ist der mittlerweile 35-Jährige zurück bei seinem Stammklub in der Ukraine.

Der Stürmer wurde insgesamt sechs Mal Meister, sechs Mal Pokalsieger, gewann die Champions League und wurde 2004 zudem zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.

LAOLA1 weiß zehn Dinge über Andriy Shevchenko:

  • Fast wäre der ukrainische Volksheld gebürtiger Deutscher. Sein Vater, eigentlich Kindergärtner, war bis kurz vor der Geburt seines Sohnes als Offizier der Sowjet-Armee in Potsdam, wo Andriys große Schwester Elena zur Welt kam, stationiert. „Einige Jahre später hatte mein Papa ein Job-Angebot aus Ostdeutschland, er hat es aber abgelehnt, obwohl es für seine Karriere und finanzielle Lage von Vorteil gewesen wäre“, erzählt der Stürmer.
  • Dvirkivshchyna, das Dorf in dem er aufwuchs, liegt lediglich 250 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Doch erst vier Monate nach der Reaktor-Katastrophe wurde der damals Neunjährige mit seinen Klassenkollegen ans Schwarze Meer evakuiert. Offiziell war es ein Camping-Ausflug, doch erst nach zweieinhalb Monaten holten die Eltern ihre Kinder wieder ab. „Die Tragödie und ihre Folgen wurden im Westen diskutiert. Vor uns wurde all das aber versteckt“, meint Shevchenko rückblickend.
  • Der Designer Giorgio Armani zählt zu den besten Freunden des Kickers. Das liegt auch daran, dass der 35-Jährige seine Frau, das US-Fotomodel Kristen Pazik, bei der Afterparty einer seiner Modeschauen kennengelernt hat. Zusammen mit dem Italiener eröffnete Shevchenko zwei Boutiquen in Kiew. Außerdem stand er für seinen Freund auch schon bei Fotosessions Modell und ging einmal sogar über den Laufsteg.
  • Als der Goalgetter 1989 als 13-jähriger Jugend-Nationalteamspieler erstmals in den Westen reiste, nämlich nach Köln, war er vor allem von einem beeindruckt: „Die Autos! Ich habe es geliebt, als ich mir endlich selbst welche kaufen konnte.“ Und was für welche! „Sheva“ besaß so ziemlich alles, was sich ein Auto-Freak wünscht. Eine kurze Auswahl: Bentley Continental GT Turbo, Ferrari F360, Audi RS6. Im Dezember 2009 fuhr ihm eine junge Dame in Kiew in seinen brandneuen Porsche Panamera Turbo. Dass sie eine Blondine war, muss an dieser Stelle als reiner Zufall abgetan werden. Im Frühjahr 2007 plante der Kicker übrigens den Bau einer Art „Bat-Höhle“ in seiner Villa. Seine Luxusschlitten sollten via Knopfdruck mittels hydraulischen Rampen aus dem Boden kommen. Sein Vorzeitiger Abgang aus Chelsea sorgte dafür, dass dieser Plan nie verwirklicht wurde. Mittlerweile gibt er sich einigermaßen bodenständig: „Ich mag keine schnellen Autos mehr. Als mein Sohn geboren wurde, hat sich viel geändert. Derzeit fahre ich einen Range Rover.“
  • Bei Dynamo Kiew ist Shevchenko der unumstrittene Superstar. Da kann man sich schon mal diverse Sperenzchen erlauben. So geschehen am zwölften Spieltag der abgelaufenen Saison. Der Stürmer trat die Reise zum Auswärtsspiel bei Vorskla Poltava nicht an. Während seine Kollegen dem Leder nachjagten, nahm er an den nationalen Golf-Meisterschaften teil und landete sogar auf dem zweiten Platz. „Beim Golf entspanne ich mich. Und diese Entspannung brauche ich mal zwischen Meisterschaftsspielen“, kommentierte er seine Auszeit. Wer es sich leisten kann…

In seinen Anfangstagen glänzte er für Dynamo Kiew
  • In seiner Jugend war der 106-fache Internationale ein Allround-Talent. Beim Eishockey und in der Leichtathletik machte er eine gute Figur. Zudem versuchte sich der Junge auch als Boxer in der ukrainischen Jugend-Liga LLWI. Letztlich siegte aber die Liebe zum Fußball.
  • Mit 16 Jahren sollte er an eine renommierte Kiewer Sportschule gehen. Doch diese nahm ihn nicht auf. Er war beim Dribbling-Parcours schlicht zu langsam gewesen. „Ich habe mein Selbstvertrauen dadurch aber nicht verloren“, sagt er rückblickend. Einige Wochen später debütierte er für die Amateure von Dynamo, ein Jahr danach bei den Profis.
  • Als Dynamo Kiew das Stürmer-Juwel im Sommer 1999 um 23 Millionen Euro an den AC Milan verkaufte, sah sich Shevchenko mit einer völlig anderen Welt konfrontiert. Er musste den spröden Charme der Ukraine hinter sich lassen und in der Glamour-Stadt Mailand reüssieren. Zu seiner Präsentation erschien er in schlichten Jeans und mit einem T-Shirt. Die Schuhe, die er bei den ersten Trainings trug, waren einfach nur schwarz, Sponsor-Vertrag hatte er noch keinen unterschrieben. Obwohl, eigentlich schon. Er machte Werbung für die Kegelbahn eines Freundes in Kiew.
  • Als Ende 2004 in seiner Heimat der erbitterte Wahlkampf zwischen dem pro-russischen Präsidenten Viktor Yanukovych und dem westlich orientierten Victor Yushchenko tobte, machte der Fußballer für den amtierenden Premier Werbung. Gerüchten zufolge allerdings eher unfreiwillig. Als einige Wochen später Shahktar Donetsk gegen den AC Milan antrat, enthüllten die ukrainischen Fans ein Transparent: „Deine Wahl hat die Nation zum Weinen gebracht!“ Dem Kicker war das eine Lehre. Einige Zeit später sagte er nur: „Die Politik ist eine Scheiß-Welt. Ich will nichts damit zu tun haben.“
  • Dass Europas Fußballer des Jahres 2004 die Rückennummer sieben trägt, hat einen guten Grund. Sein Spitzname „Sheva“ ist das hebräische Wort für diese Zahl. Sein voller Name lautet übrigens Andriy Mykolayovych Shevchenko. Nachdem es für seinen ersten Vornamen keine einheitliche Übersetzung gibt, heißt er je nach Quelle Andriy, Andrii, Andrei, Andrej oder Andrey.

Harald Prantl