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Der "Liga-Dino" will wieder nach oben

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Am Freitagabend kommt es im Reichshofstadion zum Spitzenspiel der Ersten Liga. Die Zweitplatzierte Lustenauer Austria empfängt den Tabellenführer WAC/St. Andrä.

Die Ausgangsituation der beiden Vereine könnte unterschiedlicher nicht sein. Während die Kärntner nach Jahren der Unterklassigkeit erst seit der vergangenen Saison wieder im bezahlten Fußball mitmischen, ist die Austria quasi der „Dino“ der ersten Liga. Die Lustenauer absolvieren ihre zwölfte Saison in Folge.

Insgesamt haben die Vorarlberger 506 Spiele in Österreichs zweithöchster Spielklasse bestritten. Nur der FC Kärnten (534), Kapfenberg (542), die Viennna (561) und mit großem Abstand Leoben (968) liefen öfter im Unterhaus auf. Mit 42 Heimspielen in Folge ohne Niederlage zwischen 2003 und 2005 stellt der 1914 gegründete Verein zudem einen aktuellen Liga-Rekord.

"Pflichtsieg"

Die Tabellen-Situation lässt nur einen Schluss zu: Ein Sieg der Lustenauer ist bei vier Punkten Rückstand und nur noch vier ausbleibenden Spielen Pflicht, will man noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden.

Die „ewige“ Bilanz der beiden Titel-Aspiranten könnte ausgeglichener kaum sein. Bei sieben Begegnungen gab es jeweils zwei Siege bei drei Remis. Beim Torverhältnis liegen die Vorarlberger mit 11:10 leicht vorne. In dieser Saison konnte der WAC gegen den nunmehr ersten Verfolger allerdings noch nicht gewinnen.

Auch wenn die Lustenauer nicht als der große Aufstiegsfavorit in die Saison gestartet sind, ganz unvorbereitet wären sie für den Fall der Fälle nicht, wie Präsident Hubert Nagel im Gespräch mit der „VN“ verrät.

Nagel will spätestens zum Jubiläum aufsteigen

„Besser aufgestellt, als der WAC“

„Ich schaue wie der Trainer von Spiel zu Spiel, aber da wir eh davon reden, im Jubiläumsjahr (2014, Anm.) aufsteigen zu wollen, wären wir nicht ganz unvorbereitet. Sowohl in Sachen Infrastruktur, als auch im Büro müssten wir nicht, wie beim ersten Aufstieg (1997, Anm.), bei Null anfangen.“

Vor allem im Vergleich mit dem Konkurrenten aus Kärnten sieht sich Nagel im Vorteil. „Ich denke, das Umfeld der Austria ist besser aufgestellt, als jenes des WAC/St. Andrä“, kann sich der Lustenau-Präsident einen Seitenhieb nicht verkneifen.

„Alter Bekannter“ als Coach

Auf der Austria-Trainerbank sitzt seit Saisonbeginn Helgi Kolvidsson. Er kennt den Verein gut, schließlich stand er schon von 1996 bis 1998 als Spieler bei den Vorarlbergern unter Vertrag, und schaffte mit ihnen den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga. Der 30-fache isländische Nationalspieler lief neben Lustenau auch für Kärnten in der Bundesliga auf und war bei Mainz und Ulm in der zweiten deutschen Liga im Einsatz.

Nach seinem Abschied beim Regionalligisten SC Pfullendorf, wo er seine Auslands-Karriere einst auch startete, übernahm er dort erst interimistisch, dann als Co-Trainer, und schließlich in alleiniger Verantwortung die sportliche Leitung.

Jetzt ist er also zurück im „Ländle“ und könnte die Austria endlich wieder in die höchste Spielklasse führen - nach zwölf Jahren Abstinenz.

Unklare Zukunft

Kolvidssons Zukunft ist allerdings nicht nur sportlich offen. Der Vertrag des 40-Jährigen läuft Ende Juni aus, und es gibt bereits die ersten Gerüchte, wonach Pfullendorf an einer Rückhol-Aktion interessiert sei. Doch von Seiten des Isländers kam sofort das Dementi:

„Da ist gar nichts dran. Ich habe immer wieder mal Kontakt mit meinem Ex-Klub. Aber nicht, um zu verhandeln. Ich sehe meine Zukunft bei der Austria." Auch von Seiten des Vereins scheinen die Weichen eher in Richtung Vertragsverlängerung gestellt zu sein.

„Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, auch wenn es noch einige Punkte zu bereden gilt", so Nagel. Man darf jedenfalls gespannt sein, ob Kolvidsson den Lustenauern auch im Fall des Verbleibs in der Ersten Liga die Stange hält.

Pierre Boya dürfte schwer zu halten sein

Starkes Frühjahr

Der Hauptgrund, warum sich Lustenau überhaupt noch Hoffnungen auf den Aufstieg machen kann, ist neben der schwächelnden Konkurrenz aus Altach und Linz die starke Rückrunde. Die Vorarlberger mussten im Frühjahr nur zwei Pflichtspiel-Niederlagen einstecken.

Die erste setze es gegen Austria Wien im Cup, wobei die Lustenauer dem Bundesligisten das Leben mehr als schwer machten. Die zweite war ein überraschendes 1:3 bei der Vienna in der 31. Runde, das zugleich das Ende der Serie von zehn Liga-Spielen ohne Niederlage bedeutete.

Sicherlich nicht unschuldig am starken Frühling ist Goalgetter Pierre Boya. Der Kameruner wurde zwar schon im Oktober vom aktuellen Tabellen-Zweiten verpflichtet, darf aber auf Grund einer fehlenden Spielberechtigung erst seit dem 19.01. stürmen. Seither erzielte der 28-Jährige mit Länderspiel- (vier Einsätze, ein Tor) und Champions-League-Erfahrung in neun Partien zehn Tore.

Leistungsträger vor Abschied?

Sollte der Aufstieg nicht gelingen, gilt ein Verbleib Boyas als sehr unwahrscheinlich. Er hat zwar noch Vertrag bis 2013, ist allerdings mit einer Ausstiegsklausel ausgestattet. Ebenfalls ungeklärt ist die Personalie Sascha Boller.

Der bereits im Vorjahr von Rekordmeister Rapid Wien umworbene Deutsche spielt erneut eine starke Saison. Nicht weniger als 19 Vorlagen lieferte der Spielmacher in 25 Partien. Auch er hat Vertrag bis 2013, dürfte den Lustenauern im Falle eines Abgangs aber wenigstens etwas Geld in die Kassen spülen.

Präsident Nagel sieht den anstehenden Verhandlungen indes gelassen entgegen: „Es gibt Interessenten. Aber ich mache mir da jetzt bewusst keinen Kopf darüber. Wir alle wollen uns jetzt auf den Meisterschafts-Endspurt konzentrieren.“

Denn in einem Punkt ist sich Nagel sicher: „Am Schluss wird es eine reine Nervensache.“

Fabian Santner