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"In spätestens drei Jahren zurück in der Ersten Liga"

Am Dienstag hatte Peter-Michael Reichel der Welt nichts zu sagen.

Einen Tag, nachdem der LASK die Lizenz verloren hatte und nach 62 Jahren den Gang in die Drittklassigkeit antreten muss, schaut die Welt aber schon wieder ganz anders aus. Oder auch nicht.

Der Kapitän, der gerade erst Schiffbruch erlitten hat, bleibt an Bord. „Ich trete selbstverständlich nicht zurück“, hält der 59-Jährige im Interview klipp und klar fest.

Was für viele Fans unverständlich ist, ist für den Welser eben selbstverständlich. Reichel fühlt sich selbst betrogen, fühlt sich zu Unrecht kritisiert und fühlt sich dadurch erst recht angespornt.

In welcher Liga es mit dem LASK weitergeht, mit welchem Team, mit welchem Trainer, in welchem Stadion – LAOLA1 fragte beim umstrittensten Klubchef Österreichs nach.

LAOLA1: Wie haben sie die sportliche Katastrophe rund um den LASK erlebt?

Peter-Michael Reichel: Es war natürlich ein Schock. Wir haben vor dem Schiedsgericht unser Anliegen vorgetragen, dann gab es diverse Befragungen. Da ist uns klar geworden, dass die Position, die die Senate eingenommen haben, eigentlich nur falsch sein kann. Nach einer Pause wurde die Klage dann aber abgewiesen. Wir waren mehr als erstaunt, uns allen – wir waren ja mit Anwälten, Steuerberatern und so weiter dort – fehlte die Luft. Es war ja offensichtlich, dass es Unrecht ist.

LAOLA1: Warum?

Reichel: Der Wirtschaftsprüfer ist von der Bundesliga akkreditiert. Sie sagt also, ob jemand geeignet ist zu prüfen oder nicht. Dann haben wir einen Prüfer aus jenen, die uns die Bundesliga vorschreibt, ausgewählt. Wir haben mit „PriceWaterHouseCoopers“ einen der größten weltweit gewählt, der ja auch Austria und Mattersburg geprüft hat. Jetzt sagt man, der Prüfer hat nicht so dokumentiert, wie das vorgeschrieben wurde. Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Nämlich, dass der Prüfer weiß, wie es in Wien und in Mattersburg geht, aber nicht in Linz. So war aber das Statement.

LAOLA1: Sehen Sie Kalkül dahinter?

Reichel: Es ist die Frage: Warum kriegen wir nicht schon in erster Instanz keine Lizenz? Da haben wir ein uneingeschränktes Testat von zwei Prüfern gehabt. Für was habe ich überhaupt einen Prüfer, wenn die Bundesliga dem ohnehin nicht glaubt?

LAOLA1: Noch einmal gefragt: Wollte man dem LASK also einfach die Lizenz nicht geben?

Reichel: Es sieht so aus. Es ist in jedem Fall eine rechtlich falsche Beurteilung erfolgt, das ist ja auch offensichtlich und geht aus unserer Darstellung, die wir ausgeschickt haben, hervor. Da werden der einen Partei Informationen übergeben und die andere darf zur selben Frist nicht mehr reagieren. Das darf ja nicht sein.

LAOLA1: Können Sie sich erklären, warum man dem LASK keine Lizenz geben wollen würde?

Reichel: Überhaupt nicht. Aber es war so, dass wir 2003 vor dem Schiedsgericht gewonnen haben und sich damals die gleichen Verantwortlichen wie heute im Instanzenzug blamiert hatten. Möglicherweise gab es da nun alte Rechnungen zu begleichen.

LAOLA1: In Ihrer Aussendung sprechen Sie von weiteren Barmitteln sowie neue Sponsorenbestätigungen, die Sie beim Protestkomitee eingereicht hätten.

Reichel: Wir waren so gut wie noch für keine Saison aufgestellt, das ist unglaublich (lacht). Wir wollten, weil wir vergangene Saison im Protestkomitee gelandet sind, von Anfang an alles so machen, dass es passt. Dann stellt man sich auf den Standpunkt, es sei nicht plausibel genug. Ein recht dehnbarer Begriff. Dann hätte man aber sagen müssen, was nicht plausibel genug war.

LAOLA1: Die Fans fordern nun Ihren Rücktritt. Haben Sie diesen Schritt vor?

Reichel: Selbstverständlich nicht. Das ist überhaupt kein Thema. Wenn die Medien objektiv berichten würden, dann wäre es wahrscheinlich ohnehin nicht so ein Thema. Leider gibt es teilweise immer wieder einseitige Berichterstattung, dass ich der Böse bin und für alles in dem Land verantwortlich wäre.

LAOLA1: Wundert Sie die heftige Kritik?

Reichel: Überhaupt nicht, wenn ich mir ansehe, wie die Leute von bestimmten Medien und Personen informiert worden sind. Sie reagieren so, weil sie die Wahrheit auch nicht kennen. Persönlich gesehen ist es eine Ungerechtigkeit und motiviert mich eher. Es beflügelt mich.

LAOLA1: Muss aber nicht auch die Schuld im eigenen Verein gesucht werden?

Reichel: Ja. Aber wir haben alles genauso gemacht wie jedes Jahr. Wir waren schon einmal in dieser Situation, haben es nicht anders gemacht und das ist heuer einfach nicht akzeptiert worden.

LAOLA1: Worauf führen Sie diesen Absturz in den Amateurfußball zurück?

Reichel: Der LASK hat seit den 90er Jahren Probleme, aber die vergangenen Jahre konnten wir ihn in ruhigeren Gewässern halten. In der Summe gesehen ist einfach die Unterstützung in Oberösterreich, speziell in Linz, nicht ausreichend, um Profi-Fußball in der Qualität zu spielen, wie es der Fan erwartet. Eigentlich müssten wir ja auf einem Level mit Rapid, Austria und Sturm spielen, von Salzburg rede ich nicht. Man erwartet, dass wir mit Traditionsklubs aus anderen großen Städten mithalten. Das erwartet der Fan – und hat auch Recht, ich erwarte es mir auch. Darum bin ich eingestiegen.

LAOLA1: Fehlt Ihnen mehr wirtschaftliche oder politische Unterstützung?

Reichel: Das hängt eng zusammen, ist vernetzt. Die Unterstützung für den LASK ist seit 15 Jahren gleich hoch, was die Förderung betrifft. Diese ist nach dem Aufstieg von Blau-Weiß im Nachwuchsbereich gekürzt worden. Auf ein Drittel wurde sie gekürzt, was das Sponsoring der Stadt betrifft. Natürlich wäre es erfreulich, wenn man auch aus anderen Bereichen im Fußball mehr investieren würde. An und für sich unterstützt uns aber auch die Stadt, was positiv ist. Sie ist ein ganz wesentlicher Sponsor des LASK. Es gibt ja auch Städte, die die Klubs überhaupt nicht unterstützt.

LAOLA1: Zuletzt kam das Gerücht rund um die „Zaunergroup“ und einen Verkauf an sie auf.

Reichel: Sie ist seit längerem ein wichtiger Gesprächspartner, Manfred Zauner hat als Fußball-Investor Interesse gezeigt. Wir würden uns freuen, wenn mehrere oberösterreichische Unternehmer zusammenfinden, die gemeinsam versuchen, den bestmöglichen oberösterreichischen Fußball-Klub zu machen. Aber nicht, dass nur die dann alles zahlen, sondern da muss auch die restliche Wirtschaft und die Politik mitspielen.

LAOLA1: Apropos mitspielen: Dem LASK steht gemäß des oö. Landesverbandes ein Platz in der Regionalliga Mitte zu, sofern er will. Wollen Sie das?

Reichel: Selbstverständlich.

LAOLA1: Welcher Kader darf erwartet werden?

Reichel: Das kommt auch auf Sponsorengelder an, ob wir eine möglichst gute Mannschaft halten können. Dann können wir vielleicht doch sagen, dass wir gleich wieder aufsteigen wollen. Das wird aber sehr schwer, das hat man auch beim GAK gesehen. Bei Spielern wie Hannes Aigner würde ich es verstehen, wenn sie nicht in der Regionalliga spielen,  dann werden wir eine Lösung finden. Wir haben aber bislang zwei Mannschaften gehabt, 25 Spieler sind nun unter Vertrag. Wir haben ein Team, das nicht so schlecht sein wird. Ob sie die Qualität haben wird, vorne mitzuspielen, das weiß ich noch nicht.

LAOLA1: Wann soll der LASK spätestens wieder im Profi-Fußball spielen?

Reichel: In drei Jahren. Weitere zwei, drei Jahre, um ganz nach oben zu kommen.

LAOLA1: Wird Walter Schachner Trainer bleiben?

Reichel: Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß ja auch, was er bislang verdient  hat und was wir in Zukunft zahlen können. Da gibt es, glaube ich, keine Möglichkeit. Wir machen uns auch schon erste Gedanken, wer der Trainer für die Regionalliga sein könnte, wer sich in dieser Liga zurechtfindet.

LAOLA1: Die Stadt hat bislang die Stadionmiete für den LASK übernommen. Das gilt aber nur für das Profi-Geschäft. Wo wird der LASK zukünftig spielen – eine Heimstätte gibt es ja nicht?

Reichel: Heimstätte in dem Sinn hatten wir ohnehin nie. Im Stadion durften sich ja nur die Profis aufhalten. Unsere 200 Spieler und Mitarbeiter sind ja immer herumgezogen, seit dem wir Mitte der 90er Jahre die eigene Anlage durch wirtschaftliche Probleme verloren haben. Jetzt suchen wir natürlich eine neue Anlage. Die haben wir aber ohnehin unabhängig davon gesucht, weil wir eine Heimat brauchten. Wir werden sehen, was sich ergibt. Die Amateurmannschaft hat bislang in Traun gespielt, zu besonderen Anlässen oder wegen Behördenvorschriften spielten sie auf der Gugl.

LAOLA1: Eine Möglichkeit auch für den Regionalligisten LASK?

Reichel: Wir haben uns damit noch nicht beschäftigt, wir müssen uns die diversen Möglichkeiten anschauen. Die Regionalliga muss auch noch zu Ende gespielt werden, dann schauen wir weiter. Wir sind auf der Gugl jetzt nicht mehr zu Hause, was aber nicht heißt, dass wir gar nicht mehr dort spielen. Miete zu zahlen ist theoretisch möglich. Ich glaube aber, dass wir „normale“ Regionalliga-Spiele auf einer kleineren Anlage spielen sollten. Das ist auch von der Stimmung und Atmosphäre besser. Bei besondere Anlässen oder wenn es um etwas geht, dann werden wir das eine oder andere Mal im Linzer Stadion spielen.

LAOLA1: Glauben Sie, Sponsoren werden Ihnen weiterhin die Treue halten?

Reichel: Von den Sponsoren, die wir haben, gibt es schon positive Reaktionen. Sie sagen, eine Sauerei ist mit dem LASK passiert, wir halten zusammen und jetzt erst Recht.

LAOLA1: Der LASK ist also nicht tot?

Reichel: Natürlich nicht. Mir tun die unzähligen Fans, es gibt ja glücklicherweise hunderttausende, sehr Leid, dass sie zum Teil falsch informiert sind und sie sich mit mir das falsche Opfer aussuchen. Man sollte die kritisieren, die immer nur reden, aber nichts für den LASK tun.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler