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Auf den Abstieg folgt die Kaderplanung

Auf den Abstieg folgt die Kaderplanung

Die Zuschauer standen und klatschten minutenlang. Der TSV Hartberg war nach starker Leistung gegen Red Bull Salzburg knapp mit 0:1 aus dem ÖFB-Cup ausgeschieden.

Es war, obwohl noch zwei Heimspiele (gegen LASK und St. Pölten) folgen sollten, ein versöhnlicher Abschied der Mannschaft von ihren Fans, denen sie in dieser Saison ansonsten nur wenig bieten konnte. Lediglich drei Siege feierten die Oststeirer in 17 Liga-Heimspielen, ein absolut erschreckender Wert.

LASK als Sargnagel und letzte Hoffnung

Die 1:2-Niederlage am Freitag gegen den LASK besiegelte endgültig den Abstieg in die Regionalliga. Endgültig? Nicht ganz! Denn ausgerechnet der LASK ist der einzige, winzige Strohhalm, an den sich die Hartberger noch klammern können.

Den Linzern wurde in erster Instanz die Lizenz für die nächste Saison verweigert. Sollte der LASK die Lizenz tatsächlich nicht bekommen, wäre Hartberg berechtigt, in der Relegation gegen den Regionalliga-Mitte-Meister GAK zu spielen.

Fällt der Kader auseinander?

Die Hartberger hoffen zwar auf dieses Szenario, dennoch wird bereits fieberhaft an einem Kader für die Regionalliga gebastelt. Klub-Manager Kurt Riedl erklärt im Gespräch mit LAOLA1:

„Rund 70% der Verträge würden bei einem Abstieg auslaufen. Wir sind bestrebt, den einen oder anderen Vertrag trotz Abstieges zu verlängern.“ Das muss man wohl auch, da sonst in der Regionalliga der totale Einbruch droht.

Der TSV Hartberg konnte sich in den letzten Jahren immer auf seine jungen Talente verlassen, diese denken nun jedoch an Alternativen: Flügelspieler Stefan Rakowitz (22) teilt  LAOLA1 mit: „Es gibt einige Interessenten.“ Auch Daniel Gremsl (19) spricht von „ein paar Kontakten in die obere Liga“.

Viele Spieler mit Ausstiegsklausel

Topscorer Lukas Mössner wird den Verein mit Saisonende sicher verlassen, da er, wie zahlreiche andere Profis beim TSV, eine Ausstiegsklausel im Abstiegsfall hat. Sicher ist, dass Josip Fucek auch nächstes Jahr in Hartberg bleiben wird, außerdem hat der TSV einige Optionen, die gezogen werden können.

Im LAOLA1-Interview erklärt Obmann Franz Grandits, warum er über die Lizenzvergaben der Bundesliga enttäuscht ist und wann die Trainerfrage geklärt sein soll.

Bleiben Hörmann und Rakowitz beim TSV?


LAOLA1: Wie sieht die Kaderplanung für die nächste Saison aus?

Franz Grandits: Natürlich müssen wir mit einigen Abgängen rechnen, da wir uns gewisse Spieler in Zukunft nicht mehr leisten können. Aber wir wollen den Großteil der Mannschaft behalten. Im Vorjahr haben wir acht oder neun Spieler aus der Regionalliga geholt. Die wollen wir, wenn möglich, alle verlängern, um dann mit den Führungsspielern und dem eigenen Nachwuchs in der Regionalliga wieder eine Rolle zu spielen.

LAOLA1: Wie viele Spieler haben eine Ausstiegsklausel für den Abstiegsfall im Vertrag?

Grandits: Das kann ich nicht auswendig sagen. Wir haben viele Spieler mit dieser Klausel. Momentan haben wir wenige Spieler, die dem Verein gehören. Viele haben die Möglichkeit zu gehen.

LAOLA1: Gab es schon Gespräche mit den Spielern?

Grandits: Wir haben zuerst das LASK-Match abgewartet, jetzt fangen wir dann langsam an. Zuerst wird der Trainer fixiert, dann erst gehen wir die Spieler an. Natürlich wird es auch parallel Gespräche geben. Wir wollen in den nächsten Tagen eine Tendenz von den Spielern einholen, ob sie bei Hartberg bleiben wollen, oder nicht.

LAOLA1: Bleibt Walter Hörmann? Gab es diesbezüglich schon Gespräche?

Grandits: Als wir ihn verpflichtet haben, haben wir auch gefragt, ob er sich vorstellen kann, bei einem Abstieg hier zu bleiben. Er hat damals „Ja“ gesagt. Wir haben das LASK-Spiel abgewartet und beginnen jetzt mit den Gesprächen. Für uns ist wichtig, dass wir in dieser Woche den Trainer haben. Walter Hörmann ist dabei unser erster Ansprechpartner. Wenn wir einen Trainer haben, können wir auch leichter mit den Spielern sprechen. Die wollen ja wissen, wohin es geht.

LAOLA1: Haben die kommenden Spiele und Ergebnisse einen Einfluss darauf, ob und wie man mit Walter Hörmann spricht, oder sind Sie mit seiner Arbeit generell zufrieden?

Grandits plant für die nächste Saison
Grandits: Wir sind zufrieden. Es hat keinen Einfluss auf die Gespräche. Wir müssen, und das ist unsere Pflicht, die nächsten Runden mit der besten Mannschaft fertig spielen. Es gibt jetzt kein Schonen, denn das wäre eine Wettbewerbsverzerrung. Wir spielen gegen WAC, wir spielen auch noch gegen FC Lustenau. Es geht um den Titel, es geht um einen Relegationsplatz, da ist es unsere verdammte Pflicht, fair zu sein und mit der besten Mannschaft zu spielen.

LAOLA1: Wie stark ist das Amateurteam besetzt, um nachjustieren zu können?

Grandits: Der Nachwuchs ist gut, aber die Regionalliga ist mit Topvereinen besetzt, die den Aufstieg schaffen wollen. Mit Klagenfurt, Villach und Pasching sind da sehr gute Mannschaften. Und der GAK ist ja auch noch nicht aufgestiegen. Da muss man schon eine gute Truppe haben, um vorne mitspielen zu können. Es ist daher wichtig, die richtigen Führungsspieler zu bekommen.

LAOLA1: Also muss man auf jeden Fall Spieler kaufen?

Grandits: Wir wollen die Spieler, die wir haben, behalten. Aber es wird notwendig sein, eine gute Truppe zusammenzustellen, um in der Regionalliga mitspielen zu können. Es ist, glaube ich, schwieriger, die Regionalliga zu gewinnen, als in der Ersten Liga oben zu bleiben.

LAOLA1: Wie viele Profis kann oder will man sich in der Regionalliga leisten?

Grandits: Wir wissen noch nicht, mit welchem Budget wir in die Regionalliga gehen. Daher kann man das nicht sagen. Aber es wird notwendig sein, sich einige Profis zu leisten.

LAOLA1: Was erwarten Sie sich von der Mannschaft im nächsten Jahr?

Grandits: Ich glaube schon, dass es das Ziel des TSV Hartberg sein muss, unter den Top 5 mitzuspielen.

Auch Gremsl könnte Hartberg verlassen

LAOLA1: Hat man mit Lopocasport einen langfristigen Vertrag abgeschlossen, oder droht der Hauptsponsor abzuspringen?

Grandits: Es gibt einen Vertrag auf drei Jahre. Der ist ligaunabhängig. Es ist eine treue Firma, die uns vielleicht helfen wird, noch einige Spieler verpflichten zu können.

LAOLA1: Wie sehr schaut man auf die Lizenzvergabe und den LASK, der noch keine Lizenz hat?

Grandits: Wir waren natürlich ein bisschen enttäuscht, dass es so leicht ist, mit Auflagen die Lizenz zu erhalten. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und ohne Probleme oder Auflagen die Lizenz erhalten. Jetzt denken wir uns: Hätten wir mehr riskiert und vielleicht den einen oder anderen Spieler mehr geholt, hätten wir sie vielleicht mit Auflage bekommen. Aber wir waren nie ein Verein, der viel riskiert und das werden wir auch nie sein.

 

Rainer Liebich