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"Jedes Umfeld eines Hobby-Vereins ist besser als dort"

Umziehen gehört im Leben von Profi-Fußballern dazu.

Nur wenige machen sich früh in einer Karriere sesshaft. Das können sie oftmals auch gar nicht. Schließlich muss sich ein Kicker flexibel zeigen.

Von heute auf morgen kann es ganz schnell gehen und man findet sich in einer anderen Stadt wieder – oder gar in einem anderen Land.

Manchmal bleibt man allerdings auch etwas länger, hat eine diesbezügliche Vorahnung und sucht daher intensiver nach einer Unterkunft – für einen längeren Verbleib.

Eder „vermachte“ Pichler Wohnung

Hannes Eder hat das getan. Als der Tiroler Anfang 2007 nach Wien zog, hat sich der Verteidiger mehr als nur ein paar Wohnungen angesehen.

„Es waren 15 bis 20“, schildert der heute 27-Jährige.  „Und die, die ich gefunden habe, ist ein Wahnsinn. Ich glaube, er hat sich auch gleich in sie verliebt“, verrät Eder.

Die Rede ist von Harald Pichler – seinem Kärntner Nachmieter.

Kreise schließen sich bekanntlich: Während Innenverteidiger Eder und Rapid nach viereinhalb Jahren getrennte Wege gegangen sind, ist Innenverteidiger Pichler seit Sommer neu dabei.

Gekommen von Wacker, von wo aus einst Eder die Reise nach Wien auf sich nahm.

Völlig verunglücktes Gastspiel

Nun wohnt der Abwehrspieler, der Wien nach einem völlig verunglückten Gastspiel für den dänischen Erstligisten SönderjyskE verließ, in Dornbirn.

Am Donnerstag übergab seine Lebensgefährtin Pichler den Schlüssel für die Wiener Wohnung und zog endgültig zu ihrem Hannes nach Vorarlberg.

Auf dem Platz steht Eder rund 14 Kilometer weiter südlich: in Altach – dem Topfavoriten auf den Titel in der Ersten Liga.

Und das obwohl sich der Kurzzeit-Legionär nach dem Pacult-Aus in Hütteldorf mehr ausgerechnet hatte.

„Ich dachte, jetzt würde sich einiges ändern. Aber es sind zuvor auch falsche Informationen aus Dänemark gekommen, die Fronten waren verhärtet. Letztlich gab es aber eine einvernehmliche Trennung, nach der sich beide Parteien in die Augen haben schauen können“, ging Eder in Frieden.

Nur eine statt elf Partien Pause

Ärgerlich war es für den temperamentvollen Tiroler auch deshalb, weil er nach dem folgenden glasklaren 4:0-Sieg seiner Teamkollegen in Hartberg gegen Austria Lustenau auf der Bank Platz nahm.

„Das ist nach so einem Sieg auch nachzuvollziehen“, versteht Eder, der bei Rapid unter Pacult zur Saison 2007/08 nach einer Roten Karte im ersten Spiel gar elf Spiele pausieren musste.

Sein neuer Trainer Adi Hütter ließ ihn nur eine Partie zuschauen.

Gegen den LASK war Eder schon wieder dabei und hatte die linke Abwehrseite im Griff. Eine nicht ganz ungewohnte Position, schließlich kannte sie Eder schon und hatte sie unter Pacult gespielt.

Mit diesem erlebte der Spieler trotz offenkundig schwierigen Verhältnisses erfolgreiche Jahre, mit Hütter erhofft er Ähnliches.

„Das Training ist sehr gut, er redet auch viel währenddessen, was ich in den vergangenen Jahren nicht so gewohnt war. Er ist ein ganz anderer Trainer-Typ als Pacult, geht mehr auf die Leute zu.“

Die neue Trainer-Generation sei überhaupt sehr gut und bringe spezielle Qualitäten mit sich – „weil sie gerade noch am Platz gestanden sind und die Spieler gut verstehen“, begründet Eder.

„St. Andrä ist noch kein Favorit“

Nenad Bjelica gehöre hier auch dazu. Der Coach steht mit seinem Kärntner Team WAC/St. Andrä, nach fünf Runden ohne Punktverlust ganz oben.

„Er ist einer der Top-Trainer in der Ersten Liga, das weiß man schon länger und er wird sicher über kurz oder lang in der Bundesliga landen. Ich hoffe nicht nach dieser Saison mit St. Andrä“, lacht Eder.

Der Tiroler zählte im Sommer übrigens zu den Wunschkandidaten des Wahl-Kärntners, der Verteidiger entschied sich aber für Altach.

„St. Andrä ist eine gute Truppe, die sicher zu den Titelaspiranten gehört, aber nach vier Runden kann man noch nicht von Favoriten sprechen.“

Mit den Vorarlbergern will Eder am Ende aber der Favoritenrolle gerecht werden. „Das geht nur mit harter Arbeit und hundertprozentiger Einstellung“, weiß Eder, der mit Wacker schon einmal aufgestiegen ist.

Zusatz: „Wir sind für den Aufstieg gewappnet, es liegt nur an uns.“

 

Bernhard Kastler

Rechtsstreit und Nachtreten

Gar nicht im Frieden verließ der Tiroler Dänemark. Mit SönderjyskE gibt es einen Rechtsstreit wegen noch ausstehender Gehälter.

„Mir wurde jedes Mal zu wenig Geld überwiesen, das letzte Mal gleich um 70 Prozent.“

Eder beendete sein Gastspiel verfrüht, die Dänen traten nach und ließen gegenüber ihrem Legionär kein gutes Haar.

„Sie erzählten, ich hätte eine Verletzung vorgetäuscht und mich nur hängen lassen – was alles überhaupt nicht stimmt“, weist der Defensiv-Allrounder die Anschuldigungen zurück.

Masseur spielte beim Aufwärmen Hösche mit

Über die Medizin-Abteilung beim, in der Region Südjütland beheimateten, Klub kann Eder nach wie vor nur den Kopf schütteln.

„Jede medizinische Abteilung bei einem Landesligisten, jedes Umfeld eines Hobbyvereins in Österreich ist besser als dort.“

Ein Beispiel? „Der Masseur im Trainingslager meinte, man müsse sich ein Voltaren-Gel selbst in der Apotheke holen. Er hatte außer dem Massage-Öl und zwei Rollen Tape nichts mit.“

Ein weiteres? „Wenn der Masseur vor einem wichtigen Spiel, in dem es gegen den Abstieg geht, bei der Hösche mitspielt, dann muss ich mich schon fragen, was Professionalität bedeutet.“

Resümee? „Das hatte dort mit einem professionellen Umfeld nichts zu tun.“

Altach als „bestes Paket“

Nur zwei Mal stand Eder für die Dänen auf dem Feld, fünf Mal im halben Jahr zuvor für Rapid – die Saison 2010/11, eine zum Vergessen.

„Mit Altach hat sich dann eine sehr gute Option aufgetan. Das Paket aus sportlichen und finanziellen Aspekten war hier am besten, somit war das eine relativ schnelle Angelegenheit.“

Zumal die interessanten Bundesliga-Klubs keine Anlaufstelle boten. Die Vorarlberger als Titel-Kandidat schienen freilich auch attraktiver als Bundesliga-Klubs, die gegen den Abstieg spielen.

Sein Pflichtspiel-Debüt bleibt Eder in nicht allzu guter Erinnerung. Gegen die Vienna (1:1) erhielt er die Gelb-rote Karte.

„Ich bin keiner, der sich oder den Gegner schont. Der Ausschluss im ersten Spiel war aber natürlich ärgerlich“, erinnert sich Eder ungern an seinen Einstand.