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Mike Havenaar - der etwas andere Japaner

Mike Havenaar - der etwas andere Japaner

Er ist so ziemlich das Gegenteil des typischen japanischen Stürmers.

Bullig, 1,94 m groß und mit niederländischem Namen: Mike Havenaar. Der Vitesse-Angreifer könnte für Japan beim Confed Cup zur Geheimwaffe werden.

Der Hüne besticht durch eine ungeheure Kopfballstärke. Etwas, was dem kleingewachsenen, quirligen Team von Alberto Zaccheroni in den vergangenen Jahren oft fehlte.

In Japan dreisprachig aufgewachsen

Dass das japanische Nationalteam nun auf diese zusätzliche spielerische Facette zurückgreifen kann, hat es in erster Linie Dido Havenaar zu verdanken. Mikes Vater kam 1986 als Tormann-Legionär auf die fernöstliche Insel. Der in Hiroshima beheimatete FC Mazda verpflichtete den damals 29-Jährigen von ADO Den Haag.

Erfahrene Europäer waren damals in Japan herzlich willkommen, um den noch in den Kinderschuhen steckenden Fußball weiterzuentwickeln. Dido Havenaar machte daraus eine Lebensaufgabe. Nach dem Karriereende blieb der Niederländer in Japan, um als Torwarttrainer zu arbeiten.

Seine beiden Söhne Mike und Nikki, aktueller U17-Nationalspieler, wuchsen in Sapporo auf. Dreisprachig versteht sich. Niederländisch bekamen sie von den Eltern beigebracht, Englisch lernten sie in der Schule und Japanisch im Alltag.

Tore am Fließband führen zu Wechsel nach Europa

Trotz der fußballerischen Gene seines Vaters kam Mikes Karriere nur langsam in die Gänge. Beim Spitzenklub Yokohama Marinos gelang ihm nicht der Durchbruch. Erst ein Wechsel zum Zweitligisten Ventforet Kofu im Jahr 2010 sollte sich als goldrichtig herausstellen. 

Nachdem er Kofu mit 20 Toren zunächst in die erste Liga schoss und dort eine Saison später 17 Treffer nachlegte, wurden europäische Klubs auf ihn aufmerksam. Obwohl auch der VfL Wolfsburg an ihm Interesse zeigte, entschied sich Havenaar Ende 2011 für einen Wechsel in die Heimat seiner Eltern.

Bei Vitesse Arnheim musste sich der Mittelstürmer zunächst an den Fußball in den Niederlanden gewöhnen. „Die Intensität, um den Ball zurückzugewinnen und das Tempo des Spiels waren die zwei Aspekte, an die ich mich in der Eredivisie am meisten gewöhnen musste“, meint Havenaar, der in der abgelaufenen Saison aber immerhin elf Tore für den Vierten der Eredivisie erzielte.

So hoch oben, wie kein Japaner vor ihm

Seine ersten Tore für Japan, dessen Staatsbürgerschaft er im Alter von sieben Jahren erhielt, erzielte Havenaar bereits vor seinem Transfer zu Vitesse. Im Herbst 2011 steuerte er zwei Treffer zum 8:0 gegen Tadschikistan bei. Natürlich machte er beide per Kopf.

Die japanischen Medien überschlugen sich daraufhin mit Lob. „Aus so großer Höhe hat wahrscheinlich noch nie zuvor ein Japaner getroffen“, schrieb „Nikkan Sports daily“ über den größten Spieler überhaupt, der seit der Einführung des japanischen Profifußballs (1993) für die Nationalmannschaft gespielt hat.

Beim Confed-Cup durfte der Riese bisher noch nicht ran. Das etwas enttäuschende 0:3 zum Auftakt gegen Brasilien verfolgte Havenaar von der Bank aus. Teamchef Zaccheroni vertraute mit Shinji Okazaki und dem eingwechselten Ryoichi Maeda auf andere Angreifer.

Falls der Italiener jedoch einen Mann für die hohen Bälle braucht, weiß er, auf wen er setzen kann.

 

Jakob Faber