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Aleksandr Hleb will „Geschichte schreiben“

Aleksandr Hleb will „Geschichte schreiben“

Der FC Bayern ist in aller Munde.

Nach dem blitzsauberen Saisonstart winkt der zehnte Pflichtspielsieg in Folge. Ein derart guter Beginn wäre ein Novum in der 112-jährigen Vereinsgeschichte.

BATE Borisov scheint da geradezu der willkommene Jubiläumsgegner zu sein.

Der weißrussische Titelträger kann jedoch nicht nur selbst eine beeindruckende Serie von 16 Partien ohne Niederlage vorweisen, sondern auch eine Geheimwaffe, die so geheim gar nicht ist.

Bekannter Star der Mannschaft

„Aleksandr Hleb ist sicher der Kopf der Mannschaft“, analysiert Bayern-Trainer Jupp Heynckes vor der Partie.

Der ehemalige Bundesliga-Legionär feierte im Juli seine Rückkehr zu dem Verein, bei dem er 1999 seine Profi-Laufbahn startete, und führte die große weißrussische Unbekannte am ersten Spieltag mit einem 3:1 in Lille gleich einmal zum ersten Sieg in der Champions-League-Geschichte.

„Im Kader stehen viele junge Spieler und sehr wenige Legionäre“, beschreibt Hleb im Interview mit der Plattform „Bundesliga.de“ sein neues Team und sieht darin auch einen Vorteil: „Wir haben eine sehr gute Atmosphäre in der Mannschaft, sind ein bisschen wie eine Familie. Der Umgang miteinander ist sehr ehrlich.“

Schwäbischer CL-Traum

Für den 55-fachen Teamspieler bedeutet diese Ehrlichkeit eine Abkehr vom glamourösen Fußballer-Dasein, dem er über Jahre frönen durfte.

Mit 19 kam der universell einsetzbare Offensiv-Akteur nach Stuttgart und spielte sich nach kurzer Anpassungszeit in die Stammelf der Schwaben. Resultat der erfolgreichen Arbeit unter dem damaligen Trainer Felix Magath war der Vizemeister-Titel 2002/03 und der damit verbundene Einzug in die Champions League 2003/04.

Dort wusste Hleb unter anderem in den Gruppenspielen gegen Manchester United und später beim knappen Achtelfinal-Aus gegen Chelsea zu überzeugen. Kaum verwunderlich, dass die nächste Karriere-Station auf der Insel war.

Höhepunkt bei Arsenal

2005 verließ der Dribbelkünstler die deutsche Bundesliga und wechselte für 15 Millionen Euro zu Arsenal.

Bei den „Gunners“ wurde die Champions League schließlich zum Alltagsgeschäft, das Finale 2006 gegen den FC Barcelona zum ersten Höhepunkt. Hleb stand 85 Minuten in Paris auf dem Feld, konnte die 1:2-Pleite aber nicht verhindern.

Zwei Spielzeiten und insgesamt zwei Tore auf der höchsten internationalen Bühne später wurde der einstige Finalgegner zum neuen Arbeitgeber des Vorlagen-Spezialisten. 17 Millionen Euro überwies Barca nach Nord-London.

Steiler Fall von ganz oben

Was als höchste Sprosse der Karriereleiter anmutete, war im Nachhinein betrachtet ein Fehlschritt. Nur 19 Begegnungen absolvierte der Blondschopf im Dress der Katalanen, wurde in vier Jahren drei Mal verliehen.

Teils ist dies auf Verletzungen zurückzuführen, teils auf andere Gründe, wie Hleb unlängst in der „Welt am Sonntag“ offen zugab: „Zu 95 Prozent war es mein Verschulden, dass es in Barcelona nicht geklappt hat."

„Ich liebe Fußball, ich ordne ihm jetzt alles unter. Das habe ich früher nicht getan“, führt der Wandervogel nach seinen mehr oder minder glücklosen Leihgeschäften bei Stuttgart, Birmingham und zuletzt dem VfL Wolfsburg weiter aus.

Zeit, Geschichte zu schreiben

Im Frühjahr noch bei Krylia Sovetov Samara in Russland beschäftigt, soll mit dem Comeback in Borisov der Weg noch einmal nach oben führen.

„Ich möchte zu einem Club, der international spielt und wo es auch national ein gutes Niveau in der Liga gibt. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings schwer zu sagen, wo das sein wird. Ich nutze BATE Borisov quasi als Sprungbrett, um mich wieder zu empfehlen“, eröffnet der Rückkehrer und verdeutlicht zugleich:

„Ich will aber gleichzeitig dem Club helfen, seine Ziele zu erreichen und möglicherweise weißrussische Fußball-Geschichte zu schreiben.“

Mit dem Premierensieg gegen Lille ist das schon einmal gelungen.

Eine Überraschung gegen die Bayern wäre der nächste Schritt.


Christian Eberle