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David Alaba als tragischer Held eines CL-Abends

David Alaba als tragischer Held eines CL-Abends

David Alaba hat mit dem FC Bayern München Historisches geschafft: Erstmals seit der Einführung der Champions League kämpft eine Mannschaft im eigenen Stadion um den begehrtesten Pokal im europäischen Klub-Fußball.

Der ÖFB-Legionär wird sich das Spektakel aber von der Tribüne aus zu Gemüte führen müssen. Nach der dritten Gelben Karte ist er für das Finale am 19. Mai gesperrt.

"Das ist sehr enttäuschend, es schmerzt sehr", musste Alaba nach dem Spiel eingestehen.

Trainer Jupp Heynckes musste seinen Jungs trotz des Aufstiegs ein wenig Trost spenden: "Das ist sehr bitter. Ich habe mit den Gesperrten schon in der Kabine gesprochen, sie waren sehr traurig."

"Gelb war ungerechtfertigt"

"Für den Finaleinzug würde ich eine Gelbsperre in Kauf nehmen", hatte der junge ÖFB-Legionär vor Spiel angekündigt. Dass eine solche schon fünf Minuten nach Anpfiff Realität werden würde, damit hatte der 19-Jährige wohl nicht gerechnet.

Als Angel Di Maria rechts im Strafraum abzog, warf sich der linke Außenverteidiger unglücklich in den Schuss, bekam den Ball an die Hand, sah Gelb und musste zudem mitansehen, wie Cristiano Ronaldo den daraus resultierenden Elfmeter verwandelte.

"Ich wollte mich gar nicht in den Ball werfen, ich bin ausgerutscht. Aber ich habe den Ball nicht mit Absicht mit der Hand berührt", sagte der 19-Jährige. "Die Gelbe Karte war ungerechtfertigt, den Elfer kann man, muss man aber nicht geben."

Alaba ließ sich nicht unterkriegen

Ein Schock-Start in dem mit 80.000 Zusehern gefüllten Estadio Bernabeu. Für Alaba wirkte dieses Missgeschick aber wie eine Initialzündung.

"Ich habe mich vom Elfer nicht verrückt machen lassen, sondern versucht, schnell wieder ins Spiel zu finden, und das ist mir auch gelungen", so der Verteidiger.

Nur zwei Minuten später tankte sich Alaba über links durch, brachte eine Flanke in den Fünfer genau auf Arjen Robben, der sein Abnahme aber über das Tor von Iker Casillas setzte.

Aktivster Abwehrspieler

Aktivposten Alaba brachte sich in Halbzeit eins immer wieder ein: Ein Weitschuss in Minute 10, ein abgefangener Stanglpass wenig später. "Alaba interpretiert die linke Verteidigerrolle wie kein anderer", streute Heynckes seinem jungen Schützling Rosen.

Tatsächlich lief Alaba an diesem Abend mehr als jeder seiner drei Kollegen in der Abwehr. Abgespulte Distanz: Satte 10,082 Kilometer (Lahm: 9,9, Boateng 9,7, Badstuber 9,7).

In der in Halbzeit zwei langsamer werdenden Partie, glich sich Alaba an die Leistungen seiner Kollegen an. Vier Minuten vor Ende hätte er aber beinahe noch die vorzeitige Entscheidung eingeleitet, als er über links Robben in den Strafraum schickte, der auf Mario Gomez weiterleitete, der aber kläglich scheiterte.

Die Gebete wurden erhört

Vor Beginn der Verlängerung sah man Alaba ein Stoßgebet in den Madrider Nachthimmel schicken. Dieses sollte rund 35 Minuten später auch erhört werden.

Heynckes ließ seinen jüngsten Mann am Feld im Elfmeterschießen als allerersten Schützen antreten. Sein Vertrauen wurde nicht enttäuscht: Alaba ließ Casillas keine Chance.

"Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mir die Kraft und die Energie gegeben hat, dass ich den Elfer verwertet habe", bedankte sich der 19-Jährige. Das große Zittern war wenige Minuten später vorüber, als zunächst Sergio Ramos seinen Penalty in die Wolken knallte und anschließend Bastian Schweinsteiger alles klar machte.

Anerkennung für tolle Leistung

Von den deutschen Kollegen bekam Alaba für seine Leistungen durchwegs gute Noten: SPOX.com, Sport1.de und der "kicker" bewerteten seine Leistung mit einer 2,5, die Bild war etwas kritischer und benotete ihn mit einer 3.

"Auf links so abgebrüht wie zuletzt", urteilte Bild.  "Offensiv immer wieder mit starken Vorstößen. Nervenstark im Elfmeterschießen", schrieb SPOX. "Machte wie im Hinspiel eine sehr gute Partie. Krönte seine Leistung mit dem unheimlich cool verwandelten Elfmeter", lautete das Fazit von Sport1.

Erinnerungen an 2010

Freuen dürfte sich Alaba über das User-Voting der Süddeutschen Zeitung: Dort liegt er (Stand: Donnerstag, 10:30 Uhr) hinter Elfer-Held Manuel Neuer sogar auf Rang zwei.

Für Alaba ist es bereits das zweite Finale: 2010 schaffte er es in seiner ersten Saison bei Bayern bereits ins Endspiel nach Madrid, wo man Inter Mailand unterlag.

Auch damals musste der Österreicher das Spektakel von der Tribüne aus verfolgen.

Michael Höller