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"Ehe du dich versiehst, ist es schon vorbei"

Das Jahr 2012 ist nicht das Jahr des Ivan Carril.

Der Spielmacher der SV Ried fiel in den ersten vier Frühjahrpartien aufgrund von Knieproblemen aus.

Sein Comeback in der 24. Runde beim 3:0-Erfolg über Kapfenberg dauerte gerade einmal eine Minute, war aber immerhin von einem Tor in der Nachspielzeit geprägt.

Danach wurden die Schmerzen wieder stärker. Eine Arthroskopie brachte Mitte März schließlich die Erklärung für die Probleme: Meniskus-Einriss!

Seit der darauffolgenden Operation fristet der 27-Jährige wieder ein Dasein zwischen Tribüne, Heimtrainer und Physiotherapeuten.

LAOLA1 besuchte den Spanier und sprach mit ihm über die harte Zeit des Wartens, seine Rolle abseits des Spielfelds und die Veränderungen im Verein.

LAOLA1: Was uns natürlich als Erstes interessiert. Wie steht es um deine Verletzung?

Ivan Carril: Ich bin ziemlich zufrieden. Im Prinzip war es keine komplizierte Operation. In drei, vier Wochen sollte ich wieder fit sein. Im Moment geht es mir gut, ich kann schmerzfrei laufen. Ich will aber so schnell wie möglich zurückkehren, um der Mannschaft zu helfen. Auch, weil es aufgrund der EURO eine sehr kurze Rückrunde ist. Ehe du dich versiehst, ist es schon vorbei. Ich will zwar nichts überstürzen, will 100-prozentig fit sein, habe aber unglaubliche Lust zu spielen.

LAOLA1: Um es zu konkretisieren, in drei, vier Wochen werden wir dich wieder spielen sehen?

Carril: Ich hoffe darauf, in wenigen Wochen wieder mit der Mannschaft trainieren zu können. Dann werde ich sehen, wo ich stehe und ob das Knie nicht schmerzt. Sobald ich wieder bei der Mannschaft bin, will ich auch spielen. Aber das ist dann die Entscheidung des Trainers.

LAOLA1: Es wurmt dich also sehr, der Mannschaft in dieser wichtigen Phase der Meisterschaft nicht helfen zu können?

Carril: Seit dem letzten Spiel der Herbstsaison, am 17. Dezember, habe ich nur eine Minute gespielt. Das ist schon hart. Vor allem, weil ich die ganze Vorbereitungszeit mitgemacht habe. Auf der einen Seite ist diese Zeit schön, aber auch anstrengend mit den ganzen Trainingseinheiten und Testspielen. Da sehnst du nur den Meisterschaftsbeginn herbei. Und dann ist der endlich da und ich verletze mich. Jetzt muss ich zusehen, während die Meisterschaft mit Partien unter der Woche und Cup-Spielen schnell vergeht. Da sitzt du dann mit unheimlicher Lust, wieder zu spielen und zugleich der Angst, es zu früh zu versuchen und somit für die gesamte Saison auszufallen.

LAOLA1: Eine gute Sache ist zumindest, dass Ried weiter im Spitzenfeld der Bundesliga mitmischt.

Carril: Die Mannschaft ist mittendrin statt nur dabei. Wir spielen im Cup-Viertelfinale gegen Grödig, das wir – bei allem Respekt gegenüber anderen– besiegen müssen. In der Liga stehen wir Kopf an Kopf mit den großen Teams. Der schönste und wichtigste Teil des Jahres steht noch bevor und mir gefällt es natürlich, dass Ried noch immer vorne mit dabei ist. Wenn wir einen guten Lauf haben, ist es auch für mich leichter, wieder Fuß zu fassen. Spielen wir schlecht, ist es auch für mich umso schwieriger.

LAOLA1: Was kannst du in deiner Situation zur Mannschaft beitragen? Hältst du Abstand zum Team oder bist du voll involviert?

Carril: Ich tue, was ich kann, aber angesichts der Sprachprobleme ist das nicht immer leicht. Ich versuche, meine Meinung zum Spiel zu äußern, vor allem den Spielern gegenüber, die mich danach fragen. Jeder, wie er es bevorzugt. Es gibt Leute, die ein Spiel nicht gerne kommentieren, andere fragen dich, wie du darüber denkst. So versuche ich zu helfen. Mit den anderen Spaniern rede ich sehr viel über die Partien, wir analysieren jede Minute, jede Sekunde. Es ist schwierig, aber ich helfe, wo ich kann.

LAOLA1: Die Liga befindet sich im Endspurt und ihr habt gerade erst einen Trainerwechsel hinter euch gebracht. Wie hast du die ganze Situation gesehen und verstehst du die Entscheidung von Paul Gludovatz.

Carril: Ich verstehe alles, was passiert ist. Wir sind alle Sportler und wollen uns weiterentwickeln. Er hat die Chance wahrgenommen, zu einem großen Verein in Österreich zu wechseln. Ich verstehe aber auch die Seite des Vereins. Wenn der Trainer für die kommende Saison zusagt, es für uns aber noch um viel geht, ist es schwierig, auch wenn ich nicht daran zweifle, dass er alles bis zum Schluss gegeben hätte. Wir sind nun alle mit 100 Prozent bei der Sache und das ist, was der Verein wollte. Spielerisch hat sich nicht allzu viel geändert. Gerhard (Schweitzer, Anm.) und Michi (Angerschmid, Anm.) haben immer schon viel Einfluss gehabt. Wir verfolgen eine klare, erfolgreiche Linie, die wir auch weiterhin, zumindest bis zum Saisonende, beschreiten werden. Dann werden wir sehen, wo wir stehen und weitere Entscheidungen fällen.

LAOLA1: Auch nach dem Wechsel von Gludovatz zu Schweitzer bleibt das taktische Konzept also dasselbe?

Carril: Die Beziehung zwischen Trainer und Co-Trainer war eine sehr enge. Wir stehen im oberen Bereich der Tabelle, da ist es normal, weiter auf das Vertraute zu bauen, selbst wenn du eine andere Form des Fußballs verfolgst. Ich glaube, dass es normal ist, die Dynamik nicht zu stören, Dinge, die funktionieren, beizubehalten und zu versuchen, andere zu verbessern. Wenn die Saison dann vorbei ist, wird man sehen, ob wir so weitermachen, oder ob ein neuer Trainer übernimmt.

LAOLA1: Traust du dich, eine Prognose abzugeben, wie diese Saison endet?

Carril: Es ist klar, dass es immer ein Traum wäre, Meister zu werden. Für mich persönlich wären ein dritter Platz und damit die Gelegenheit, erneut international zu spielen, aber schon spektakulär.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch!


Christian Eberle