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"Ich zerbreche an solchen Entscheidungen nicht"

Bei einer Serie von fünf Spielen ohne Niederlage nimmt eigentlich kein Trainer gerne Änderungen vor.

Schon gar nicht, wenn keine wirkliche Notwendigkeit besteht.

Und schon gar nicht auf einer Schlüsselposition.

Admira-Coach Didi Kühbauer hat es dennoch getan.

Der 40-Jährige tauschte nach dem 4:2-Sieg bei der Wiener Austria in Runde sechs den Tormann.

Obwohl Hans-Peter Berger in seinen fünf Einsätzen ohne Niederlage blieb, musste er für Patrick Tischler Platz machen.

Wie er mit der schwierigen Situation umgeht und warum er nicht an Abschied denkt, erklärt der 30-Jährige im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Hans-Peter, ihr habt jetzt seit langem wieder eine Trainingswoche nach einer Niederlage hinter euch. Wie ist die Stimmung?

Hans-Peter Berger: Die Woche war genau gleich wie die anderen davor. Es gab überhaupt keine schlechte Stimmung.

LAOLA1: Ist es einfach ein Problem, dass die Erwartungshaltung enorm gestiegen ist?

Berger: Nein, das ist ja ganz normal, dass die Erwartungshaltung steigt, wenn du ganz oben stehst. Dann kommen eben viele Träumer, die glauben, dass du dauerhaft oben mitspielen musst. Wir wissen aber, dass wir der Aufsteiger sind und deshalb kleinere Brötchen backen müssen. Mit so einem Erfolgslauf haben wir nicht rechnen können.

LAOLA1: Wie sieht es mit der eigenen Erwartungshaltung aus?

Berger: Wir wollen natürlich weiter oben dran bleiben, aber das Ganze ist kein Wunschkonzert. Für uns ist es schon ein Highlight, in der Bundesliga zu spielen. Mich interessiert auch nicht, ob wir Herbstmeister werden. Denn das ist kein Titel. Zählen tut’s erst am Ende der Saison.

LAOLA1: Euer Restprogramm bis zur Winterpause ist mit Sturm (a), Ried (h), Salzburg (a) und Rapid (a) nicht unbedingt einfach. Angst, dass ihr durchgereicht werden könntet?

Berger: Überhaupt nicht. Wir wissen, dass wir große Qualität haben. Aber wir sind uns auch bewusst, dass wir noch ein Bombenprogramm bis Weihnachten haben. Es kann natürlich auch negativ laufen, das ist uns schon klar. Wir müssen jetzt einfach durchbeißen.

LAOLA1: Du bist ja persönlich in einer schwierigen Situation. Ende August wurdest du von Patrick Tischler abgelöst. Wie gehst du damit um?

Berger: Klar, die Situation ist nicht einfach. Als Tormann brauchst du noch mehr Geduld, wenn du draußen sitzt. Aber ich werde weiter hart arbeiten und trainieren – irgendwann kommt meine Chance wieder. Wichtiger ist sowieso der Erfolg der Mannschaft. Da musst du die persönlichen Interessen hinten anstellen.

LAOLA1: Wie schwer ist es, die Spiele nur von draußen zu verfolgen?

Berger: Du willst natürlich immer spielen. Ein kleines Tal gehört aber zum Fußballerleben dazu. Ich bin überzeugt, dass ich bald wieder im Tor stehen werde. Für das trainiere ich jeden Tag extrem hart, um es dem Trainer jede Woche so schwer wie möglich zu machen.

LAOLA1: Dein Ersatzmann Patrick Tischler hat mit 50 Prozent die schlechteste Fangquote der Liga. Wie siehst du ihn?

Berger: Ich stehe ihm ganz neutral gegenüber. Als Tormann bist du ja ein bisschen ein Einzelkämpfer. Du stehst alleine im Tor und trainierst auch oft alleine. Ich muss die Entscheidung des Trainers einfach akzeptieren. Mal sehen, wie lange er sich noch so entscheidet.

LAOLA1: Für die Öffentlichkeit kam der Wechsel überraschend. Hat er sich für dich abgezeichnet?

Berger: Nein, bis dahin ist es eigentlich gut gelaufen. Der Trainer war halt anderer Meinung – das muss man akzeptieren. Es gibt im Profi-Fußball eben Entscheidungen, die man nicht nachvollziehen kann. Ich bin lang genug dabei, um an solchen Entscheidungen nicht zu zerbrechen. Ich bin nicht am Boden zerstört, sondern stehe wieder auf und arbeite noch härter weiter.

LAOLA1: Hat es eine Begründung gegeben, warum du nicht mehr Nummer eins bist?

Berger: Grundsätzlich braucht der Trainer nichts begründen. Es hat schon ein paar Sachen gegeben, aber das bleibt intern. Ich muss jetzt einfach überzeugen, dann kann man einen Trainer auch wieder umstimmen.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft mit Saisonende aus. Was bedeutet das Reservisten-Dasein für die Zukunft?

Berger: Man muss mal abwarten, wie es nach der Winter-Vorbereitung läuft. Da werden die Karten wieder neu gemischt. Ich denke überhaupt nicht an Abschied. Mir taugt der Verein, die Mannschaft und auch der Trainer. Er macht einen hervorragenden Job. Die Wochen nach der Winterpause werden zeigen, in welche Richtung es bei mir geht.

Das Interview führte Kurt Vierthaler