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"Mit solchen Aussagen muss man extrem aufpassen"

Lediglich zwei Spieltage hat es gebraucht, um den ersten großen Liga-Aufreger zu liefern.

Westderby zwischen Wacker Innsbruck und Red Bull Salzburg.

Die eigentlich faire Partie wird am Ende noch so richtig hitzig.

Zuerst versetzt Sekagya Inaki Bea einen Schlag im Strafraum, nach dem Schlusspfiff brennen dann bei Salzburgs Brasilianer Leonardo die Sicherungen durch.

Der 28-Jährige ist außer sich und kann gerade noch von seinen Teamkollegen zurückgehalten werden. Er soll von Georg Harding mit dem "N-Wort" rassistisch beschimpft worden sein.

RBS-Kapitän Eddie Gustafsson bestätigt das sogar vor laufender Kamera.

Jetzt nimmt Harding im LAOLA1-Interview zu den Vorwürfen ausführlich Stellung und erklärt, warum die Sache für ihn bald erledigt ist.

LAOLA1: Georg, das Westderby gegen Salzburg wurde am Ende noch richtig hitzig. Wie erklärst du dir das?

Georg Harding: Naja, es geht ja doch um einiges. Perstaller verschießt einen Elfer, wir bleiben am Drücker, Salzburg wird nervös. Da ist es normal, dass es hitzig wird. Ein richtiges Derby eben.

LAOLA1: Es gab mehrere strittige Situationen. Zum einen soll Sekagya Inaki Bea einen Schlag verpasst haben. Wie hast du diese Situation erlebt?

Harding: Ich bin mit Svento an der ersten Stange gestanden und hab‘ zu ihm gesagt: Komm‘ bleib‘ da und lass‘ ihn in Ruhe (lacht). Ich hab‘ die Situation nicht wirklich mitverfolgt, nur Inaki am Boden liegen sehen. Im Nachhinein ist mir dann gesagt worden, dass er einen Schlag abbekommen hat.

LAOLA1: Grundlos wird Sekagya wohl nicht ausgeholt haben. Gab es Provokationen von Inaki Bea?

Harding: Das wird wahrscheinlich so gewesen sein. Aber es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Wir sind keine Heiligen, aber die Salzburger sind auch keine Heiligen.

LAOLA1: Profitiert Salzburg vom besseren Image?

Harding (lacht laut): Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass wir keine Engel sind und die Salzburger genauso wenig. Bei den Mannschaften hält sich da generell in der Bundesliga die Waage.

LAOLA1: Bei dir ist es aber um weit mehr gegangen. Dir wurden von Eddie Gustafsson rassistische Aussagen gegenüber Leonardo unterstellt. Was sagst du dazu?

Harding: Ich kann nur sagen, dass ich von Seiten der Salzburger eine Nachricht erhalten hab‘, dass sich Eddie bei mir am Nachmittag melden und entschuldigen wird. Er hat gemeint, dass ich das doch nicht gesagt hab‘. Mit dem Anruf ist die Sache für mich erledigt. Man muss halt nur künftig aufpassen, was man vor laufender Kamera sagt. Das war am Sonntag etwas unglücklich.

LAOLA1: Wie ist Gustafsson überhaupt darauf gekommen, dir diese Sachen zu unterstellen?

Harding: Eddie darf mir jetzt nicht bös‘ sein, aber ich weiß nicht, wie gut Leonardo Deutsch spricht bzw. versteht. Ich kann auch kein Portugiesisch, deswegen hab‘ ich keine Ahnung, wie er auf diese Vorwürfe kommt. Natürlich hatte ich mit dem Brasilianer einige Gefechte. Beim Austeilen und Einstecken ist es sicher unentschieden ausgegangen. Aber mit solchen Aussagen muss man extrem aufpassen.

LAOLA1: Also weist du die Vorwürfe entschieden von dir?

Harding: Absolut. Ich arbeite mit vielen Mitteln, aber sicher nicht mit solchen. Ich bin strikt gegen so eine Vorgehensweise. Meine politische Einstellung, mein ganzes Leben, meine Einstellung zur Welt ist ganz eine andere, als das, was mir vorgeworfen wird.

LAOLA1: Wie ist es gegen Leonardo zu spielen?

Harding: Bei uns sind eben zwei komplett verschiedene Fußballwelten aufeinander getroffen. Ich bin kein Filigrantechniker, sondern werfe in der Defensive alles in die Waagschale. Er ist natürlich ein Fußballer, der geschützt werden will und bei jeder Berührung einen Freistoß  haben möchte.

LAOLA1: In Österreich wird er sich aber wohl umstellen müssen.

Harding: So ist es. Er ist schnell, technisch gut und hat eine tolle Visitenkarte. Nur jetzt ist er in Österreich, da wird anders gespielt. Da trifft er auf andere Typen. Und wenn er so weiter macht, wird er sich keine Freunde machen. Da wird er einige Male mit Rot vom Platz gehen.

LAOLA1: Muss man in einem Derby einfach mit mehr Emotionen rechnen?

Harding: Das auf jeden Fall, aber man darf da jetzt nichts überinterpretieren. Provoziert wird immer, das gehört zu einem normalen Fußball-Match dazu. Es war jedoch bei weitem nicht extrem unfair. Kleine Scharmützel wird es immer geben. Jetzt bauscht sich alles so auf, weil es diese depperten Rassimus-Vorwürfe gibt, die völlig aus der Luft gegriffen sind.

LAOLA1: Das sportliche Ergebnis ist fast etwas in den Hintergrund getreten. Wie bitter war dieses 0:1?

Harding: Genau das ist ja schade, dass über das Spiel kaum mehr geredet wird. Dabei haben wir eine richtig gute Leistung gezeigt. Man hat sich die Augen reiben müssen, um zu sehen, wer da eigentlich ein Budget von zig Millionen hat und wer die Innsbrucker sind. Blöd, dass der Elfmeter am Ende nicht drin war, aber die Nerven musst du in der 92. Minute mal haben. Perstaller wird uns sicher noch viele Punkte bescheren.

LAOLA1: Im Vorfeld haben alle von Salzburg geschwärmt. Warst du überrascht, dass ihr die „Bullen“ so gut im Griff hattet?

Harding: Teilweise ja, aber wir sind eine gute organisierte Mannschaft, die mit dem Publikum im Rücken einiges bewegen kann. Das haben wir auch vergangene Saison bewiesen. Ich war zwar schon etwas überrascht, dass Salzburg zu so wenig Chancen gekommen ist, hab‘ aber auch gewusst, dass wir das leisten können.

Das Interview führte Kurt Vierthaler