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"Müssen den Talenten Glauben und Perspektive geben"

17 Jahre lang war Hans Lang für Sturm im Nachwuchsbereich tätig.

Während seiner Amtszeit wurden spätere Teamspieler wie Jürgen Säumel, Sebastian Prödl, Christian Gratzei, Christoph Leitgeb oder Klaus Salmutter zu Sturm gelotst.

Nach vier Jahren Pause kehrte der 57-Jährige als Sportkoordinator zu den „Blackies“ zurück. Damit dient er weniger als Eins-zu-eins-Nachfolger von Sportdirektor Oliver Kreuzer, sondern mehr als rechte Hand des für den sportlichen Bereich verantwortlichen Trainers Franco Foda und als Bindeglied zum Nachwuchs.

Im LAOLA1-Interview spricht Lang über seine Aufgabenteilung mit dem Deutschen, erläutert er die Notwendigkeit eines ausgebauten Scouting-Netzes und einer steiermarkweiten Präsenz Sturms, verspricht er aber kein regionaleres Gesicht der Kampfmannschaft.

LAOLA1: Haben Sie sich schon wieder bei Ihrem neuen alten Verein eingelebt?

Hans Lang: Es ist sehr angenehm gewesen, ich bin sehr gut aufgenommen worden. Ich fühle mich wieder richtig wohl und wie zu Hause.

LAOLA1: Wie viel hat sich in den letzten vier Jahren verändert?

Lang: In den letzten elf Tagen ist es von den Terminen her relativ stressig gewesen, wir waren viel unterwegs. Aber was ich tageweise im Büro mitkriege, hat sich schon sehr vieles getan. Es ist noch professioneller geworden.

LAOLA1: Wie würden Sie Ihr neues Aufgabengebiet beschreiben?

Lang: Sturm Graz hat sich mit meiner Rückkehr gedacht, einen Mann zu haben, der als Ansprechperson in allen Bereichen für alle Mannschaften da sein soll. Das hat vielleicht ein bisschen gefehlt, dass von der Jugend bis zu den Profis einer da ist, wo man seine Wünsche, Beschwerden und Anliegen deponieren kann. Dieser Mann soll ich sein.

LAOLA1: Inwiefern sind Sie bei aktuellen Transfers involviert. Wenn die Qualifikation für eine Gruppenphase gelingt, stehen weitere Neuzugänge im Raum – Stichwort Jürgen Säumel…

Lang: Das kommt ganz darauf an, inwieweit mich Franco Foda einbindet. Wir werden aber sicherlich darüber reden, weil es ja auch in den administrativen Bereich fällt. Die Entscheidung trifft aber schlussendlich Franco Foda mit dem zuständigen Gremium, dem Vorstand.

LAOLA1: Sie hatten in Ihrer ersten Zeit bei Sturm eine sehr gute Bilanz in Sachen Nachwuchsförderung. Ist ein Hintergedanke, dass bei Sturm die eigenen Talente wieder ein bisschen mehr forciert werden?

Lang: Genau so ist es. Ich allein habe das damals nicht  bewerkstelligen können. Ich hatte ein wunderbares Team, das mich unterstützt hat. Dieses Team ist inzwischen ausgebaut worden. Es sind noch mehr Fachleute und Ex-Spieler zu Sturm geholt worden. Das ist ein wichtiger Faktor, um im regionalen und im nationalen Bereich noch mehr tätig zu sein. Das wollen wir jetzt forcieren. Da werde ich meine Kontakte und mein Wissen einbringen und schauen, dass wir auf diesem Gebiet noch präsenter sind.

LAOLA1: Wie ist Ihre Arbeitsteilung mit Franco Foda?

Lang: Im sportlichen Bereich wird nach wie vor Franco Foda die erste Ansprechperson sein, und ich werde ihm dahingehend administrativ zur Verfügung stehen und mit ihm zusammen arbeiten.

LAOLA1: Sie kennen Foda aus langjähriger Zusammenarbeit sehr gut. War es sein Wunsch, dass Sie zurückkommen?

Lang: Inwieweit das Francos Wunsch war, müssen Sie ihn selbst fragen. Ich habe nur gewusst, dass ich einer der Kandidaten gewesen bin. Umso mehr hat es mich dann gefreut, dass ich derjenige bin, der auserwählt wurde.

LAOLA1: Sie betonen den regionalen und nationalen Bereich. Wurden in den letzten Jahren Dinge wie ein Scouting-Netz vernachlässigt?

Lang: Ich glaube nicht, dass dieser Bereich vernachlässigt wurde, aber vielleicht hat man nicht die Kontakte und auch nicht den Mann dafür gehabt. Darum hat man mich als Koordinator installiert, um dieses Netz wieder aufzubauen.

LAOLA1: Sturm ist die Nummer eins in der Steiermark. Ist es das klar formulierte Ziel, dass man für steirische Talente die Anlaufstelle Nummer eins ist?

Lang: Ich will jetzt nicht wieder die alten Schlagwörter wie „Es darf uns kein steirisches Talent verloren gehen“ auspacken. Das auf keinen Fall. Aber man muss in diesem Bereich wieder ein bisschen mehr zu den Vereinen hingehen. Man muss schauen, dass man diese Vereine wieder für sich gewinnt. Dass Sturm in der Steiermark die Nummer eins ist, ist keine Frage. Aber man muss trotzdem der Bevölkerung steiermarkweit wieder ein bisschen näher kommen.

LAOLA1: Nach dem Konkurs war „Ausbildungsverein“ bei Sturm ein beliebtes Schlagwort. In den letzten Jahren hatte man den Eindruck, dass man sich davon ein wenig verabschiedet. Geht Meister und Ausbildungsverein überhaupt Hand in Hand, oder ist diese Diskrepanz zu groß?

Lang: Bei Sturm Graz wird eine wunderbare Arbeit geleistet. Ich bin immer der Meinung, dass man – auch wenn man Meister wird - den Nachwuchsbereich so gestalten und  den Jugendlichen so eine Ausbildung gewährleisten muss, dass man stets bereit ist. Das heißt: Wenn der Cheftrainer sagt, ich brauche jetzt auf dieser Position schnell einen Spieler, dann muss man einfach bereit sein, schnell einspringen zu können. Ich werde die Verbindung von der Jugend hinauf zu den Amateuren und zu Franco Foda sein, damit wir da kurze Wege haben.

LAOLA1: Gehört diesbezüglich auch dazu, dass man nicht mehr das eine oder andere Talent – wie zum Beispiel Daniel Royer – verliert?

Lang: Man wird es sicherlich versuchen, aber man wird es wahrscheinlich nicht vermeiden können. Denn alle können nicht bei Sturm spielen. Aber es muss gewährleistet sein, dass so eine Ausbildung geboten wird, dass der Spieler jederzeit in der Bundesliga, Ersten Liga oder Regionalliga Fuß fassen kann. Natürlich habe ich das mit Royer mitbekommen. Das ist bedauerlich, weil ich Daniel noch in meiner Zeit geholt habe. Das ist passiert, aber wir werden schon versuchen, dass solche Sachen nicht mehr passieren.

LAOLA1: Sie haben viele Spieler zu Sturm geholt. Einige haben auch den Sprung zu größeren Klubs geschafft. Macht es Sie stolz, dass es zum Beispiel Sebastian Prödl zu Werder geschafft hat?

Lang: Sicherlich ist man stolz. Aber zuerst schaut man, dass sie bei Sturm ihren Weg machen. Dass man solche Spieler holt, sie an die Erste heranführt, und sie eine dementsprechend gute Ausbildung haben. Aber ich muss ehrlich sagen: Kurz, nachdem meine Bestellung bekannt geworden ist, war Sebastian Prödl einer der Ersten, der mir via Sms gratuliert hat. Das sind Sachen, die einen sehr freuen, wo man sich sagt: „Schau, er hat mich noch nicht ganz vergessen.“

LAOLA1: Kann man zusammenfassend davon ausgehen, dass die Kampfmannschaft in den kommenden Jahren wieder vermehrt ein regionales Gesicht bekommt?

Lang: Es geht um Angebot und Nachfrage. Man muss schon die richtigen Spieler haben. Dann wird man sicher sagen können: „Schau, wir haben auf dieser Position einen gleich Guten.“ Dann sollte schon der Einheimische den Vorrang haben. Aber man kann nicht hergehen und sagen, wir forcieren diesen Weg, denn Sturm ist gefordert, in der Bundesliga gewisse Tabellenplätze zu erreichen – und da braucht man auch die dementsprechende Qualität. Aber: Wir müssen den Talenten, die wir holen, einfach den Glauben und die Perspektive geben, dass sie bei Sturm Graz ihren fußballerischen Weg machen.

LAOLA1: Nach drei Runden ist ein Blick auf die Tabelle wenig aussagekräftig, aber für Sturm-Fans sicherlich ungewohnt. Besorgt Sie der letzte Platz, oder ist es nach so wenigen Spielen noch relativ egal?

Lang: Nein, egal ist das sicherlich nicht. Das ist auch den Spielern nicht egal. Aber man ist ja nicht weit auseinander. Wenn man das 0:3 in Kapfenberg gesehen hat, weiß man, dass es auch anders hätte ausgehen können. Die Situation ist leider Gottes nun einmal so. Aber ich bin felsenfest überzeugt, dass es wieder bergauf geht, wenn wir die Verletztensituation in den Griff bekommen – sechs Mann zu ersetzen, ist ja nicht so leicht.

LAOLA1: Gegen Zestafoni hat Sturm die Chance, einiges wieder gut zu machen. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es klappen wird?

Lang: Ich glaube, dass sich alle im Verein bewusst sind, worum es in dieser Partie geht. Ich bin fest überzeugt, dass jeder sein Bestes geben wird, um dieses Ziel zu erreichen.

Das Gespräch führte Peter Altmann