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"Vielleicht habe ich diese Bodenständigkeit"

Wer auf Heinz Fuchsbichler als neuen Ried-Trainer gewettet hätte, hätte mit wenig Einsatz viel Geld machen können.

Den 44-jährigen Steirer hatten nicht einmal die größten Insider auf ihrer Rechnung.

„Er ist ein Teamplayer und Entwickler und passt zu 100 Prozent in unser vorgegebenes Profil“, begründet Manager und Mastermind Stefan Reiter die Entscheidung.

Fuchsbichler wird am Dienstag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, befindet sich deshalb gerade auf dem Weg nach Österreich.

LAOLA1 hat den Neo-Ried-Coach am Flughafen in Dubai erreicht und mit ihm über seine neue Aufgabe gesprochen.

LAOLA1: Herr Fuchsbichler, die Überraschung in Österreich war einigermaßen groß, dass Sie neuer Cheftrainer der SV Ried. Seit wann wissen Sie es?

Heinz Fuchsbichler: Eigentlich auch erst seit ein paar Tagen. Stefan Reiter und ich standen erstmals vor zwei Wochen in Kontakt, danach bin ich nach Wien geflogen, um mich mit ihm zu treffen. Ich habe mir dann das Match Admira gegen Ried angeschaut und bin wieder zurückgeflogen. Wir sind so verblieben, dass er noch Gespräche mit anderen Kandidaten führt, sich aber danach meldet. Das hat er dann auch gemacht und wir sind ins Detail gegangen.

LAOLA1: Wie haben Sie Reiter letztlich überzeugt?

Fuchsbichler: Das kann ich schwer beurteilen. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, wo viele Sachen deckungsgleich waren. Ich verfolge den Weg der Rieder schon länger. Er ist erfolgreich, bodenständig und gut strukturiert. Ich kann mich mit der Vereins-Philosophie sehr gut identifizieren. Ried setzt viel auf junge, österreichische Spieler – das ist auch meine Philosophie.

LAOLA1: Reiter hat gemeint, sie könnten der klassische Innviertler sein. Was meint er damit?

Fuchsbichler: Ich habe viel mit Vereinen gearbeitet, die Ried ähnlich sind. Ich war in der zweiten Liga tätig und nie bei Spitzenklubs. Vielleicht habe ich dadurch diese Bodenständigkeit, die sich Stefan Reiter wünscht.

LAOLA1: Für viele ist Ried der Vorzeigeklub in Österreich. Was ist Ried für Sie?

Fuchsbichler: Ried ist für mich ein Verein, der sukzessive gewachsen ist und einen hervorragenden Ruf in Österreich hat. Er ist nie durch Skandale, sondern durch sportliche Erfolge aufgefallen. Er geht konsequent seinen Weg, baut immer wieder junge Spieler ein, denen man dann keine Steine in den Weg legt, wenn ein größerer Verein anklopft. Ried ist eine sehr, sehr gute Adresse.

LAOLA1: Ried war in den vergangenen zwei Jahren zwei Mal Herbstmeister, zwei Mal im Cup-Finale und hat davon ein Mal gewonnen. Ist die gestiegene Erwartungshaltung nicht auch ein Problem?

Fuchsbichler: Druck hat man überall. Das ist ganz normal. Die Zielsetzung muss nicht unbedingt mit dem Tabellenplatz zusammenhängen. Wichtig ist, dass man den eingeschlagenen Weg weitergeht und nichts mit dem Abstieg zu tun hat. Sich im Mittelfeld zu positionieren, ist für Ried keine Selbstverständlichkeit. Der Verein selbst weiß, wo man sich positionieren kann, auch wenn die beiden letzten Jahre sehr gut waren. Wenn dann auch noch gute Spieler den Verein verlassen, wird es schwierig, gewisse Ziele zu verfolgen.

LAOLA1: Sie kommen in ein bestehendes Trainerteam. Ist das nicht ungewöhnlich?

Fuchsbichler: Nein, überhaupt nicht. Es war mein Wunsch mit Gerhard Schweitzer zusammen zu arbeiten. Ich habe mit ihm die Trainerausbildung gemacht, wir kennen uns daher sehr gut. Er ist fachlich ein Topmann und menschlich absolut in Ordnung. So einen Mann an seiner Seite zu haben,  ist hervorragend. Daneben sind wir mit Michi Angerschmid (Amateur-Trainer, der auch im Profibetrieb mitarbeitet, Anm.) und Werner Penz (Tormanntrainer, Anm.) top besetzt.

LAOLA1: Hatten Sie schon Kontakt zum Trainerteam?

Fuchsbichler: Nein, bewusst noch nicht. Das Cupfinale stand absolut im Vordergrund, darum hat man alles geheim gehalten. Wir haben am Dienstagnachmittag einen Termin, wo wir alles weitere absprechen.

LAOLA1: Sie waren zuletzt bei Al-Wahda in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Fuchsbichler: Es ist einfach eine ganz andere Welt, eine andere Kultur, eine andere Mentalität. Es gibt viele tolle ausländische Spieler und nicht nur abgehalfterte Altstars. Die Topstars verdienen ein Schweinegeld, spielen aber immer noch auf Topniveau. Die Profiliga funktioniert sehr gut, man darf das Niveau nicht unterschätzen. Natürlich legt man viel Wert auf Namen. Für mich war es eine Riesen-Erfahrung. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe.

LAOLA1: Sie hatten mit Josef Hickersberger einen routinierten Chef, oder?

Fuchsbichler: So ist es. Er kennt die Mentalität sehr gut und genießt im arabischen Raum einen hervorragenden Ruf. Das Jahr war sportlich auch in Ordnung, aber es war schon seit Monaten klar, dass wir nach dieser Saison gehen müssen. Es kommt ein neuer Scheich, der alles auswechselt. Das ist dort ganz normal.

LAOLA1: Hatten Sie auch schon etwas Heimweh?

Fuchsbichler: Als Fußballtrainer kann man sowieso nie langfristig planen. Als ich vom Rieder Interesse gehört habe, habe ich gleich gesagt: Das mach‘ ich sofort. Vom ersten Kontakt weg war ich von Ried begeistert. Selbst wenn ein anderer Verein gekommen wäre, hätte es für mich keine Diskussion gegeben.

Das Interview führte Kurt Vierthaler