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"Bürger bleibt 100-prozentig bis zum Sommer"

250 Mal ist Franz Lederer in der Bundesliga schon auf der Mattersburg-Bank gesessen.

Während dieser Zeit hat der 48-Jährige schon allerlei Höhen und Tiefen erlebt.

Aktuell befindet sich sein Team wieder im Aufwind. Seit drei Runden ist der SVM ungeschlagen, an den vergangenen sechs Spieltagen setzte es nur eine Niederlage.

„Uns ist es gelungen, die Fehler abzustellen und so zu spielen, dass es den Spielern wieder Spaß macht“, begründet der Coach im LAOLA1-Interview den Erfolgslauf.

Der Burgenländer spricht außerdem über den Verbleib von Patrick Bürger, Werner Gregoritschs überraschenden Abgang und das kommende Spiel gegen den SK Rapid.

LAOLA1: Ich nehme an, die Stimmung in Mattersburg ist nach den jüngsten Erfolgserlebnissen entsprechend gut.

Franz Lederer: Sie ist so gut, wie sie sein kann. Es ist aber nicht so, dass Euphorie herrscht.

LAOLA1: Warum läuft es seit Anfang Oktober?

Lederer: Wir haben uns zu Beginn der Meisterschaft mit vielen individuellen Fehlern selbst sofort den Wind aus den Segeln genommen. Das hat sich auch auf die Resultate ausgewirkt. Uns ist es gelungen, das abzustellen und so zu spielen, dass es den Spielern wieder Spaß macht. Sie trauen sich zu, gegen jeden etwas zu holen.

LAOLA1: Das klingt in erster Linie nach mentaler Arbeit.

Lederer: Ja, aber nicht durch großartige Gespräche. Wir haben versucht, in der Trainingsarbeit Lösungen zu finden.

LAOLA1: War der Sieg gegen Wr. Neustadt aus Ihrer Sicht der Knackpunkt?

Lederer: Das war sicher ein ganz wichtiges Spiel. Wir hatten bis dahin noch nicht gewonnen. Da ist der Knopf aufgegangen. Ausgerechnet gegen Wr. Neustadt, wo wir in der ersten Runde das Spiel nach ein paar Sekunden freiwillig hergegeben haben.

LAOLA1: Ärgert es Sie, dass es nicht von Saisonbeginn an so gelaufen ist? Dann könnten Sie dem Winter ziemlich entspannt entgegenblicken.

Lederer: Wir sind nicht unentspannt. Aber man sieht, was mit dem Abrufen der wirklichen Möglichkeiten alles drinnen ist. Nicht nur bei der Admira, sondern auch bei den Riedern. Das tut uns ein bisschen weh, aber es ist ja noch nicht zu spät.

LAOLA1: Zudem hat der SVM die Qualität erlangt, sehr späte Tore schießen zu können. Es waren bereits fünf in den letzten fünf Spielminuten.

Lederer: Das zeugt von großer Moral, von großem Glauben an uns selbst. Wir sind körperlich in einem Zustand, in dem am Schluss immer noch etwas gehen kann.

LAOLA1: Zuletzt war es Thorsten Röcher, der den Last-Minute-Treffer erzielte. Wie sind Sie mit seiner Entwicklung zufrieden?

Lederer: Er ist ein Riesentalent, deswegen haben wir ihn im Winter ja auch verpflichtet. Er hat in körperlicher Hinsicht immer noch unglaublichen Aufholbedarf. Aber zuletzt ist er so weit gekommen, dass er eigentlich in jedem Spiel, in dem er als Joker kommt, etwas bewirkt hat. In Innsbruck war es mit dem Tor am deutlichsten zu sehen. Sein Weg ist vorgegeben.

LAOLA1: Ist er bald ein Thema für die Startelf?

Lederer: Spätestens im Frühjahr 2012 ist er sein sehr, sehr ernster Kandidat für die ersten Elf.

LAOLA1: Patrick Bürger trifft unterdessen weiterhin konstant, hält bei sieben Saisontoren. Trudeln schon die ersten Angebote ein?

Lederer: Bei mir nicht. Und beim Klub weiß ich auch von nichts. Es ist jedoch klar, dass es unumgänglich ist, dass er Interesse auf sich zieht. Er ist bodenständig genug, damit umgehen zu wissen. Er wird sich die Zeit geben, um sich als Mensch und Fußballer so weit zu bringen, dass er dann den richtigen Schritt setzt.

LAOLA1: Sie glauben also, dass er auf jeden Fall bis zum Sommer bleibt?

Lederer: 100-prozentig. Ich hoffe, auch darüber hinaus. Dann kann er als wirklich fertiger Profi bereit fürs Ausland sein.

LAOLA1: Nun geht es gegen Rapid. Ihr Team hat gegen die Hütteldorfer schon seit vier Spielen nicht mehr verloren. Ein Lieblingsgegner?

Lederer: Auf Serien gebe ich nichts. Aber Rapid ist für jeden Bundesliga-Klub ein besonderer Gegner. Rapid war in Wahrheit ja immer schon der Klub, der im Burgenland viele Anhänger hat. Vor uns war ja länger kein burgenländischer Klub in der Bundesliga. Es wird immer das Duell der Kleine gegen den Großen sein.

LAOLA1: Bei Ihrem Hauptkonkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, dem Kapfenberger SV, ist Werner Gregoritsch als Trainer zurückgetreten. Hat Sie das überrascht?

Lederer: Vorerst: Ich sehe uns nicht im Kampf gegen den Abstieg! Ehrlich gesagt, hat es mich schon überrascht, dass das in dieser Phase passiert ist. Für einen Trainer ist so ein Schritt nie angenehm. Ich denke aber, er hat das mit seinem Präsidenten gut überlegt und den für beide vernünftigsten Schluss gezogen.

LAOLA1: Wie Gregoritsch arbeiten auch Sie schon sehr lange beim selben Verein und pflegen ein ausgezeichnetes Verhältnis zum Obmann. Fällt da so ein Schritt noch einmal schwerer?

Lederer: Es hat bei uns auch Situationen gegeben, in denen man das analysieren musste. Bis jetzt war es aber immer noch so, dass beide das nicht so gesehen haben. Ich glaube nicht, dass das Thema ist, wie lange man schon beim Klub ist, sondern: Wie sieht die Situation aus? Das kann passieren, wenn man zwei oder zwölf Jahre beim Verein arbeitet.

Das Gespräch führte Harald Prantl